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Boll, Franz
Sphaera: neue griechische Texte und Untersuchungen zur Geschichte der Sternbilder — Leipzig, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.19748#0559

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Stellen in der 2., 3. und 5. Reihe auch bei Valens. Sonst sind bei diesem
auch andere Götternamen hereingekommen, die mit den Planeten anschei-
nend nichts zu thun haben, wie Hephaistos und Demeter: doch ist zu
bedenken, dafs der Planet Mars nach Achilleus Is. cap. 17 bei den Ägyptern
auch Herakles, der Planet Merkur Apollon, der Planet Saturn Nemesis
oder Helios (vgl. oben S. 313, 2), der Planet Jupiter Osiris, der Planet Yenus
auch Hera oder Isis oder Mater deum1) hiefs. Das Eindringen solcher
scheinbar abliegenden Namen braucht uns also nicht daran irre zu machen,
dafs in der 2., 3. und 5. Eeihe des Valens die planetarischen Götter der
Trigona verzeichnet werden. Damit rechtfertigen sich die oben gegebenen
Ergänzungen. — Unerklärt lasse ich die' 4. Reihe, da sie scheinbar
ganz regellos und vermutlich durch die Überlieferung schwerer als die
andern geschädigt ist.

Kehren wir wieder zu dem Zwölfgötterkreis der ersten Reihe zurück,
der im Grunde allein ein höheres Interesse besitzt. Seine Überein-
stimmung mit Manilius, dem Zwölfgötteraltar von Gabii und dem römi-
schen Bauernkalender wurde oben nachgewiesen. Diese zwölf Götter aber
sind nach Mommsens Ausdruck nichts Anderes als „die Monatsheiligen des
Eudoxischen Kalenders und mit diesem, nur gemäfs der konventionellen

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Göttergleichung in die landüblichen Namen übersetzt, durch die alte AVeit
gewandert". Bei Valens stecken die Götternamen meist mitten zwischen
cuvavatoXcu und cuYKaTabuceic: und wie die letzteren unzweifelhaft auf
Eudoxos zurückgehen, so zeigt sich nun überraschenderweise auch in jenem
auf den ersten Blick ganz unverständlichen Einschiebsel die Tradition des
Eudoxos.

Der griechische Kalender hat hisr aber, wie schon Mommsen annahm,
nur weitergegeben, was orientalische Vorbilder übermittelten. Mommsen
liefs die Wahl zwischen ägyptischen oder babylonischen Vorbildern. Monats-
^"^götter sind für die Ägypter sicher bezeugt/. Bragsch (Materiaux p. 53 ff.;
Thes. IL 471 ff., Ägyptologie S. 359 ff.) giebt mehrere Listen dieser Art
aus dem Tempel Ramses' IL, aus Edfu, sowie aus dem Papyrus Ebers und
aus griechisch-römischer Zeit. Ich sehe jedoch nur eine unzweideutige
Berührung zwischen diesen Listen und der des Manilius oder Valens,
d. h. des Eudoxos: dies ist Ptah — Hephaistos, der den Monat Phaophi,
d. h. den Monat der Wage beschützt. Bedeutsamer als diese vereinzelte
Übereinstimmung ist vielleicht der Umstand, dafs in der ältesten Reihe,
der im Ramesseum, die Zahl der Göttinnen der Zahl der Götter gleich ist:
je fünf, da nämlich der 6. und 7. Monat nur durch einen gelagerten
Schakal versinnbildlicht werden.

Während bei den Ägyptern eine Beziehung dieser Monatseponymen
oder Schutzgötter auf die Tierkreiszeichen jedenfalls nicht ausdrücklich
bezeugt wird, sagt uns Diodor II 30, 7, dafs die Babylonier dem gleichen
Gott je einen Monat und ein Tierkreiszeichen zugeteilt haben: tujv Geiuv
öe toutujv (nämlich der Sterngötter) xupiöuc eivou cpaci öujöexa TÖv

1) Vgl. Ps.-Aristot. uepi köcjuou cap. 2; Plin. N. H. II 34, 37, 39 etc. Das
ganze Material hat Roscher in seinem bald erscheinenden Artikel über Planeten
und Planetengötter im Lexikon d. gr. Mythologie gesammelt.
 
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