Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
345

DIE ST. MATEMS - KAPELLE.

Archivalische Quellen v Akten und Urkunden über die Kapelle; y. Fichards
G-eschlechtergeschichte, Faszikel Becker; Ugb B 99 Nr. 51, A 30 Nr. 16 und 19 —
sämmtlich im Stadtarchiv I.

Aeltere Pläne und Abbildungen: Riss von 1789 bei den Akten Ugb B 99
Nr. 51.

Litteratur: Lersners Chronik; Battonns Oertliche Beschreibung VI; Lotz,
Baudenkmäler S. 150.

Wie die St. Peters-Kapelle den gottesdienstlichen Bedürfnissen der
nördlichen, die Allerheiligen-Kapelle denen der östlichen Neustadt dienen
sollte, so war die St. Materns-Kapelle auf dem Rossmarkt — etwa da, wo
heute die Häuser Zeitmann und Baer zusammenstossen — bestimmt für
die Gottesverehrung der Bewohner der westlichen Neustadt. 1393 wird
sie zuerst als bestehend erwähnt1); bald darauf muss sie auf irgend eine
Weise Schaden erlitten haben oder gar zerstört worden sein, denn eine
Urkunde von 1395 spricht von dem „Flecken, da St. Materns Kirche
stand,“ und eine andere von 1397 von dem „Flecken, da St. Matern auf-
gebaut soll werden“. 1405 und 1417 scheint das Liebfrauen-Stift, welches
eine Gülte auf dem Grundstücke der Kapelle hatte, an dessen Verkauf
gedacht zu haben; die Lasten, welche darauf ruhten und denen kein Ver-
mögen der Kapelle entsprach, waren schuld daran, dass sie unvollendet
blieb. Die Kapelle lag gegen Ende des XIV. und in der ganzen ersten
Hälfte des XV. Jahrhunderts wüst und offen da; 1434 hatten Zigeuner,
die sich damals in Frankfurt aufhielten, anscheinend mit Erlaubniss des
Rathes in der zerfallenen Kirche eine Zeit lang ihr Lager aufgeschlagen.

Im Jahre 1453 Hessen der Schöffe Hartmann Becker zu Falkenstein
und seine Frau, Gretcken Appenheimer, nachdem sie die darauf ruhenden
Lasten abgelöst hatten, die zerfallene, nicht ausgebaute Kapelle hersteilen
und vollenden; sie errichteten einen Altar und statteten ihn mit den
nöthigen Mitteln zur Vorsehung des Gottesdienstes aus. Der Rath hatte
Becker zum Aufbau der Kapelle sechs Haufen Steine zur Verfügung
gestellt. Kapelle und Altar wurden nach der von Lersner mitgetheilten,
darauf bezüglichen Inschrift am 12. Januar 1454 zu Ehren der heiligen
Dreifaltigkeit, der Jungfrau Maria, der Heiligen Thomas, Stephan, Laurentius, 9

9 Nach zum Juugens Annalen (Battonn VI, 274) soll sie bereits 1325 erbaut
worden sein — eine offenbar irrige Angabe; sie ist gewiss nicht älter als die beiden
anderen Neustädter Kapellen. Ebenso falsch ist die von Battonn IV, 276 aus einem
Liebfrauenstifts-Buche gegebene Notiz von der Erbauung im Jahre 1404

23*
 
Annotationen