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■ja Erster Abschnitt. Allgemeines.

Farbentönen, in denen heute die Stickseiden hergestellt werden, nicht
schwer zu beschaffen.

Recht schwierig ist es, alte Goldstickereien so zu restaurieren, daß sich
die restaurierten Stellen nicht als solche bemerklich machen. Denn neues
Gold sticht durch seinen blitzenden Glanz allzusehr von altem ab. Sind
gut erhaltene alte Goldborten vorhanden, so kann man durch Auftrennen
derselben das zum Ausbessern nötige Gold bereiten. Fehlen solche, so
suche man sich Gold zu verschaffen, das wenigstens im Ton sich von
dem Gold der alten Stickereien nicht unterscheidet, den übermäßigen
Schimmer aber versuche man ihm durch einen passenden leichten Lack-
überzug zu nehmen. Dem alten Gold neuen Glanz zu geben durch Ab-
reiben mit einem mit Pariser Rot leicht bestäubten weichen Läppchen
kann nur da angeraten werden, wo die Vergoldung noch genügend
dick ist. Auf alle Falle muß man aber dabei mit größter Vorsicht zu
Werke gehen, auch schon, damit die das Gold abheftenden Stiche nicht
durch das Reiben leiden.

Ist bei Stickereien nicht die Stickerei, sondern der Grund schadhaft
geworden, so hilft man sich, wenn die Schäden nur gering sind, mit
einer feinen Stopfung. Sind die Schäden indessen bedeutender, so bleibt
nichts übrig, als entweder durch völliges Aussticken und Übersticken des
Grundes dem Übel abzuhelfen, oder die Stickerei auf einen neuen Fond
zu übertragen. Beides ist indessen ebenso mühselig wie kostspielig und
darum nur ratsam bei Stickereien von größerem Wert. Bei geringen
Stickereien lohnt es sich nicht der Mühe, ganz abgesehen davon, daß
das Übersticken des Grundes bzw. das Übertragen auf einen neuen Stick-
grund mehr kosten würde als eine ganz neue Stickerei. Betreffs der
praktischen Ausführung einer Aussackung des Fonds oder der Über-
tragung auf einen andern Grund sei auf des Verfassers Schrift «Winke
zur Anfertigung und Verzierung von Paramenten» verwiesen. Bezüglich
des Farbentones des neuen Stickgrundes, den die Stickerei auf die eine
oder andere Weise erhalten soll, gilt dasselbe, was von der Farbe der
zur Ausbesserung von Stickereien dienenden Stickseide gesagt wurde. Es
wäre durchaus verkehrt, einen Fond von ganz frischem Aussehen zu
nehmen; er würde die mehr oder weniger verblichenen Farben der
alten Stickerei gewissermaßen überschreien und sie so auch des noch
übrigen Restes ihrer Wirkung berauben. Ein weißer Fond muß daher
einen Stich ins Creinefarbige haben, ein grüner oder roter moosgrün bzw.
ziegelfarbig sein.

Was von der Atisbesserung alter Stickereien gesagt wurde, bat niu-
tatis mutandis auch Geltung für die Wiederherstellung von Spitzen, ja für
sie noch viel mehr. Einfache Spitzen ohne besondern Weit mag man durch
weniger geübte Arbeiterinnen wiederherstellen lassen, bessere, namentlich
kostbare Brüsseler und ähnliche Spitzen, vertraue man nur tüchtig ge-
schulten, durchaus sachverständigen Händen an. Selbst das bloße Waschen
 
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