TECHNIK
FÜR DIE KRITISCHE BEURTEILUNG KUNSTGEWERBLICHER GEGENSTÄNDE
ist eine gründliche Kenntnis des Materials sowie seiner Bearbeitung unbedingt
erforderlich. Die Bestimmung kann ohne solche Kenntnisse nicht auskommen.
Jede Epoche hat ihre Materialien, und wenn ein Stück stilistisch auch anders-
wo hinweist, kann das Vorkommen eines bestimmten Materials und einer
bestimmten Verarbeitung uns vor Irrtümern schützen. Wenn man z. B. weiß,
daß diese oder jene Farbe erst in diesem oder jenem Zeitpunkt erfunden oder
verwendet wurde, wird man ein Objekt, das diese Farbe zeigt, mit Sicherheit
hinter diesen Zeitpunkt verlegen können, mögen auch gewisse Momente für
eine frühere Entstehung sprechen. Es gibt viele Werke, die uns über die stil-
kritischen Merkmale des Chinaporzellans bis ins kleinste Detail auf klären;
aber spärlich fließen die Quellen, die uns in konkreter Art und Weise über
seine technischen Besonderheiten, seine Herstellungsweise und manche andere
wichtigen Momente Auskunft geben. Mehrere chinesische Quellen behandeln
zwar dieses Thema, aber bei der schwer zu durchdringenden Ausdrucksweise
der chinesischen Schriftsteller und dem in unserm Sinne unwissenschaft-
lichen Geist der Chinesen, bot es den Forschern unendliche Schwierigkeiten,
zu exakten Resultaten zu gelangen. Erst dem französischen Sinologen Stanislas
Julien ist es nach jahrelanger, mühevoller Arbeit gelungen, durch gewissen-
hafte Übersetzung chinesischer Quellen einen klaren Bericht über die chine-
sische Porzellanbereitung zu geben. Sein 1856 in Paris erschienenes Werk:
„Histoire et Fabrication de la Porcelaine Chinoise“ ist zum grundlegenden
Werk aller Porzellanforschung geworden. Sein Verdienst ist um so höher
anzuschlagen, als er der schwierigen Materie in jeder Beziehung fremd war.
Das Buch enthält neben der Übersetzung der chinesischen Texte ausführliche
Kommentare des Chemikers der kaiserlichen Sevres-Manufaktur, Alfonse
< 27 >
FÜR DIE KRITISCHE BEURTEILUNG KUNSTGEWERBLICHER GEGENSTÄNDE
ist eine gründliche Kenntnis des Materials sowie seiner Bearbeitung unbedingt
erforderlich. Die Bestimmung kann ohne solche Kenntnisse nicht auskommen.
Jede Epoche hat ihre Materialien, und wenn ein Stück stilistisch auch anders-
wo hinweist, kann das Vorkommen eines bestimmten Materials und einer
bestimmten Verarbeitung uns vor Irrtümern schützen. Wenn man z. B. weiß,
daß diese oder jene Farbe erst in diesem oder jenem Zeitpunkt erfunden oder
verwendet wurde, wird man ein Objekt, das diese Farbe zeigt, mit Sicherheit
hinter diesen Zeitpunkt verlegen können, mögen auch gewisse Momente für
eine frühere Entstehung sprechen. Es gibt viele Werke, die uns über die stil-
kritischen Merkmale des Chinaporzellans bis ins kleinste Detail auf klären;
aber spärlich fließen die Quellen, die uns in konkreter Art und Weise über
seine technischen Besonderheiten, seine Herstellungsweise und manche andere
wichtigen Momente Auskunft geben. Mehrere chinesische Quellen behandeln
zwar dieses Thema, aber bei der schwer zu durchdringenden Ausdrucksweise
der chinesischen Schriftsteller und dem in unserm Sinne unwissenschaft-
lichen Geist der Chinesen, bot es den Forschern unendliche Schwierigkeiten,
zu exakten Resultaten zu gelangen. Erst dem französischen Sinologen Stanislas
Julien ist es nach jahrelanger, mühevoller Arbeit gelungen, durch gewissen-
hafte Übersetzung chinesischer Quellen einen klaren Bericht über die chine-
sische Porzellanbereitung zu geben. Sein 1856 in Paris erschienenes Werk:
„Histoire et Fabrication de la Porcelaine Chinoise“ ist zum grundlegenden
Werk aller Porzellanforschung geworden. Sein Verdienst ist um so höher
anzuschlagen, als er der schwierigen Materie in jeder Beziehung fremd war.
Das Buch enthält neben der Übersetzung der chinesischen Texte ausführliche
Kommentare des Chemikers der kaiserlichen Sevres-Manufaktur, Alfonse
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