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eine zweite Kollekte in der Stadt sammelte. Nachdem am 7. Oktober Kanzel
und Altar, beide von Bildhauer Johann Leonhard Aufmuth und Schreiner-
meister Dietz angefertigt und vom Maler Johann Andreas Benjamin Noth-
nagel gemalt, fertig geworden, erfolgte am 10. Oktober 1779 die feierliche
Einweihung. Die Vollendung des Werkes wurde durch die weiter unten
mitgetheilte Inschrift verewigt. Noch fehlte gar manches zur Vollendung:
erst am 20. August des folgenden Jahres konnte die neue Orgel, die der
Frankfurter Meister Friedrich Mey necke für 1550 Gulden geliefert hatte,
in Gebrauch genommen werden, und noch längere Zeit nahm die Errichtung
des Thurmes in Anspruch; denn erst im März 1781 konnten der Knopf
aufgesetzt und die Glocken aufgehängt werden und noch im Herbst erfolgten
kleinere Arbeiten zur Fertigstellung des Thurmes. Um die erfahrungs-
gemäss an einer gefährdeten Stelle gelegene Kirche gegen Wettersgefahr
zu schützen, erhielt sie nebst dem Thurme im März 1781 eine Blitz-
ableitung, welche nach den Angaben des Mannheimer Professors der
Meteorologie, Johann Jakob Hemmer, durch den Schlosser Alb hergestellt
wurde.1) Der Plan zu Kirche und Thurm ist das Werk des städtischen
Baumeisters Liebhardt, die Ausführung lag in den Händen der Maurer-
meister Kayser und Strobel sowie der Zimmermeister Müntzert und Meixner.
Um die nöthigen Mittel aufzubringen, musste die Gemeinde ihre AValdungen,
den Buch- und Eichwald, abholzen und ausser dem Erlös für das PIolz
noch aufgenommene Kapitalien zum Kirchenbau verwenden. Die Rechnung
über denselben schloss 1784 mit einer Ausgabe von 19 044 Gulden 551/2
Kreuzern ab.
Von der äusseren Geschichte der Kirche ist seit der Zeit ihrer Er-
richtung nur weniges der Erwähnung werth. 1783 wurde in die Seiten-
wand der Grabstein der Gattin des Seniors Fresenius, der Mutter des
damaligen Ortspfarrers, eingemauert; 1813 stiftete der Schöffe und Kammer-
herr von Holzhausen das Oelgemälde der Heimkehr der Familie Jesu,
welches als Altarblatt verwendet wurde. Von umfangreicheren Wieder-
herstellungsarbeiten braucht nur der Erneuerung des Anstriches im Inneren,
welche der Weissbindermeister Peter Cornel 1825 ausführte, und der Re-
paratur des besonders im Holzwerke baufälligen Thurmes gedacht zu
werden, w'elche 1864 nach den Plänen des Architekten Pichler erfolgte.
Die Arbeiten im Inneren, welche 1873 vorgenommen wurden, sind in der
Baubeschreibung näher dargelegt; im Anschluss daran erhielt 1874 die
Kirche eine neue Orgel, welche die Firma Walcker in Ludwigsburg für
beinahe 9000 Gulden lieferte. Auch für die zur Zeit (Sommer 1896) in
der Ausführung begriffenen Arbeiten verweisen wir auf die Angaben der
0 Die Verhandlungen mit Hemmer wegen der Blitzableitung der neuen Kirche
gaben dem Rathe die Veranlassung, mit den bürgerlichen Kollegien die Sicherung
sämmtlicher öffentlicher Gebäude durch Wetterableitungen in Erwägung zu ziehen —
das erste Beispiel, dass eine grössere Reichsstadt in so umfassender Weise sich mit
der Frage der Blitzableiter beschäftigte.
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eine zweite Kollekte in der Stadt sammelte. Nachdem am 7. Oktober Kanzel
und Altar, beide von Bildhauer Johann Leonhard Aufmuth und Schreiner-
meister Dietz angefertigt und vom Maler Johann Andreas Benjamin Noth-
nagel gemalt, fertig geworden, erfolgte am 10. Oktober 1779 die feierliche
Einweihung. Die Vollendung des Werkes wurde durch die weiter unten
mitgetheilte Inschrift verewigt. Noch fehlte gar manches zur Vollendung:
erst am 20. August des folgenden Jahres konnte die neue Orgel, die der
Frankfurter Meister Friedrich Mey necke für 1550 Gulden geliefert hatte,
in Gebrauch genommen werden, und noch längere Zeit nahm die Errichtung
des Thurmes in Anspruch; denn erst im März 1781 konnten der Knopf
aufgesetzt und die Glocken aufgehängt werden und noch im Herbst erfolgten
kleinere Arbeiten zur Fertigstellung des Thurmes. Um die erfahrungs-
gemäss an einer gefährdeten Stelle gelegene Kirche gegen Wettersgefahr
zu schützen, erhielt sie nebst dem Thurme im März 1781 eine Blitz-
ableitung, welche nach den Angaben des Mannheimer Professors der
Meteorologie, Johann Jakob Hemmer, durch den Schlosser Alb hergestellt
wurde.1) Der Plan zu Kirche und Thurm ist das Werk des städtischen
Baumeisters Liebhardt, die Ausführung lag in den Händen der Maurer-
meister Kayser und Strobel sowie der Zimmermeister Müntzert und Meixner.
Um die nöthigen Mittel aufzubringen, musste die Gemeinde ihre AValdungen,
den Buch- und Eichwald, abholzen und ausser dem Erlös für das PIolz
noch aufgenommene Kapitalien zum Kirchenbau verwenden. Die Rechnung
über denselben schloss 1784 mit einer Ausgabe von 19 044 Gulden 551/2
Kreuzern ab.
Von der äusseren Geschichte der Kirche ist seit der Zeit ihrer Er-
richtung nur weniges der Erwähnung werth. 1783 wurde in die Seiten-
wand der Grabstein der Gattin des Seniors Fresenius, der Mutter des
damaligen Ortspfarrers, eingemauert; 1813 stiftete der Schöffe und Kammer-
herr von Holzhausen das Oelgemälde der Heimkehr der Familie Jesu,
welches als Altarblatt verwendet wurde. Von umfangreicheren Wieder-
herstellungsarbeiten braucht nur der Erneuerung des Anstriches im Inneren,
welche der Weissbindermeister Peter Cornel 1825 ausführte, und der Re-
paratur des besonders im Holzwerke baufälligen Thurmes gedacht zu
werden, w'elche 1864 nach den Plänen des Architekten Pichler erfolgte.
Die Arbeiten im Inneren, welche 1873 vorgenommen wurden, sind in der
Baubeschreibung näher dargelegt; im Anschluss daran erhielt 1874 die
Kirche eine neue Orgel, welche die Firma Walcker in Ludwigsburg für
beinahe 9000 Gulden lieferte. Auch für die zur Zeit (Sommer 1896) in
der Ausführung begriffenen Arbeiten verweisen wir auf die Angaben der
0 Die Verhandlungen mit Hemmer wegen der Blitzableitung der neuen Kirche
gaben dem Rathe die Veranlassung, mit den bürgerlichen Kollegien die Sicherung
sämmtlicher öffentlicher Gebäude durch Wetterableitungen in Erwägung zu ziehen —
das erste Beispiel, dass eine grössere Reichsstadt in so umfassender Weise sich mit
der Frage der Blitzableiter beschäftigte.
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