blau weißen Porzellanen in die ganze Welt exportiert. Besonders in den see-
fahrenden Ländern, wie Holland und England, wurde das Porzellan wegen seiner
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Schönheit und Dauerhaftigkeit ein gefährlicher Konkurrent für die zerbrech-
lichen einheimischen Tonwaren. Natürlich mußten sich die Chinesen in man-
cher Hinsicht dem europäischen Geschmack anbequemen und wenn der Grund-
charakter der Exportware auch chinesisch blieb, so hat der außerchinesische
Einfluß auf ihren künstlerischen Stil keineswegs günstig gewirkt. Immerhin
hat es hundert Jahre gedauert, ehe der europäische Massenartikel China voll-
ständig verderben konnte und unter Kang-hsi war die innere Kraft noch stark
genug, um allen Verführungen zum Trotz noch unendlich viel Originelles,
rein Chinesisches zutage zu fördern. Selbst die Massenware an Tellern, Schüs-
seln, Vasen und anderen Gebrauchsporzellanen ist insgesamt noch vom Geiste
des so hoch entwickelten Handwerks getragen und mit einer Sorgfalt ausge-
führt, die es uns ermöglicht, das einfachste Kang-hsi-Geschirr dieser vorzüg-
lichen Eigenschaften wegen mit Sicherheit zu bestimmen. Die Luxusstücke
dieser Periode sind geradezu kunstgewerbliche Musterleistungen. Sie gehören
zu dem Vollkommensten, was keramische Kunst überhaupt hervorgebracht hat.
Der Scherben dieser Blauweißstücke ist von schönster Qualität und Reinheit,
die Glasur klar und fehlerlos, manchmal zart gelblich gefärbt, und von solch’
spiegelnder Glätte, daß man den Eindruck hat, als wären die Gefäße aus dem
Wasser gezogen. Wenn man mit der Handfläche darübergleitet, so spürt man
keinerlei Widerstand. Die Glasur fühlt sich wie geölt an. Das Dekor ist von
großer technischer Vollkommenheit und höchster Differenziertheit der Be-
handlung.
Die Zahl der Blauweißtypen ist zwar beschränkt, aber von jeder gibt es un-
zählige Spielarten. Die Farbe ist von dem Naturprodukt abhängig, das dem
Porzellanmacher zur Verfügung stand. Daher hatte man oft große Schwierig-
keiten, den gewünschten Farbton zu erzielen. Wir finden selbst bei Stücken,
die gewiß von Anfang an zusammengehörten, selten auch nur zwei, die ein
in jeder Hinsicht vollkommen identisches Blau aufweisen. Das Kobalterz ge-
hörte zu den höchstgeschätzten und bestbezahlten Dingen. Pere d’Entrecolles
erzählt von einem Kaufmann, der Schiffbruch gelitten hatte und auf einer
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fahrenden Ländern, wie Holland und England, wurde das Porzellan wegen seiner
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Schönheit und Dauerhaftigkeit ein gefährlicher Konkurrent für die zerbrech-
lichen einheimischen Tonwaren. Natürlich mußten sich die Chinesen in man-
cher Hinsicht dem europäischen Geschmack anbequemen und wenn der Grund-
charakter der Exportware auch chinesisch blieb, so hat der außerchinesische
Einfluß auf ihren künstlerischen Stil keineswegs günstig gewirkt. Immerhin
hat es hundert Jahre gedauert, ehe der europäische Massenartikel China voll-
ständig verderben konnte und unter Kang-hsi war die innere Kraft noch stark
genug, um allen Verführungen zum Trotz noch unendlich viel Originelles,
rein Chinesisches zutage zu fördern. Selbst die Massenware an Tellern, Schüs-
seln, Vasen und anderen Gebrauchsporzellanen ist insgesamt noch vom Geiste
des so hoch entwickelten Handwerks getragen und mit einer Sorgfalt ausge-
führt, die es uns ermöglicht, das einfachste Kang-hsi-Geschirr dieser vorzüg-
lichen Eigenschaften wegen mit Sicherheit zu bestimmen. Die Luxusstücke
dieser Periode sind geradezu kunstgewerbliche Musterleistungen. Sie gehören
zu dem Vollkommensten, was keramische Kunst überhaupt hervorgebracht hat.
Der Scherben dieser Blauweißstücke ist von schönster Qualität und Reinheit,
die Glasur klar und fehlerlos, manchmal zart gelblich gefärbt, und von solch’
spiegelnder Glätte, daß man den Eindruck hat, als wären die Gefäße aus dem
Wasser gezogen. Wenn man mit der Handfläche darübergleitet, so spürt man
keinerlei Widerstand. Die Glasur fühlt sich wie geölt an. Das Dekor ist von
großer technischer Vollkommenheit und höchster Differenziertheit der Be-
handlung.
Die Zahl der Blauweißtypen ist zwar beschränkt, aber von jeder gibt es un-
zählige Spielarten. Die Farbe ist von dem Naturprodukt abhängig, das dem
Porzellanmacher zur Verfügung stand. Daher hatte man oft große Schwierig-
keiten, den gewünschten Farbton zu erzielen. Wir finden selbst bei Stücken,
die gewiß von Anfang an zusammengehörten, selten auch nur zwei, die ein
in jeder Hinsicht vollkommen identisches Blau aufweisen. Das Kobalterz ge-
hörte zu den höchstgeschätzten und bestbezahlten Dingen. Pere d’Entrecolles
erzählt von einem Kaufmann, der Schiffbruch gelitten hatte und auf einer
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