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Boll, Franz
Sphaera: neue griechische Texte und Untersuchungen zur Geschichte der Sternbilder — Leipzig, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.19748#0344

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282 II. Teil. Die Sternbilder in den neuen Texten.

Text zurückgeht (s. Beilage 1) führt ebenfalls dieses Sternbild an, aber
schon unter den Paranatellonta des Schützen, während es in L zum
Wassermann gehört. Vermutlich ist Hebe doch nichts als ubpoxöoc
selbst in einer Variante, die zunächst in der ägyptischen Sphäre be-
gründet sein dürfte. Der Wassermann erscheint, wie schon oben (S. 236)
erwähnt wurde, nach Lepsius in'den ägyptischen Tierkreisen mann-
weiblich. Dieser Geschlechtswechsel, der aufserdem bei dem Träger der
Wage und bei dem einen der Zwillinge nachgewiesen ist1), scheint auch
in griechischer bildlicher Tradition wenigstens einmal vorzukommen.
In Viscontis Museo Worsleyano (Milano 1834) findet sich tav. XXVII,
i n. 21 ein Intaglio mit Viergespann, um das sich der Tierkreis zieht.2)
Darin ist der Wassermann durch eine nackte Gestalt vertreten, deren
Haartracht die eines Jünglings scheint, die aber im übrigen weiblich
ist, wenn man dem Zeichner irgend trauen darf. Dafs man diesen
weiblich gefafsten ubpoxöoc als Hebe bezeichnete, ist natürlich ver-
t*Uö< \utft~ anlafst durch die sonst häufigste Deutung auf Ganymedes. — Bei
fw 1%L'<u Firmicus (VIII 29) findet sich unter den Paranatellonta des Wasser-
^<~sJ,r$g^A mannes ein aquarius minor; ob diese Verdoppelung des Wassermannes
^K^^Aj^ 4*,'^™^ der Doppelgeschlechtigkeit der ägyptischen Tierkreisfigur etwas
zu thun hat, mag dahingestellt sein.

16. Hippokrator und Wolf.

1. Dekan f] KeqpaXn, tou iTTTroKpdxopoc Kai x\ xetp auxoü f| dpi-
cxepd xexauevn 2. Dekan xd ueca xoö ixrTTOKpdxopoc 3. Dekan
6 ueyac öpvic öv KaXoüa kukvov <(. . .)>3) öv KaXoOav miro-
Kpdxopa Kai Xukoc baKViuv xr]v beHidv auxoü TR ö ßacxd£cuv
Xükoc xf]v x£ipa T0U iirrroKpdxopoc L ö iTnroKpdxujp L
fl Xukoc L und Excerptum Baroccianum II (vgl. Beilage 1)

Die Lücke, die sowohl in T wie in R vorhanden ist, hat uns leider
die Aufklärung geraubt, was man cden Hippokrator nennt' und bei
Abu Ma'sar ist sie auch nicht zu finden; vielleicht fehlt nichts weiter
als dvrip oder Geöc. Darf man unter diesen Umständen überhaupt eine
Deutung wagen, so liegt es nahe, anzunehmen, dafs der mTTOKpdxuup

1) Da der Eridanos und der "Wassermann in der Anschauung der Astro-
logen zusammengehören (vgl. oben S. 135 ff.), so darf hier auch daran erinnert
werden, dafs der Flufs in der Basler Hygin - Ausgabe von 1535 durch ein auf
den Wogen ruhendes Weib dargestellt ist. Ob das auf irgend welcher hand-
schriftlichen Überlieferung beruht, ist jedoch fraglich.

2) Ich verdanke diesen wertvollen Hinweis P. Arndt.

3) Gemeinsame Lücke in T und R.
 
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