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nicht von der künstlerischen Bedeutung der Hellerschen Gruppe auf' dem
Domkirchhof, aber immer ehrwürdig als eines der wenigen spätmittelalter-
lichen Bildhauerwerke in unserer Stadt. -Der Kirchhof, der im Laufe der
Zeit mehrfache Erweiterungen erfuhr, diente bis 1828 als Begräbnissstätte,
von 1548 ab bis 1812 aber fast ausschliesslich nur für die protestantische
Bevölkerung.
Es kann hier nur flüchtig an die Bedeutung erinnert werden, welche
der St. Peters-Kirche durch das Wirken des hervorragenden Geistlichen
Johannes Lupi vor der Reformation und während der Reformation durch
die hartnäckigen Kämpfe zufiel, welche um ihren Besitz zwischen Katho-
liken-und Protestanten ausgefochten wurden; denn sie bildete damals die
Hochburg der am alteil Glauben festhaltenden katholischen Partei, wenn
auch ihre eigene Gemeinde die schroffsten Führer im Kampfe für die
neue Lehre stellte. Im März 1531 wurde die Kirche der katholischen
Gottesverehrung verschlossen und den protestantischen Prädikanten über-
geben; in dem ungestörten Besitze der evangelisch-lutherischen Gemeinde
ist sie bis auf unsere Tage geblieben.
Zu der Baugeschichte der Kirche sind uns aus dem XVI. und XVII.
Jahrhundert nur einzelne dürftige Nachrichten überliefert. Der Dach-
reiter, den der Meriansche Plan zeigt, kann erst nach 1552 errichtet
worden sein, da Fabers Belagerungsplan uns die Kirche ohne einen solchen
gibt. Im Jahre 1646 stifteten die Nachbarn in der Friedberger und
Schäfergasse eine Schlaguhr; vielleicht ist unter dem damals vom Rathe
bewilligten „Uhr- und GlockgestelD jener Dachreiter zu verstehen, den
die grossen Umbauten des XVIII. Jahrhunderts beseitigt haben. 1675 wurde
der messingene Kronleuchter durch den Rathsherrn Dr. Johann Thomas
Eberhard genannt Schwind und den Hufschmied Johann Peter Böger ge-
stiftet, in der Ostermesse 1682 ein neuer Altar errichtet, an dessen Kosten
sich eine Gärtnerswittwe mit 100 Thalern Jbetlieiligte. Mehr ist über die
Geschichte der Kirche vor dem grossen Umbau von 1771 nicht bekannt.
Die baulichen Veränderungen und Wiederherstellungen der Jahre
1769—17711) gaben der Kirche im Grossen und Ganzen ihre letzte Gestalt.
Veranlassung hierzu war ein Gesuch der Bewohner des III. Quartiers und
auch anderer ausser diesem Quartier wohnender Freunde und Gönner,
welche in der Zahl von rund 100 mit dem Bürger-Kapitän Johann Valentin
Reichard an der Spitze ihre Namen in eine dem Gesuch beigefügte An-
lage eintrugen und um eine Erweiterung und Reparatur der Kirche bei
dem Kastenamt vorstellig wurden. In dem Gesuche heisst es, die Kanzel
könne nicht mehr bestiegen werden, die Orgel wolle keinen Laut mehr
von sich geben, die Fensterscheiben sähen eher Horn als Glas ähnlich,
die Decke und Wände schienen mit Russ überzogen, die Emporen seien
so baufällig, dass sie alle Augenblicke einzustürzen drohten, die Kirchen- 9
9 Akten des Allgemeinen Almosenkastens (im Stadtarchiv) Ag II, 5.
nicht von der künstlerischen Bedeutung der Hellerschen Gruppe auf' dem
Domkirchhof, aber immer ehrwürdig als eines der wenigen spätmittelalter-
lichen Bildhauerwerke in unserer Stadt. -Der Kirchhof, der im Laufe der
Zeit mehrfache Erweiterungen erfuhr, diente bis 1828 als Begräbnissstätte,
von 1548 ab bis 1812 aber fast ausschliesslich nur für die protestantische
Bevölkerung.
Es kann hier nur flüchtig an die Bedeutung erinnert werden, welche
der St. Peters-Kirche durch das Wirken des hervorragenden Geistlichen
Johannes Lupi vor der Reformation und während der Reformation durch
die hartnäckigen Kämpfe zufiel, welche um ihren Besitz zwischen Katho-
liken-und Protestanten ausgefochten wurden; denn sie bildete damals die
Hochburg der am alteil Glauben festhaltenden katholischen Partei, wenn
auch ihre eigene Gemeinde die schroffsten Führer im Kampfe für die
neue Lehre stellte. Im März 1531 wurde die Kirche der katholischen
Gottesverehrung verschlossen und den protestantischen Prädikanten über-
geben; in dem ungestörten Besitze der evangelisch-lutherischen Gemeinde
ist sie bis auf unsere Tage geblieben.
Zu der Baugeschichte der Kirche sind uns aus dem XVI. und XVII.
Jahrhundert nur einzelne dürftige Nachrichten überliefert. Der Dach-
reiter, den der Meriansche Plan zeigt, kann erst nach 1552 errichtet
worden sein, da Fabers Belagerungsplan uns die Kirche ohne einen solchen
gibt. Im Jahre 1646 stifteten die Nachbarn in der Friedberger und
Schäfergasse eine Schlaguhr; vielleicht ist unter dem damals vom Rathe
bewilligten „Uhr- und GlockgestelD jener Dachreiter zu verstehen, den
die grossen Umbauten des XVIII. Jahrhunderts beseitigt haben. 1675 wurde
der messingene Kronleuchter durch den Rathsherrn Dr. Johann Thomas
Eberhard genannt Schwind und den Hufschmied Johann Peter Böger ge-
stiftet, in der Ostermesse 1682 ein neuer Altar errichtet, an dessen Kosten
sich eine Gärtnerswittwe mit 100 Thalern Jbetlieiligte. Mehr ist über die
Geschichte der Kirche vor dem grossen Umbau von 1771 nicht bekannt.
Die baulichen Veränderungen und Wiederherstellungen der Jahre
1769—17711) gaben der Kirche im Grossen und Ganzen ihre letzte Gestalt.
Veranlassung hierzu war ein Gesuch der Bewohner des III. Quartiers und
auch anderer ausser diesem Quartier wohnender Freunde und Gönner,
welche in der Zahl von rund 100 mit dem Bürger-Kapitän Johann Valentin
Reichard an der Spitze ihre Namen in eine dem Gesuch beigefügte An-
lage eintrugen und um eine Erweiterung und Reparatur der Kirche bei
dem Kastenamt vorstellig wurden. In dem Gesuche heisst es, die Kanzel
könne nicht mehr bestiegen werden, die Orgel wolle keinen Laut mehr
von sich geben, die Fensterscheiben sähen eher Horn als Glas ähnlich,
die Decke und Wände schienen mit Russ überzogen, die Emporen seien
so baufällig, dass sie alle Augenblicke einzustürzen drohten, die Kirchen- 9
9 Akten des Allgemeinen Almosenkastens (im Stadtarchiv) Ag II, 5.