Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Boll, Franz
Sphaera: neue griechische Texte und Untersuchungen zur Geschichte der Sternbilder — Leipzig, 1903

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.19748#0342

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
280

II. Teil. Die Sternbilder in den neuen Texten.

KaTCtKecpaXa Keiuevoc könnten an eine andere Talossage erinnern, an
die attische, in der Daidalos den Neffen und Schüler aus Neid von
der Burg herabstürzt. In anderer Version, unter anderm bei Ovid,
heifst die gleiche Figur Perdix und wird in einen Vogel gleichen
Namens verwandelt. Wenn man sich gleich mir nicht dazu ent-
schliefsen mag, in dem Raben ein falsche Variante des Perdix zu
sehen, so mufs man diese Deutung des TdXac bei Seite lassen. Viel-
leicht sind Andere glücklicher als ich und vermögen volles Licht
über die Herkunft und Bedeutung dieses Sternbildnamens zu bringen.

13. Die sieben Dekane.
Ein Sternbildname, den nur Antiochos gebraucht:
$ nvioxoc, KecpdXaiov, t beKavüuv cxfjua Kai uTTOKaruu auxüuv Ke-

qpdXaiov V3

<f yJT _ fivioYoc Kai uTTOKaTUj KeopaXn V beKavou cxnua A * , /

j Ich denk?, dieses Bild ist nur eine ziemlich durchsichtige Umnennung
^'^jk^uJi ^er Plenen. In den mittelalterlichen Hss sind sie als die Köpfe von
^ Tt.^i - \ sieben Mädchen dargestellt1); der Vergleich mit den rrpocuuira, deren
\»» Li^: *J eines jedem der 36 Dekane entspricht2) und die ihnen häufig geradezu
^**!f" §^eiCÜSese^z^ werden3), lag also nahe genug. Bestätigt wird die Ver-
f t J;t mutung durch den Zusatz Kai UTTOKaiw auTÜuv KecpdXaiov in V3. Denn
T^^/ydamit ist offenbar nichts anderes als der Kopf des Stiers gemeint; es sind

fy^tf*.*-*; also Pleiaden und Hyaden nach alter Gewohnheit gesellt, die Teukros,
j^^JE* hier einfacher als Antiochos, ebenfalls beim Stier mit ihren gebräuch-
lichen Namen aufführt. — In dem überall viel schlechteren Text A
ist der ganze Passus vom Stier unter den Widder geraten; aufserdem
ist Kai UTTOKaiw KecpaXri neben nvioxoc gestellt, was sachlich auf das-
selbe herauskommt, da man von dem Kopf des Stiers ebensogut
sagen kann, er liege unter dem Fuhrmann wie unter den Pleiaden:
in beiden Fällen denkt man an die Lage näher am Horizont.4) In
V3 ist ein KecpdXaiov zuviel gesetzt, zwischen nvioxoc und V beKavüuv
cxf]ua: es ist durch Dittographie oder durch Mifsverständnis von Kai
entstanden und einzuklammern.

1) Abbildung bei Thiele a. a. 0. S. 112.

2) Vgl. das Marmorfragment des Bianchini, das ich im nächsten Kapitel
behandeln werde, Tafel V.

3) Daher die arabische Bezeichnung roagh (Gesicht) für Dekan.

4) Vgl. oben S. 89, 1 die kurze Erörterung über den Sinn von dvw und
kötu) in Himmelsbeschreibungen.
 
Annotationen