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Himmelfahrt, und die neue Sakristei, sowie der Kreuzaltar am folgenden
Tage eingeweiht; in den erweiterten Bau kamen neue, noch heute vor-
handene Chorstühle, offenbar die 1495 in Köln begonnenen, und 1512
auch eine neue Orgel, zu welcher der Kath auf Bitten des Stiftes kosten-
frei das Holz lieferte; 1520 erhielt die Kirche zwei schwere, messingene
Leuchter, eine Arbeit des Nürnberger Meisters Jobst Joccel, bei deren
Verkaufe im Jahre 1764 nicht weniger als 218 Gulden gelöst wurden.

Im Juni 1517 besuchte Kaiser Maximilian I bei seinem Aufenthalt
in Frankfurt mehrere Male den Gottesdienst in der Kirche, die in den
nächsten Jahren einer traurigen Zeit entgegen ging. Die Leiden des
Stiftes während der reformatorischen Bewegung, die uns ein Mitglied des
Kapitels, der Canonicus Wolfgang Königstein, so anschaulich geschildert
hat, entzogen wohl auch der Kirche ihre reichen patrizischen Gönner;
der letzte Stifter aus diesen Kreisen war Jakob Heller, der in seinem
Testamente für eine ewige Ampel auf dem Oelberge zu Liebfrauen eine
grössere Summe aussetzte. Am 15. April 1522 wurden Huttens Drohbriefe
gegen die Geistlichkeit an die Kirchenthüre geheftet; am Pfingstfest 1525
liess der Kath gar einen lutherischen Prädikanten in der Kirche predigen,
nachdem er kurze Zeit vorher, wie auch bei den anderen Stiften und
Klöstern, Vermögen und Kirchenschatz des Liebfrauen-Stiftes hatte inven-
tieren lassen.

Bei der 1533 von dem Volke erzwungenen Entfernung der Bilder
aus einzelnen Gotteshäusern blieb die Liebfrauen-Kirche zwar verschont,
doch durften die Geistlichen in den Jahren 1533—48 keinen Gottesdienst
in ihr feiern. Blieb sie auch durch den Heidelberger Vergleich von 1535 in
den Händen der Katholiken, so liess doch der Kath von Ostern 1542 ab ebenso
wie zu St. Leonhard einen über den anderen Sonntag einen lutherischen
Prädikanten in der Kirche predigen; auch in der Schwedenzeit 1633 wurden
hier protestantische Predigten gehalten. Während des Schmalkaldischen
Krieges 1546 musste das Stift seine Kirchengeräthe im Werthe von über
1500 Gulden dem Käthe überliefern; es erhielt später nur einen Theil
derselben unversehrt zurück 1).

Von baulichen Veränderungen und Gegenständen der inneren Aus-
stattung, welche die Kirche im XVI. und XVII. Jahrhundert erfahren oder
erhalten hat, ist nur wenig bekannt. Lersner theilt eine Inschrift über
der „kleinen Kirchenthüre“, über welcher die Wappen der Familien Brun
und Hohenhaus angebracht seien2), mit, wonach diese 1571 in ihrem

v) In lüebfrauen-Büchern 105 befinden sich Inventarien des Kirchenschatzes aus
den .Jahren 1498, 1546 und 1576.

2) Um 1360 heirathete Brune Brun die Rilinde von Hohenhaus, also wohl
eine Stiftung dieses Ehepaars, dessen Wappen noch zu Lersners Zeit mehrfach in der
Kirche zu sehen war; auch Rilindens Grabstein war noch um 1700 in der Kirche
vorhanden. Die beiden Wappenschilder und die alte Pieta darüber befinden sich jetzt
über der Vorthüre zum östlichen Südportal.
 
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