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Boll, Franz
Sphaera: neue griechische Texte und Untersuchungen zur Geschichte der Sternbilder — Leipzig, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.19748#0143

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VIII. Die Sternbilder des griechischen Tierkreises

121

Ylll. Die Sternbilder des griechischen Tierkreises.

Im sechsten Kapitel wurde gezeigt, dafs als TTapavaxeXXovxa
schlechtweg vor allem die Sternbilder nördlich und südlich des Tier-
kreises galten, dafs man aber doch auch von den Bildern im Tierkreis
selbst die gleiche Bezeichnung brauchen durfte, insofern sie als irapa-
vaieWovia zu den Graden und Zeichen der Ekliptik anzuführen waren.
Es ist aber einleuchtend, dafs eine besondere Nennung der Tierkreis-
bilder in der Regel überflüssig erschien, da ja Sternbild und Zeichen
der Ekliptik den gleichen Namen führten und wenigstens im Groben
auch zusammenfielen. Wo aber eine mythologische Deutung im
Schwange war, oder wo an dem Tierkreisbild einzelne Teile mit be-
sonderen Namen versehen waren, wie sie z. B. Geminos im 3. Kapitel
zahlreich angeführt hat, da liefsen sich die Astrologen die Gelegenheit,
die Faktoren ihres Rechenexempels zu vermehren, natürlich nicht ent-
gehen. So werden wir auch bei der Mehrzahl der Tierkreisbilder
länger oder kürzer verweilen müssen.

Man wird vielleicht erwarten, die neuerdings dem Entscheid zu-
drängende Frage nach dem Ursprung des Tierkreises hier erörtert
zu sehen. Auch erlaube ich eine neue Thatsache von Wichtigkeit
mitteilen zu können und mufs zu diesem Zweck den gegenwärtigen
Stand des Problems darlegen. Allein ich werde diese Erörterung, um
unnütze Wiederholungen zu vermeiden, nicht hier einreihen, sondern
vielmehr unmittelbar an die Mitteilung jener neuen Beobachtung an-
knüpfen, die in den Rahmen des X. Kapitels gehört ( vgl. darin den
5. Abschnitt: Der Schütze im ägyptischen Zodiacus und der Ursprung
des Tierkreises).

1. Kpiöc.

Er kommt als Sternbild nur einmal in der ausführlicheren Ge-
stalt des Antiochostextes (V3) vor, zum Krebs, neben der leierspielenden
Muse und den Eseln, und zwar unter dem gewöhnlichen Namen xpiöc.
Soll diese Erwähnung einen Sinn haben, so mufs sie natürlich be-
deuten: das Bild des Widders kulminiert, während der Krebs herauf-
kommt. Indessen sind ähnliche Angaben über die Tierkreisbilder auch
in V3 sonst nicht zu finden-, und da aufserdem keiner von den beiden
oben erwähnten Anlässen vorlag, den Widder besonders zu nennen,
so dürfte es sich bei dem Worte Kpiöc entweder um einen nachträg-
lichen Zusatz oder um eine Korruptel aus xavBapoc handeln.
 
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