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Boll, Franz
Sphaera: neue griechische Texte und Untersuchungen zur Geschichte der Sternbilder — Leipzig, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.19748#0537

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458

III. Teil. Geschichte der Sphaera barbarica.

wie er von ihnen Gebrauch machte, zeigt wieder seinen habituellen
Mangel an Vorsicht und kritischem Sinn. In Scaligers Übersetzung
aus Ibn Esra kommt unter den Paranatellonta der dritten Sphäre,
d. h. der nach Ptolemaios, die Scaliger falsch die Sphaera barbarica
genannt hatte, unter Anderrn vor: Humerus simiae australis, pars pec-
toris eius. Nun ist aber die ganze dritte Sphäre des Ibn Esra von
einem Ende bis zum andern rein griechisch, wie Dupuis auch aus
Scaliger hätte sehen können; wenn also hier dennoch ein vereinzelter
nichtgriechischer Sternbildname aufzutreten schien, so hätte eine ein-
fache Erwägung hier Mifstrauen gegen den von Scaliger benützten
Text oder seine Übersetzung lehren müssen. Dupuis liefs sich zu
solchen Vorfragen keine Zeit und verglich dieses Sternbild, das seine
Existenz nur einem Versehen Scaligers verdankt, mit einem der
indischen naxatra. An der Einheitlichkeit dieser Sphären und ihrem
hohen Alter hat auch er nicht gezweifelt.

Eine der wesentlichen Voraussetzungen von Dupuis' System war
die Annahme, die alten Ägypter hätten den Tierkreis erfunden: in
seinen 12 Zeichen spiegle sich das Bild der 12 ägyptischen Monate.
Wenn die Konkordanz durchführbar sein sollte, durfte allerdings der
Frühlingspunkt nicht im Widder, sondern nur in der Wage gesucht
werden: der Tierkreis mufste also nach dem Gesetz der Präzession
etwa 13 000—15 000 Jahre vor unserer Zeitrechnung erfunden sein.
So unglaublich diese Hypothese klingen mochte, so schien sie doch
auf einmal eine glänzende Bestätigung zu erfahren, als Napoleons
ägyptische Expedition in mehreren Tempeln des uralten Kulturlandes
Tierkreise ans Licht brachte, deren verschiedene ilnfänge dazu auf-
fordern mufsten, die bequeme Präzessionshypothese Dupuis' auf das
unerwartete neue Material zu übertragen. Man darf sich also nicht
wundern, wenn die erste Erforschung der Bilder von Dendera und
Esne ganz unter der Herrschaft von Dupuis' Schriften und Ideen vor
sich ging. So konnte es nicht ausbleiben, dafs auch die drei Sphären
des Ibn Esra dabei vielfach Beachtung fanden. Nur die Hauptarbeit
dieser Epoche habe ich in dieser Richtung untersucht: Jollois' und
Devilliers' Recherches sur les bas-reliefs astronomiques des Egyptiens
in dem abschliefsenden grofsen Werke der französischen Expedition
(Description cle l'Egypte, Antiquites, Memoires I (1809) 427—492).
Wenn man nicht unbillig urteilt, niufs man den zwei Ino-enieuren zu-

aux astres qrd se couchent qu1 ä cenx qui se levent, soit avec un signe de
zodiaqne, soit avec une partie de signe, soit decan, soit natchtron (naxatra); on
l'a nicme etendue jusqu1 aux passages au ineridien.
 
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