KIN-TE-TSCHEN
DIE PORZELLANBEREITUNG, DIE SEIT ERFINDUNG DES PORZELLANS IN
vielen Orten Chinas gepflegt wurde, hat sich schon in der Ming-Zeit immer
mehr auf einen Ort konzentriert, auf das in der Provinz Kiang-si liegende Kin-
te-tschen, welches schließlich im 17. Jahrhundert eine absolute Monopolstel-
lung einnahm und nur den Porzellanorten von Kanton und Fu-kien ein be-
scheidenes Plätzchen neben sich gönnte. Zur Zeit Kang-hsis war Kin-te-tschen
die unbestrittene Hochburg der Porzellanbereitung und enthielt außer der
kaiserlichen Manufaktur eine Anzahl von Privatunternehmungen, die, da der
Wettbewerb ein sehr scharfer war, ihr Bestes hergeben mußten, um auf dem
Weltmarkt mitkonkurrieren zu können. Die Briefe, die Pere d’Entrecolles,
der Jesuitenmissionar von Jao-tscheou, der Mutterstadt von Kin-te-tschen, im
Jahr 1712 nach Frankreich schrieb, geben uns eine Vorstellung von dem Riesen-
betriebe dieser Stadt.
Diese Briefe, die trotz okzidentaler Überheblichkeit im Grunde eine große
Liebe für die chinesische Welt bekunden, sind von einem zwar in gewisser
Weise beschränkten und wissenschaftlich nicht vorgebildeten, aber rechtschaf-
fenen und objektiv denkenden Manne verfaßt, der gut beobachtete und noch
heute durch seine Schilderungen der Porzellanforschung große Dienste lei-
stet. Damals konnte man sie allerdings nicht verwerten, da die nötigen
Rohmaterialien fehlten. Es ist bemerkenswert, daß der Erfinder des Hart-
porzellans in Europa, Joh. Friedr. Böttgerj die Briefe des Pere d’Entrecolles
nicht kannte. Der erste, 1712 verfaßte, fällt noch in die Regierungszeit von
Kang-hsi. Er ist hierdurch für unsere Zwecke besonders wertvoll, denn er gibt
neben der Schilderung der Porzellanstadt Kin-te-tschen die Darstellung des
Betriebes in allen Einzelheiten, der sozialen Stellung der Unternehmer und
der Porzellanarbeiter. Für die Kunst der Chinesen hat er bei aller Schätzung
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DIE PORZELLANBEREITUNG, DIE SEIT ERFINDUNG DES PORZELLANS IN
vielen Orten Chinas gepflegt wurde, hat sich schon in der Ming-Zeit immer
mehr auf einen Ort konzentriert, auf das in der Provinz Kiang-si liegende Kin-
te-tschen, welches schließlich im 17. Jahrhundert eine absolute Monopolstel-
lung einnahm und nur den Porzellanorten von Kanton und Fu-kien ein be-
scheidenes Plätzchen neben sich gönnte. Zur Zeit Kang-hsis war Kin-te-tschen
die unbestrittene Hochburg der Porzellanbereitung und enthielt außer der
kaiserlichen Manufaktur eine Anzahl von Privatunternehmungen, die, da der
Wettbewerb ein sehr scharfer war, ihr Bestes hergeben mußten, um auf dem
Weltmarkt mitkonkurrieren zu können. Die Briefe, die Pere d’Entrecolles,
der Jesuitenmissionar von Jao-tscheou, der Mutterstadt von Kin-te-tschen, im
Jahr 1712 nach Frankreich schrieb, geben uns eine Vorstellung von dem Riesen-
betriebe dieser Stadt.
Diese Briefe, die trotz okzidentaler Überheblichkeit im Grunde eine große
Liebe für die chinesische Welt bekunden, sind von einem zwar in gewisser
Weise beschränkten und wissenschaftlich nicht vorgebildeten, aber rechtschaf-
fenen und objektiv denkenden Manne verfaßt, der gut beobachtete und noch
heute durch seine Schilderungen der Porzellanforschung große Dienste lei-
stet. Damals konnte man sie allerdings nicht verwerten, da die nötigen
Rohmaterialien fehlten. Es ist bemerkenswert, daß der Erfinder des Hart-
porzellans in Europa, Joh. Friedr. Böttgerj die Briefe des Pere d’Entrecolles
nicht kannte. Der erste, 1712 verfaßte, fällt noch in die Regierungszeit von
Kang-hsi. Er ist hierdurch für unsere Zwecke besonders wertvoll, denn er gibt
neben der Schilderung der Porzellanstadt Kin-te-tschen die Darstellung des
Betriebes in allen Einzelheiten, der sozialen Stellung der Unternehmer und
der Porzellanarbeiter. Für die Kunst der Chinesen hat er bei aller Schätzung
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