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Boll, Franz
Sphaera: neue griechische Texte und Untersuchungen zur Geschichte der Sternbilder — Leipzig, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.19748#0443

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368

III. Teil. Geschickte der Sphaera barbarica.

Yevecxepiuv fijuuuv. icropoüci yctp ouxoi Kai 'AttoXXuüviov tov Muvbiov
Kai 'Apxeuiöujpov (Lücke) cuvefpoupe öe Kai Trepi xouxuuv 6 Bipuucöc
Kai 6 'Eqpfjc. Die leider sehr zerstörte Stelle scheint anzudeuten,
dafs Berossos nebst den andern hier genannten Schriftstellern über
die cpaivöjueva der babylonischen Sphäre gehandelt hat. In den
wenigen Fragmenten seines Werkes ist freilich keine Spur von baby-
lonischen Sternbildnamen mehr vorhanden; nur Krebs und arfÖKepuuc
werden in der Lehre von der eKTrupujcic und eHubdxuuac (Sen. Nat.
Qu. III 29 = FHGr II 510; n. 21 Müller) erwähnt, was immerhin nahe-
legt, dafs dieser Verkündiger der Lehre des Bei die gleichen Namen
für die Tierkreisbilder in seinen echtbabylonischen Quellen fand. Wie
die Fragmente des Berossos läfst uns auch der wichtigste zusammen-
hängende Bericht über die babylonische Astronomie und Astrologie,
den wir besitzen, im Stich. Dioclor II 30sq. erwähnt zwar 24 helle
Sterne aufser dem Zodiacus, von denen 12 nördlich und 12 südlich
vom Tierkreis liegen; sie heifsen biKacxai xtüv öXuuv, was ihre astro-
logische Bedeutung, die bei den Babyloniern ohnehin anzunehmen
wäre, noch vollends sicherstellt. TTapavaxeXXovxec, Begleitsterne,
sind somit in diesem auf alte Quellen zurückgehenden Bericht für die
babylonische Astrologie bezeugt, und vielleicht ist uns in einem
Münchener Uncialfragment aus Ägypten ein Stück einer genaueren
Beschreibung dieser 24 Sterne erhalten1); von napavaxeXXovxa aber,
d. h. von Sternbildern, die mit dem Zodiacus aufgehen, und gar von
ihren Namen erfahren wir bei Diodor nichts.2) — Apollonios von
Myndos, der nach Seneca N. Q. VII 17 noch zu Neros Zeit gelebt zu
haben scheint, hatte gleich Epigenes bei den cChaldäern' studiert
(ebd. VII 3), wie beide selbst erklärten: sie sind also als Vermittler
solchen babylonischen Gutes denkbar, nur dafs wir freilich nicht
wissen, wie viel Vorgänger sie darin gehabt haben mögen. Der
Artemidor, von dem bei Palchos unmittelbar nach Apollonios von
Myndos die Rede ist, wird vermutlich der von Parion sein, der nach
Seneca I 4 und VII 13 über die Himmelskörper und speziell über die
Kometen geschrieben hat, vielleicht ein Epikureer. Kennt ihn Seneca,
wie Kauffmann3) annimmt, aus Poseidonios, so gehört er in die

1) Vgl. meinen Aufsatz im Archiv f. Papyrusforschung I 492 ff.

2) Wenn Letronne daraus den kategorischen Schlufs zog, dafs die Babylo-
nier nur Sterne, aber nicht Sternbilder benannt haben, so hat er nicht nur die
entgegenstehenden Zeugnisse, sondern auch die Kürze und Unvollständigkeit von
Diodors Bericht nicht genügend in die Rechnung gezogen. Er stand hierin

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offenbar ganz unter dem Bann von Idelers Anschauung. Vgl. oben S. 182 ff.

3) In seinem trefflichen Artikel in Wissowas R. E. II 1332—1334.
 
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