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Boll, Franz
Sphaera: neue griechische Texte und Untersuchungen zur Geschichte der Sternbilder — Leipzig, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.19748#0197

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1047 [No. 33/4.] BERLINER PHILOLOGISCHE WOCHENSCHRIFT. [20. August 1904.] 1048

zweite Jahrb.. v. Chr. setzt. Mischung- der grie-
chischen und barbarischen Sphäre zeigt bereits
Asklepiades von Myrleia (Beilage 8). Es kann
mit B. für sehr wohl möglich angesehen werden,
daß er unmittelbar eingewirkt hat auf Manilius,
der von den Späteren, da sonst nur schwache
Spuren von Kenntnis der barbarischen Sphäre
vorliegen, fast allein in Betracht kommt. Die
Abhängigkeit des Firmicus von ihm — und zwar
fast ausschließlich von ihm — wird am Ende
der Abhandlung mit überzeugender Wahrschein-
lichkeit dargetan; so bringt B. Scaligers Meinung
wieder zu Ehren, die durch Salmasius abgetan
schien. Hervorgehoben sei noch, daß in diesen
Ausführungen für das Verständnis des Manilius
und Firmicus zahlreiche wertvolle Beiträge ge-
liefert werden.

Den Beschluß des ganzen Werkes (Kap. XV)
bildet ein Abschnitt „Mittelalterliche Astrologie
und neuere Forschung". Es gereicht dem Werk
nicht zum Nachteil, daß hier neben dem Philo-
logen auch der Bücherfreund und Bücherkenner
ausgiebig zu Worte kommt. Die eingangs er-
wähnten Studien über das Fortleben des Teukros
eröffnen das Kapitel. Dann wird das Lapidario
König Alfonsos X. besprochen, in dem auch
antike Uberlieferung nachklingt, darauf Petrus
von Abano, dessen Monomörien nach Bolls
sicherem Nachweis auch 'nichts anderes als ein
Widerschein solcher Uberlieferung, speziell des
Teukros, sind, aber in arabischer Brechung, und
die phantastische Astrologie des Michael Scotus;
seine Art, die Quellen zu benütssen, wird in Bei-
lage 7 an einem Beispiel ergötzlich beleuchtet.
Das Hauptinteresse an dieser Litteratur gilt,
sofern die klassische Philologie in Betracht kommt,
den Bildern, die mit sonstiger Sternbildüber-
lieferung vielfach zusammenhängen und auch auf
die ältesten einschlägigen Drucke eingewirkt
haben11). Endlich wird in großen Zügen dar-
gestellt, wie dies verworrene Material, fast aus-
schließlich durch Scaligers Manilius vermittelt,
auf die neuere Zeit bis herab zu der Periode
der ägyptischen Entdeckungen unter Napoleon I.
gewirkt hat.

n) Das Kentaurenweibchen, 'der Austronochus'
(B. S. 446), stammt am letzten Ende aus Hygin, und
Isidor, hier die Quölle des Anhangs zu den sangernia-
nensischen Germanicusscholien, ist der Vermittler
und schuld an dem Mißverständnis (Nat. Rer. XII
3. Etyni. HI 37. XIII 5). Er hat Hyg. Astr. 13 p. 23,8
gelesen oder verstanden: „poli. . quorum . . . alter
oppositus 'austronotius' est dictus". Alles weitere
wird Erfindung des Scotus sein.

Ungewollt gewinnen so die Untersuchungen
den eindrucksvollsten Abschluß. Wir ermessen
nicht bloß den sachlichen Gewinn, den uns die
neuen Texte gebracht haben, sondern zugleich
das persönliche Verdienst des Bearbeiters, das
auch im Hinblick auf den heutzutage üblichen
Betrieb gerade dieser Studien in seiner Eigen-
art hoch anzuschlagen ist: bei aller Weite des
Blickes strenge Befolgung philologisch-histori-
scher Methode, die sich auch durch die lockendste
Kombination der Pflicht nicht überhoben dünkt,
jedes Zeugnis kritisch zu prüfen.

München. A. Eehm.

M. Acoi (sie) Plauti comoediae- Edidit A. J.
Amatucci. Tomi I fasc. I. Amphitruo. Bari 1903,
Laterza. 60 S. 8. 1 L.

Die schweren Bedenken, mit denen der Verf.,
wie er selbst in der Vorrede erklärt, der Auf-
forderung des Verlegers, eine Plautusausgabe
mit Apparat zu veranstalten, gefolgt ist und den
ersten Teil zum Druck gegeben hat, waren nur
zu sehr gerechtfertigt; die vorliegende Probe
seiner Arbeit erweist im vollsten Maße, daß er
seiner Aufgabe ganz und gar nicht gewachsen
ist. Seine Absicht war, ein „probabile Plauti
exemplar" herzustellen, das „velut medium quid-
dam inter Goetzii Schoelliique nimias cautiones et
Haveti eiusque diseipulorum novandi Studium
teneret"; was er zustande gebracht hat, ist ein
durchaus unbrauchbares Machwerk. Nicht ein-
mal die Anerkennung der diligentia, auf die er
wenigstens hofft, kann ihm gegönnt werden. Text
wie Apparat legen Zeugnis ab von schwerem
Mangel an Sachkenntnis und Akribie. Ein wei-
teres Eingehen auf diese völlig unwissenschaft-
liche Arbeit glaube ich mir versagen zu dürfen;
zu wünschen ist, daß sie keine Fortsetzung
findet. O. S.

Inscriptiones latinae solectae edidit Her-
mannus Dessau. Vol. II, Pars I. Berlin 1902,
Weidmann. IV, 736 S. gr. 8. 24 M.
Dessaus Auswahl lateinischer Inschriften hat
sich in den zwölf Jahren, die seit Erscheinen
des ersten Bandes verflossen sind, als ein so aus-
gezeichnetes und unentbehrliches Hilfsmittel be-
währt, daß jedes Wort zum Lobe oder zur
Charakteristik des in aller Händen befindlichen
Buches überflüssig erscheint; nur dem Bedauern
möchte ich Ausdruck geben, daß ich hier noch
nicht über den Abschluß des Werkes zu berichten
 
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