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Altägyptisclie Festungen

hinter der Mauer und das Mäuerchen zur Umfriedigung des für etwaige Bebauung erlaubten
Innenraums fehlen hier. Im Innern sind auch keine Reste von Bauten sichtbar. Der Fels
scheint überall zu Tage zu treten.

Die Konstruktion der Mauer ist die denkbar einfachste: Gewöhnlicher Ziegelverband
ohne Matten und Holzeinlagen. Die Ziegelgröße ist:

10x19x37 cm,

10 Schichten + 10 Lagerfugen 115 cm, 10 Köpfe + 10 Stoßfugen = 195 cm.

In späterer Zeit scheinen Ausbesserungen an dem ursprünglichen Bau vorgenommen worden
zu sein. Dabei wurden die Ausbauten, namentlich die an der Nordostecke, durch Stein-
packungen, die vor ihre Schmalseiten vorgelegt wurden, verlängert. Vielleicht sollte dies die
alten Packungen am Abrutschen hindern.

Die Anlage weicht vollständig von der der übrigen Festungen ab, nicht nur
in der Ausführung, die weniger sorgfältig ist, sondern auch in der allgemeinen Anordnung.
Sie schien uns daher auch nicht den gleichen Zwecken gedient zu haben wie jene. Vielleicht
war sie nur dazu bestimmt, während feindlicher Einfälle den Bewohnern der Umgegend und
ihrem Vieh zeitweilig: Aufenthalt und Sicherheit zu bieten1.

Schalfak.

Die Festung Schalfak (Bl. 8) liegt im Uferabschnitt von Sarras, gegenüber dem am
Ostufer des Nils gelegenen kleinen Dorfe Arosa auf einem einzeln stehenden Felsen, der
steil und zerklüftet in den Nil abfällt. Die eigentliche Wüstenhochfläche tritt hier etwas vom
Fluß zurück, vor ihr liegt eine immerhin noch hohe sandige Ebene. Aus dieser treten am
Ufer noch mehrere dem Festungsberg ähnliche Felsen hervor, aber der von Schalfack ist
wegen seiner Lage an einer vorspringenden Uferecke, von der sich ein weiter Blick stromab
(Bl. 10c) und stromauf öffnet, der für eine Festung günstigste. Die nächsten Felsen
liegen so weit von ihm ab, daß sie in jenen Zeiten nicht weit tragender Schußwaffen wohl
keine Bedrohung der Festung bilden konnten, selbst wenn sie vom Feinde besetzt worden
wären. Sehr viel Platz war aber auf der Höhe des gewählten Felsens nicht, es mußte ‘da-
her, um die nötige Fläche zu gewinnen, an der nordwestlichen Landseite, wo der Abfall
weniger steil ist, als an den anderen Seiten, künstlich in Ziegelbau etwas aufgefüttert
werden. So erhielt man eine unregelmäßige, immer noch kleine Fläche für den eigentlichen
Körper der Festung. Die von dieser Fläche ausgehenden, nach verschiedenen Seiten hin
vorspringenden Grate hätten aber Feinden als Stützpunkte dienen können, jedenfalls hätten
sie in ihrem Schutze, gegen Geschosse von der Festung gedeckt, die Höhe erklimmen
können. Diese Grate mußten also in das Befestigungssystem einbezogen werden, und so
kam man zu dem, was wir an der Ostseite von Mirgisse bereits beobachtet, dessen Be-
gründung wir uns aber damals für diesen besonders deutlichen Fall aufgespart hatten, näm-
lich zu der bei allen ägyptischen Bergfestungen gebräuchlichen Anlage der wie Polypenarme
vom Kern aus vorgestreckten Ausbauten, deren Richtungen ganz durch die Form der Grate
des Festungsfelsens bedingt werden. Von der unter dem Kern liegenden Felsfläche
gehen hier ein langer Grat nach Nordosten, zwei kürzere nach Südosten und Südsüdwest
ab — die außerdem vorhandenen sind zu kurz oder fallen zu schnell ab. Man legte also
auf den langen nordöstlichen Grat (Bl. 10c) einen starken, in der Linienführung sich seinem

1) Die von der den anderen Festungen abweichende Anlage von Dabe könnte auch zur Begründung der
sich aus dem Ramesseum-Papyrus (Gardiner Journ. Eg. Arch. 3, 189 u. unten S. 25 Anm. 4) vielleicht ergebenden
Gleichsetzung Dabe = ’lkn herangezogen werden. Dabe wäre dann der L. D. II 136i Tkn genannte Marktort für
die Sudanneger, die dorthin ihr Vieh zum Verkauf bringen durften.
 
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