FAMILLE VERTE
MIT DIESEM AUS DEM KUNSTHANDEL STAMMENDEN NAMEN BEZEICHNET
man die um die Wende des 17. und 18. Jahrhunderts erzeugten Porzellane,
die mit fünffarbiger Malerei in Muffelfarben dekoriert sind. Wir finden diese
Technik schon in der späteren Mingzeit (Wanli), aber zu ihrer höchsten Reife
gelangt sie erst unter Kang-hsi. Die fünf Farben liegen auf der Glasur und
werden auf das gargebrannte und glasierte Stück bei der geringen Tempera-
tur von etwa 1000 Grad im Muffelofen aufgeschmolzen. Vier von ihnen be-
stehen aus Glasflüssen, die in gelöstem Zustand Metalloxyde enthalten. Dieses
Gelöstsein der färbenden Substanz scheidet die chinesische Technik streng
von der europäischen. In Europa wird der färbende Körper in feiner Vertei-
lung bloß mit einem Bindemittel verrieben aufgetragen und sinkt beim Brennen
in die weichgewordene Glasur ein. Die der Glasur verwandte Masse der chine-
sischen Muffelfarbe besteht in der Hauptsache aus Kieselsäure (Quarz) und
Bleioxyd. Als Flußmittel wird Pottasche zugesetzt. Die farbigen Schmelzflüsse
sind denjenigen nahe verwandt, die in Europa schon im frühen Mittelalter
zur Überglasung von Metallen verwendet wurden und unter dem Namen
Email auch heute noch allgemein in Gebrauch sind. Die färbenden Oxyde
sind in sehr geringen Mengen, nach Salvetat zu etwa 1/4 in dem Gesamt-
gewicht dieser Schmelzmasse gelöst und kommen nur in starker Schicht zur
gewünschten Wirkung. Wir sehen daher oft an Stellen, wo große Tiefen
erreicht werden sollen, die Farben in dicken Tropfen über der Glasur hängen.
Trotz mannigfacher Versuche gelang es den europäischen Manufakturen des
18. Jahrhunderts nicht, diese Emailmalerei nachzumachen. Die Farben blätter-
ten schon beim Erkalten größtenteils ab, und was stehen blieb, hatte keine
Widerstandsfähigkeit. Dies kam zum Teil daher, daß man die Schmelzmasse
nicht richtig zusammensetzte, der Hauptgrund aber war der, daß die schwer
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MIT DIESEM AUS DEM KUNSTHANDEL STAMMENDEN NAMEN BEZEICHNET
man die um die Wende des 17. und 18. Jahrhunderts erzeugten Porzellane,
die mit fünffarbiger Malerei in Muffelfarben dekoriert sind. Wir finden diese
Technik schon in der späteren Mingzeit (Wanli), aber zu ihrer höchsten Reife
gelangt sie erst unter Kang-hsi. Die fünf Farben liegen auf der Glasur und
werden auf das gargebrannte und glasierte Stück bei der geringen Tempera-
tur von etwa 1000 Grad im Muffelofen aufgeschmolzen. Vier von ihnen be-
stehen aus Glasflüssen, die in gelöstem Zustand Metalloxyde enthalten. Dieses
Gelöstsein der färbenden Substanz scheidet die chinesische Technik streng
von der europäischen. In Europa wird der färbende Körper in feiner Vertei-
lung bloß mit einem Bindemittel verrieben aufgetragen und sinkt beim Brennen
in die weichgewordene Glasur ein. Die der Glasur verwandte Masse der chine-
sischen Muffelfarbe besteht in der Hauptsache aus Kieselsäure (Quarz) und
Bleioxyd. Als Flußmittel wird Pottasche zugesetzt. Die farbigen Schmelzflüsse
sind denjenigen nahe verwandt, die in Europa schon im frühen Mittelalter
zur Überglasung von Metallen verwendet wurden und unter dem Namen
Email auch heute noch allgemein in Gebrauch sind. Die färbenden Oxyde
sind in sehr geringen Mengen, nach Salvetat zu etwa 1/4 in dem Gesamt-
gewicht dieser Schmelzmasse gelöst und kommen nur in starker Schicht zur
gewünschten Wirkung. Wir sehen daher oft an Stellen, wo große Tiefen
erreicht werden sollen, die Farben in dicken Tropfen über der Glasur hängen.
Trotz mannigfacher Versuche gelang es den europäischen Manufakturen des
18. Jahrhunderts nicht, diese Emailmalerei nachzumachen. Die Farben blätter-
ten schon beim Erkalten größtenteils ab, und was stehen blieb, hatte keine
Widerstandsfähigkeit. Dies kam zum Teil daher, daß man die Schmelzmasse
nicht richtig zusammensetzte, der Hauptgrund aber war der, daß die schwer
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