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Braun, Joseph
Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung (Band 1): Arten, Bestandteile, Altargrab, Weihe, Symbolik — München, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.2141#0577
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Zweites Kapitel. Arten des Altargrabes 559

Von den beiden Bodengräbern in St. Emmeram zu Regensburg hat das des
Dionysiusaltares im Westchor eine Länge von 1,41 m, eine Breite von 1,04 m und
eine Tiefe von 98 cm; dasjenige des Emmeramsaltares ist so groß, daß der 1,98 m
lange, 65 cm breite und 54 cm hohe Steinsarg, welcher die Gebeine des Heiligen
barg, von dem Boden wie von allen vier Seiten noch etwa 15 cm entfernt bleibt. Das
Bodengrab im Dom zu Hildesheim mißt ca. 1,50 m im Geviert und hatte wohl etwa
ebensoviel an lichter Höhe.

Das Altarsepulcrum in der Basilika von Henschir Akhrib, nach der Weihe-
inschrift von ca. 581, besaß, um auch einige Beispiele aus der altchristlichen Kirche
Nordafrikas anzuführen, eine Länge von 90 cm, eine Breite von 44 cm und eine
Tiefe von 34 cm12. Das in einer der Basiliken zu Kherbet bou Addoufen gefundene
Altargrab war 1,34 m lang und 45 cm breit13, während das zu Thamallula bei Toque-
ville entdeckte Sepulcrum nur 36 cm lang, 16 cm breit und 12 cm tief war1*. Das
Bodengrab, das im alten Tropäum in der Dobrudscha in den Ruinen der sog.
Zisternenkirche und der sog. byzantinischen Basilika unterhalb der Stelle entdeckt
wurde, an der einst der Altar stand, maß 1,20 X 1 m in die Tiefe und Breite15.

Indessen mag es bei den angeführten Beispielen sein Bewenden haben.
Sie reichen völlig aus, um eine Idee von der großen Verschiedenheit der
Maßverhältnisse des Bodengrabes zu vermitteln. Verschieden wie die Maße
war aber auch die Beschaffenheit des Bodengrabes.

Von den drei vorhin genannten aus nordafrikanischen Basiliken war das erste in
den felsigen Grund eingehauen, das zweite wurde von vier in die Erde eingesenkten,
kastenförmig zusammengestellten Marmorplatten gebildet, das dritte bestand aus
einem ausgehöhlten Steinblock von 45 cm Länge, 32 cm Breite und 23 cm Höhe.
Für das zu Pola aufgefundene altchristliche Altargrab hatte man eine ca. 65 cm
lange, 47 cm hohe und 40 cm breite Steinkiste benutzt18. Das Bodengrab des alt-
christlichen Altares zu St. Peter im Holz bestand aus einer Steinkiste von 1,20 m
Länge, 42,5 cm Breite und 60 cm Höhe, die man aus einem antiken Grabaltar an-
gefertigt hatte, indem man diesen an der Vorderseite rechteckig aushöhlte und dann
die Höhlung oben mit einem Falz zur Aufnahme der Verschlußplatte versah, die
Reliefs an den Seiten — ein Jüngling in Tunika und Pänula mit Schreibuntensilien in
der linken Hand und eine Dienerin mit Aquamanile und Mantile — beließ (Abb. S. 132).
Die Kiste befand sich 40 cm unter der Sockelplatte des Altares. Eine Steinkiste
dient ferner als Altargrab für die Gebeine des hl. Nikolaus in der Krypta von
S. Niecola zu Bari, desgleichen befanden sich in einer inwendig mit Blei ausgekleide-
ten Steinkiste von 1,28 m Länge, 0,65 m Breite und 0,66 m Höhe die Reliquien des
hl- Dionysius in dem Bodengrab unter dem Altar des Westchores von St. Emmeram
zu Regensburg.

Ein roher Steinsarkophag, der in den Boden eingesenkt worden war, bildete zu-
folge der 1880 vorgenommenen Ausgrabungen das Reliquiengrab des Altares der hei-
hgen Christina zu Bolsenai«*, eine antike Aschenurne das von Paschalis I.
(817—824) in S. Maria Maggiore zu Rom im Boden der Confessio des Hochaltares
geschaffene Altarsepulcrum17. Aus Marmorplatten setzte sich das Sepulcrum des

Mel. d'archeoi. XXIII (1903) 10. Als damals der Hochaltar abgebrochen wurde,

Bullet, archeol. 1902, 338; die Tiefe ist ergab sich, daß er zwei Mensen hatte, von

nicht angegeben. denen die untere oben von einer Karniesleiste

Recueil XLI (1907) 232. umgeben, also mit Vertiefung versehen war

15 Vgl. oben S. 532. (vgl. oben S. 262). Im Stipes entdeckte man eine

Mitt. XVI, N. F. (1890) 1. antike Aschenurne, die noch ihre heidnische

"* Bullet. 1880, 112 f. Inschrift trug und als Sepulcrum diente. Die

Fr. Liveranni, Del nome di Santa Maria im Text erwähnte Aschenurne traf man an bei

ad Praesepe (Roma 1854) 82. Die Urne wurde den weiteren, durch die Errichtung des heuti-

8«egenüich der Arbeiten gefunden, welche gen Baldachins geforderten Arbeiten im FuB-

aurch Benedikt XIV. 1747 ausgeführt wurden. boden der unter dem Altar befindlichen Con-
 
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