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Braun, Joseph
Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung (Band 1): Arten, Bestandteile, Altargrab, Weihe, Symbolik — München, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.2141#0767
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Fünftes Kapitel. Die Altarweihe in den Riten des Ostens 749

das gleiche mit den Lichtern im Schiffe der Kirche taten. Von der Weihe eines
Ersatzes des Altare fixum hören wir in dem Ordo nichts.

Eine Beschreibung der Altarweihe, wie sie im syrischen Ritus im Mittel-
alter in Gebrauch war, erhalten wir im „Buch der Führungen" des Barhebräus,
einer Sammlung kirchlicher Vorschriften aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhun-
derts. Die Directio, welche von der Kirch- und Altarweihe handelt, gehört zu
den jüngeren Teilen der Sammlung, wird aber spätestens dem 12. Jahrhundert ent-
stammen. Eine zweite Directio gibt Anweisung über die Weihe von Altartafeln,
den Gegenstücken unserer Portatilien. Der Ritus der Weihe des Altares und der
Altartafeln ist völlig derselbe; denn auch bei jenem, den wir uns nicht sowohl als
altare fixum denn vielmehr als quasi-fixum zu denken haben, wurde nicht der ganze
Altar konsekriert, sondern nur die oben auf ihm befestigte Tafel, die von Holz oder
Stein sein konnte, der sog. Thron9. Die Weihe vollzieht sich nach dem Ordo des
Barhebräus in der Weise, daß der Bischof nach verschiedenes auf sie bezüglichen
Gebeten mit dem Daumen auf die Tafel drei Kreuzzeichen macht, dann nach weiteren
Gebeten unter dem Ausruf Alleluja über diese drei bezeichneten Stellen Myron
gießt und schließlich mit dem Daumen auf dieselben nochmals ein Kreuz zeichnet,
indem er dabei die Worte spricht: „Bezeichnet werde dieser heilige Altar mit dem
heiligen Myron im Namen usw."

Ein Ordo der Altartafelweihe, den Renaudot nach einer Handschrift zu Florenz
mitteilt10, ist etwas reicher, aber auch wohl jünger als derjenige des „Buches der
Führungen", dem die geringere Zahl seiner Gebete und die knappere Fassung der
Rubriken das Gepräge höheren Alters geben. Namentlich fällt im Florentiner Ordo
die große Breite auf, in der sich die Zeremonie der ersten Bezeichnung der Tafel
vollzieht. Auf die drei Salbungen an den mit dem Kreuze signierten Stellen läßt er
noch eine Salbung der ganzen Tafel folgen, welche im Ordo bei Barhebräus fehlt,
an die Zeremonie der Salbungen aber reiht er ein langes Weihegebet und an dieses
ein Dankgebet als Abschluß an. Der Ordo gilt nach seiner Überschrift sowohl für
die Altarweihe als für die Weihe bloßer Altartafeln11.

Über den nestorianischen Ritus der Altarkonsekration liegen keine Ver-
öffentlichungen vor. Er soll von dem Patriarchen Jesugab von Adiabene verfaßt
worden sein, ob und inwieweit mit Recht, ist kaum festzustellen. Jedenfalls
bezeichnet den Ordo schon Ebedjesu (f 1318) als das Werk Jesugabs". Der Ordo
findet sich in dem Chaldäischen Pontifikale N. XLV der Vaticana". In dem chal-
däischen Pontifikale N. XLVI derselben Bibliothek f. 11—14 steht ein Ordo tabulae
novae seu altaris portabilis. Ich muß mich damit begnügen, auf diese beiden Hand-
schriften hinzuweisen.

Was den koptischen Ritus der Altarweihe anlangt, so ist es auch in ihm
wie im syrischen nicht der ganze Altar, welcher geweiht wird, sondern die oben
in diesem befestigte Tafel von Holz. Renaudot hat einen Ordo für die Konsekration
dieser Tafel veröffentlicht, den er dem 1411 erschienenen Rituale des Patriarchen
Gabriel entnommen hat. Der Ritus ist äußerst einfach. Zunächst spricht der Bischof
nach Osten gewendet über die Tafel ein Weihegebet, in dem er zu Gott fleht, er
möge die Holztafel segnen, damit sie werde „ein heiliger Altar und eine heilige
Mensa für den aus Stein errichteten hohen Altar". Dann nimmt er Salböl und
macht mit ihm vier Kreuze auf die Tafel, indem er dabei spricht: „Gepriesen sei der
Herr, Jesus Christus, der Sohn des heiligen Gottes und der heilige Geist, der Eine,

' Eus. Renaudot, Liturgiar. Orient, coli. II 1756) 317 heist die Oberschrift des Ordo: Ordo
(Francof. 1847) 57. consecrationis altaris seu tabulae quae super

10 Ebend. 56 f. raensam ponitur.

consef!l,laUtet ?aCh Renandot: Series et ordo » J. S. Assemani, Bibl. Orient. III, 1 (Romae

. uaecrauonis a"ans sive tabulae, quae mensae ._„,., *.Q

jmponitur. In einem syro-jakobitischen Ponti- ;

Male der Vaticana von 1172 (n. LI) bei J. S. »* F. 1—34 (Assemani, Codd. Mss. Bibl. Vat.

Assemani, Codd. Mss. Bibl. Vat. III (Romae II, 302).
 
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