Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bondy, Walter
Kang-Hsi: eine Blüte-Epoche der chinesischen Porzellankunst — München: Buchenau & Reichert Verlag, 1923

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.61220#0077
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
BLANC DE CHINE

WIR HABEN SCHON ANFANGS ERWÄHNT, DASS DIE PORZELLANSTADT KIN-
te-tschen in der Mingzeit immer mehr an Bedeutung zunahm und in wachsen-
dem Maße die anderen Porzellanstätten in den Hintergrund drängte. Unter
Kang-hsi spielten nur mehr Kanton und Fu-kien eine bescheidene Rolle neben
der Hochburg der Porzellanerzeugung. Kanton kam für Kunstporzellane über-
haupt nicht mehr in Betracht. Es fabrizierte die billigste Gebrauchsware für
das In- und Ausland. Die Manufaktur von Te-hua in der Provinz Fu-kien
dagegen konnte dadurch, daß sie eine Spezialität erzeugte, ihre Betriebe auf-
rechterhalten. Die weißen Figuren und Gefäße von Fu-kien wurden in
vorzüglicher Qualität bis ins späte 18. Jahrhundert hergestellt. Wenn wir
ihnen einen verhältnismäßig weiten Raum in meiner Arbeit einräumen, so
tun wir dies aus dem Bedürfnis heraus, einer Kunst, die in den meisten
Porzellanwerken vernachlässigt wird, die Geltung zu verschaffen, die ihr
zukommt.
Die Masse der „Blanc de Chine“-Stücke hat eine völlig andere Zusammen-
setzung als die der chinesischen Hartporzellane. Sie enthält bedeutend mehr
Feldspat und relativ wenig Kaolin. Vermutlich wurde ihr eine größere Menge
Quarzsand zugesetzt, was ihren glasigen Charakter zur Folge hat. Das weiße
Chinaporzellan ist selbst bei Wandstärken von 10 mm und darüber noch
durchscheinend, und diesem Umstand verdankt es seine äußerst lebendige
Wirkung. Die Glasur liegt dick auf, ist stark lichtbrechend und spiegelglatt.
Die Färbung der Masse schwankt zwischen rein weißen und ausgesprochen
grauen Nuancen. Die Glasur ist farblos.oder zart gelblich, grünlich oder bläu-
lich. Die späten Stücke sind im allgemeinen weißer und nähern sich im Aus-
sehen unsern unbemalten Porzellanen. Die gewöhnlichen Qualitäten sind oft
schmutzig grauweiß.

< 7° >
 
Annotationen