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derer von Glauburg über und diente dieser Familie bis 1782 als Erb-
begräbnis s. 1)

Im Jabre 1453 wurde die Kirche, die bisher vollständig dein Bar-
tliolomaeus-Stift unterstand und gottesdienstlich lediglich als Kapelle ohne
Predigt, ohne Sakramente und ohne Friedhof diente, zu einer Filialkirche
des Domes, der bisher einzigen Pfarrkirche, prhoben; diese Erhöhung, die
gleichzeitig auch der Kapelle zu den Heiligen Drei Königen in Saclisen-
hausen widerfuhr, ist dem energischen Eintreten des Käthes für die Meh-
rung des Gottesdienstes zu verdanken; sie wurde mit päpstlicher Bevoll-
mächtigung durch den Kardinal-Legaten Nicolaus von Cusa entgegen dem
beharrlichen Widerstande des Domstiftes ins Leben gerufen. Allerdings
war es Miesem gelungen, die Wünsche des Käthes, welcher je eine neue
selbständige Pfarrkirche in den abgeschlossenen Stadttlieilen Neustadt und
Sachsenhausen erstrebte, nur zum Theile zur Ausführung kommen zu lassen;
das Stift besetzte die beiden Pfarrstellen und regelte den Gottesdienst
nach seinem Belieben, die Stadt hatte die Angestellten des Stiftes zu be-
solden und die Kirchen zu unterhalten, zu welchen Zwecken die bisher
selbständig verwalteten Einkünfte beider Gotteshäuser vom Ratlie ein-
gezogen wurden.

Von den Geschicken der Kirche, von der Art und Weise, wie der
Kath seiner Unterhaltungspflicht in den nächsten Jahrzehnten oblag, wissen
wir fast nichts. Wir hören aus dem Jahre 1489 von der Herstellung eines
„Gewölbes“ durch die Testamentarien Matern Jungens, worunter wir wohl
ein Grabgewölbe und vielleicht gar nicht in der Kirche, sondern auf dem
Kirchhofe zu verstehen haben.2) Wir erfahren ferner aus dem Jahre 1514
von einer Glocke, welche die bekannte Giesserhütte des Meisters Stephan
Gobel für 60 Gulden den Nachbarn der Kirche geliefert hatte.

gottesbild ausgestattete Kirchlein während des XIV. Jahrhunderts als Betkapelle“
(S. 22). Dass der heute nocli in einem guten baulichen Zustande befindliche, gewölbte
Chor damals als zerfallene Kapelle bestanden uneL. 1417 durch das Schiff zu einer
Kirche erweitert worden sei, ist nach Lage der Sache nicht möglich. Angenommen
nun, es seien wirklich einige Grundmauern — und mehr kann es kaum sein — des
kleinen Bethauses bei dem Bau der Kirche verwendet worden, so haben wir doch
immer einen Neubau und keinen Umbau vor uns.

9 Leber dieses Begräbniss interessante Verhandlungen in den Akten Ugb A G
Nr. 4 des Stadtarchivs über das 1782 erlassene Verbot, fernerhin in den Kirchen zu
beerdigen. Der damalige Anspruch des Seniors der Familie von Glauburg auf die
Nebenkapelle, der sich auf das Wappen im Schlusssteine gründete, wurde vom Käthe
als unberechtigt zurückgewiesen. — Weiteres über die beiden Kapellen Lersner IV, 9S.

2) Battenberg sagt in seinem Werke S. 104: „fest steht, dass die Kirche erst im
Jahre 14S9 ein Gewölbe erhielt, sie war also bis dahin saalartig“ und nennt als Quelle
das Bürgermeisterbuch von 1489. Hier findet sich Fol. 57, ebenso wie in den Extrakten
aus den Rathsprotokollen Band XI, Fol. 98 die Notiz: „1489 Item den Testamentarien
Maderns Jungen seligen vergönnen ein gewelb zu St. Peter zu machen.“ Hieraus kann
man nicht den Schluss ziehen, dass die Kirche im Jahre 1489 gewölbt worden sei, da
sonstige Nachrichten oder bauliche Einrichtungen, welche hierfür als Beweis anzuführen
wären, nicht vorhanden sind. Es ist ein Gewölbe irgend welcher Art, wahrscheinlich

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