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Boll, Franz
Sphaera: neue griechische Texte und Untersuchungen zur Geschichte der Sternbilder — Leipzig, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.19748#0442

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bemerkt wird, dafs die cchaldäische' Sphäre keinen Bären kennt, so ist
klar, dafs auch bei Alexander und Syrianos nicht an eine Gleich-
namigkeit der Konstellation bei Griechen und Chaldäern zu denken
ist, sondern nur an die Identität der Mehrzahl der Sterne, die man
beiderseits in den übrigens verschieden benannten Konstellationen
unterbrachte.

Das sind die griechischen Zeugnisse über die Litteraturgattung
der Sphaera barbarica, soweit sie mir bis jetzt bekannt geworden
sind5 mit einer mehrfach berufenen Stelle des Heron kann ich nichts
anfangen, weil ich dieses litterarische Gespenst bis jetzt nicht zu
bannen vermochte.1) Der astrologische Zweck dieser cqpaipai ist in
den angeführten Stellen ebenso deutlich zu erkennen, wie die Anord-
nung der Paranatellonta nach Graden oder Dekanen der zwölf Tier-
kreiszeichen-, es ist augenscheinlich, dafs die Texte, die uns Proklos
und die anderen Schriftsteller als cqpaipai ßapßapixai kennzeichnen,
den gleichen Inhalt, Zweck und Anordnung besafsen, wie die von mir
edierten, dafs also die letzteren — mindestens soweit sie nichtgriechische
Sternbilder behandeln — unter den litterarischen Begriff der cqpaipai
ßapßapiKai fallen.

2. Fragen wir nun nach den Quellen, die den späteren Griechen
die Kenntnis der 'barbarischen' Sphären der Babylonier und Ägypter
vermittelt haben, so sind wir für die Babylonier, wie fast in allen
Fällen, nur auf Vermutungen angewiesen, während positive Angaben
so gut wie gänzlich fehlen. Man mufs vor allem genau scheiden
zwischen der Frage, ob einzelne babylonische Sternbilder auch aufser-
halb des Tierkreises in früher Zeit den Griechen bekannt geworden
und mit einiger Umbildung in die griechische Sphäre aufgenommen
worden sind — mit voller Sicherheit können wir das heute noch
nicht beweisen und noch weniger verneinen — und zwischen dem
andern uns hier allein angehenden Problem, wann zuerst der in
sich abgeschlossenen griechischen Sphäre die babylonische mit
Bewufstsein gegenübergestellt wurde. Am nächsten liegt es, an
Berossos zu denken, dessen BaßuXuuviaKd die babylonische Wissen-
schaft, d. h. vor allem Sternkunde, den Griechen enthüllten. Der
ägyptische Anonymus von 379 n. Chr., den Palchos im 135. Kapitel
ausgeschrieben hat, berichtet bei Gelegenheit der Paranatellontes
unter anderm: BaßuXuuvioi uev ouv Kai XaXöaToi cxeööv Trpwxov
ecpeupov xf)v xüuv qpaivouivuuv xvujciv, Kaödlic e'yvuj|uev evc xüuv Trpo-

1) Vgl. darüber die 5. Beilage.
 
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