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Braun, Joseph
Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung (Band 1): Arten, Bestandteile, Altargrab, Weihe, Symbolik — München, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.2141#0463
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Zweites Kapitel. Gestalt, Größe und Weihekreuzehen des Tragaltares 445

Die Höhe oder, was dasselbe ist, die Dicke der tafelförmigen
Portatilien war sehr verschieden. Im Mittel betrug sie etwa 2,5—4 cm.

Die dünnsten tafelförmigen Portatilien sind das Portatile von 1497 im Dom-
museum zu Augsburg, das nur 1,3 cm stark ist, sowie das frühere Spitzersche Por-
tatile und das der ehemaligen Sammlung Stein, beide heute im Cluny-Museum, die
eine Dicke von bloß 1,5 cm haben. Nur wenig höher ist das ältere der zwei Porta-
tilien im Freiburger Münsterschatz; denn es ist nur 1,7 cm dick.

2 cm hoch ist beispielsweise das ältere Portatile zu Narbonne, das Portatile
in der Kathedrale zu Lyon, der Tragaltar der Schloßkirche zu Quedlinburg, das aus
Hildesheimer Besitz stammende Altärchen im Viktoria- und Albertmuseum, das
zweite Portatile im Münster zu Freiburg. Eine Dicke von 2,3 cm hat das Watter-
bacher Portatile im Nationalmuseum zu München, sowie eines der Portatilien des
Weifenschatzes, eine solche von 2,5 cm eines der Portatilien des Kopenhagener
Museums und das Portatile von 1520 in St. Emmeram zu Regensburg. 3 cm stark sind
zwei weitere Portatilien des Weifenschatzes, zwei Portatilien des Trierer Dom-
museums, das Portatile aus Guttaring zu Klagenfurt, das Portatile zu Cividale u. a.,
3,2 cm ein viertes tafelförmiges Portatile des Weifenschatzes, 3,5 cm das Portatile
in der Kathedrale zu Metz, 3,7 cm ein drittes Portatile im Dommuseum zu Trier. Eine
Stärke von 4 cm haben zwei Portatilien im Nordischen Museum zu Kopenhagen,
Co cm hoch ist der Tragaltar zu Chartres und das Portatile der Gurkerhauskapelle
zu Klagenfurt, 4,6 cm das Begoportatile zu Conques. Die größte Höhe besitzt das
Portatile in St. Servatius zu Maastricht, die sich auf 6 cm beläuft. Fast könnte man
bei ihm eher von einem kastenartigen Tragaltar, denn von einem Tafelportatile
reden. Wie verschieden die Dicke war, dafür sind sehr belehrend die Portatilien
im Dommuseum zu Augsburg. Das romanische Portatile daselbst ist 3 cm stark,
das Portatile des 14. Jahrhunderts 3,5 cm, das Portatile von 1417 ohne die jetzt
fehlende Holzunterlage 3,5 cm, der Tragaltar von 1497 1,3 cm. Übrigens dürfte die
Dicke des Portatiles wohl nie unter 1 cm heruntergegangen sein, anderseits aber
auch gewöhnlich 3 cm nicht viel überschritten haben.

Die Dicke des Tafelportatiles hing namentlich davon ab, ob dasselbe Reliquien
erhalten sollte oder nicht, und wo man diese einlegen wollte, ob im Rahmen, im
Stein oder unter dem Stein, und ob, wenn unter dem Stein, das Sepulcrum nur im
Holz oder teils im Holz, teils im Stein angebracht werden sollte. Auch die Größe
des Steines war nicht ohne Einfluß auf sie.

Über die Dicke des Portatiles liegt aus der Vergangenheit meines Wissens eine
Bestimmung nur in den Synodalstatuten von Besancon aus dem Jahre 1588 und der
Instructio fabricae ecclesiae des hl. Karl vor. Letztere gibt für sie ein genaues
Maß an, 2 Unzen (= 3,7 cm) oder etwas mehr*, die Statuten von Besancon schreiben
bloß vor, das Portatile müsse so dick sein, daß in ihm eine Confessio oder ein Sepul-
crum für die Reliquien angelegt werden könne5.

Mit F ü ß c h e n , wie sie bei den Portatilien der beiden andern Typen
häufig angebracht wurden, wurden die Tafelportatilien nur selten versehen.

Unter den noch erhaltenen mittelalterlichen Portatilien dieser Art ist nur eines,
das solche aufweist, das Portatile im Schatz der Schwestern U. L. Frau zu Namur.
Sie bestehen aus Kügelchen und wurden hier wohl angebracht, um die auf der
Unterseite befindliche Emaildarstellung vor Beschädigung zu bewahren. Ver-
schwunden ist heute ein anderes Beispiel, das noch zu Ende des 17. Jahrhunderts
vorhanden war, ein Tafelportatile des Bischofs Roger de Champagne (996—1025) in
der Kathedrale zu Beauvais. Es hatte ca. 2,5 cm hohe Halbfiguren kleiner Löwen als
Füßchen, war ca. 30 cm breit, ca. 22 cm tief und ohne die Füßchen ca. 2,5 cm hoch.

* L- 1, c 15 (AA. eccl. Med., 573). • Tit. 19, c. 1 (Hartzh. X, 340).
 
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