EINFÜHRUNG
DIE OBJEKTIVE CHINAFORSCHUNG IST NOCH NICHT HUNDERT JAHRE ALT.
Noch heute ist China, wie Wilhelm Grube sagt, sogar für die meisten Ge-
bildeten bei uns zulande kaum mehr als ein geographischer Begriff. Erst in
der Mitte des vorigen Jahrhunderts hat man in Frankreich und England
angefangen, sich wissenschaftlich mit China zu beschäftigen. Es entstanden
einige Werke, die mit mehr oder weniger Sachlichkeit die chinesische Kunst
behandelten. Nach und nach aber, besonders als die ersten Übersetzungen
der chinesischen Quellen werke erschienen, vertiefte sich die Kenntnis chine-
sischen Wesens und chinesischer Kunst. Trotzdem sind die meisten in der zwei-
ten Hälfte des 19. Jahrhunderts erschienenen Bücher noch weit entfernt von
wissenschaftlicher Durchdringung des Themas. So enthält z. B. noch das be-
kannte, 1881 erschienene, reich illustrierte Prachtwerk von O. du Sartel die
schlimmsten Ungenauigkeiten. Die Briefe des Jesuitenpaters d’Entrecolles,
die Übersetzungen von Stanislaus Julien wurden im allgemeinen mit wenig
Kritik gebraucht, und trotz des wissenschaftlichen Mäntelchens, das vielen
Werken durch Verwendung von allen möglichen chinesischen Bezeichnun-
gen umgehängt wurde, blieb die Forschung oberflächlich. Um die Wende
des 19. Jahrhunderts erschienen die ersten Werke, die versuchten, sich von
der traditionellen Abschreiberei chinesischer Schriften frei zu machen und
ihre Beobachtungen unmittelbar an den Kunstwerken anzustellen. Bahnbre-
chend waren die Arbeiten des englischen Botschaftsarztes Stephen W. Bushell,
der in seinem zweibändigen Werk „Chinese Art“ eine gewissenhafte Be-
schreibung bedeutender keramischer Arbeiten gibt und den Versuch genauer
Bestimmung macht. Er hat sich auch mit den übrigen künstlerischen Pro-
dukten der Chinesen beschäftigt, allerdings in nicht immer glücklicherweise,
und ein kurzes, zusammenfassendesWerk über chinesischeKunst herausgegeben.
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DIE OBJEKTIVE CHINAFORSCHUNG IST NOCH NICHT HUNDERT JAHRE ALT.
Noch heute ist China, wie Wilhelm Grube sagt, sogar für die meisten Ge-
bildeten bei uns zulande kaum mehr als ein geographischer Begriff. Erst in
der Mitte des vorigen Jahrhunderts hat man in Frankreich und England
angefangen, sich wissenschaftlich mit China zu beschäftigen. Es entstanden
einige Werke, die mit mehr oder weniger Sachlichkeit die chinesische Kunst
behandelten. Nach und nach aber, besonders als die ersten Übersetzungen
der chinesischen Quellen werke erschienen, vertiefte sich die Kenntnis chine-
sischen Wesens und chinesischer Kunst. Trotzdem sind die meisten in der zwei-
ten Hälfte des 19. Jahrhunderts erschienenen Bücher noch weit entfernt von
wissenschaftlicher Durchdringung des Themas. So enthält z. B. noch das be-
kannte, 1881 erschienene, reich illustrierte Prachtwerk von O. du Sartel die
schlimmsten Ungenauigkeiten. Die Briefe des Jesuitenpaters d’Entrecolles,
die Übersetzungen von Stanislaus Julien wurden im allgemeinen mit wenig
Kritik gebraucht, und trotz des wissenschaftlichen Mäntelchens, das vielen
Werken durch Verwendung von allen möglichen chinesischen Bezeichnun-
gen umgehängt wurde, blieb die Forschung oberflächlich. Um die Wende
des 19. Jahrhunderts erschienen die ersten Werke, die versuchten, sich von
der traditionellen Abschreiberei chinesischer Schriften frei zu machen und
ihre Beobachtungen unmittelbar an den Kunstwerken anzustellen. Bahnbre-
chend waren die Arbeiten des englischen Botschaftsarztes Stephen W. Bushell,
der in seinem zweibändigen Werk „Chinese Art“ eine gewissenhafte Be-
schreibung bedeutender keramischer Arbeiten gibt und den Versuch genauer
Bestimmung macht. Er hat sich auch mit den übrigen künstlerischen Pro-
dukten der Chinesen beschäftigt, allerdings in nicht immer glücklicherweise,
und ein kurzes, zusammenfassendesWerk über chinesischeKunst herausgegeben.
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