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Boll, Franz
Sphaera: neue griechische Texte und Untersuchungen zur Geschichte der Sternbilder — Leipzig, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.19748#0160

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446 ff.' x), sagt er, 'scheinen sich Einige beide Ströme unter dem Wal-
fisch, zusammenfliefsend gedacht zu haben'.2) Scaligers und Bentleys
andersartige Erklärungen; die nur an den Wassergufs des Aquarius
zu denken erlauben, widerlegen sich schon dadurch, dafs der Dichter
dann in seinem vollständigen Sternbilderverzeichnis das grofse Bild
des Flusses vollkommen übergangen hätte.

Den Anstois zur Vereinigung der beiden Ströme am Himmel
kann vor allem ihre gegenseitige Nähe, dann ihre Nachbarschaft mit
Wassertieren wie dem Ketos und den Fischen, und endlich die Dar-
stellung des Eridanos als eines liegenden Flufsgottes mit Urne3)
gegeben haben. So hatte er dasselbe Attribut wie der Wassermann
— es führt bei Teukros auch den gleichen Namen (k&Xttti) — und
die Vorstellung lag nicht fern, dafs der ganze himmlische Strom, auf
dem der Walfisch und die drei Fische zu schwimmen scheinen, von
einem Flufsgott ausgehe, den man nun an die Stelle des Wassermanns
treten liefs. Auf dem Tierkreis von Palmyra (vgl. Wood, PI. 19) ist
der Wassermann thatsäehlich in liegender Stellung, den Arm auf die
Urne stützend, also wie ein Flufsgott gebildet.4) Es kommt hinzu, dafs
über die Ausdehnung des Eridanos. wie Ideler0) bemerkt, schon Arat

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und Eratosthenes einander widersprechen, da der erstere nur das Stück
zwischen Orion und Walfisch zu kennen scheint, während bei dem
letzteren der Flufs südwärts bis in die Gegend des Kanobos fortläuft.
Damit war der Anfang zu einer weiteren Vergröfserung und Um-
gestaltung des Bildes nach dieser Richtung vielleicht schon lange
gegeben, ehe man daran dachte, Eridanos und Wassermann zu ver-
einigen. So läist sich die Sache erklären; aber eine andere Möglich-
keit, die vielleicht mehr innere Wahrscheinlichkeit besitzt, muls

1) Ideler meint die vorhin zitierten Yerse. Ihm folgt G-aedechens, Der
marmorne Himmelsglobus von Arolsen S. 29.

2) Thiele (A. H. B. S. 46) nimmt allerdings diese Maniliusverse gleichfalls
ohne weiteres als Beschreibung des Flusses. Da er aber die Sache mit dem
einen Wort abthut, so bleibt man im Zweifel, ob er die Schwierigkeit über-
haupt gesehen hat.

3) Abbildung aus dem Leidensis bei Thiele S. 125; ähnlich noch in der
Aldina der Astronom! veteres.

4) Im Kalender einer Hs aus Michelsbeuren, dem Breviarium Clin. 8271
(c 1160—1190) f. 2v ist der Aquarius als ein wasserausgiefsender Jüngling mit
Hörnern dargestellt, also als Flufsgott. Es liegt auf der Hand, dafs dies
keine ma. Erfindung sein kann; gewifs wird sich auch noch in andern Hss ähn-
liches herausstellen, auch in den astronomischen, Hygin, Beda oder Grerrnanicus,
über deren Inhalt uns Thiele infolge seiner leidigen Isolierung des Vossianus
so schlecht unterrichtet hat.

5) A. a. 0. S. 231.
 
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