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Bröndsted, Peter Oluf
Reisen und Untersuchungen in Griechenland: nebst der Darstellung und Erklärung vieler neu entdeckter Denkmäler griechischen Styls, und einer kritischen Übersicht aller Unternehmingen dieser Art, von Pausanias bis auf unsere Zeit (Band 2) — Paris, 1826

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https://doi.org/10.11588/diglit.681#0030
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ENTSTEHUNG UND AUSBILDUNG DES DORISCHEN FRIESES. l35

werden und zu Irrthümern führen, wenn sie zu weit verfolgt wird2, aber sie
empfiehlt sich dem Gefühle und dem geraden Sinne jedes Unbefangenen der
einen griechischen Tempel anschaut, eben so sehr durch ihre Einfachheit, als
durch die bewährte Thatsache, dass fast alle die ältesten griechischen Tempel,
von denen uns irgend eine Runde überliefert wurde, von Holz gebaut waren3;

Herstellung des toskanischen Tempels nach seinen
historischen und technischen Analogien (Mün-
chen, 1821 , in-4°), pag. 36-37-

a Was man sich z. B. in den Antiquities qf
lonia (1. c., pag. III) zu Schuld kommen liess,
wenn man das homerische Aoupo^oscy) (Odyss. A,
127) von den Vertiefungen der gestreiften Säule
erklären wollte. Andere haben zwar diese Erklä-
rung gebilligt (Stieglitz z. B. in seiner Archäolo-
gie der Baukunst, etc., Th. I, S. 163), aber Sou-
po&oV/] (nur der Ableitung, nicht dem Sinnenach,
mit vi £oxö? verwandt), war gewiss ein eigener, von
der Säule ganz verschiedener Behälter. Über die
Veranlassung der Kannelirungvergl./&'/■/, 1.1. s. Si
Z. B. der sehr alte Tempel des Poseidon i'xmos
bei Mantinea, welchen Agamedes und Trophonios
gebauet haben sollen, £puöv £uXa EpyaffajAevot xai
ip|y.o<ravTes irpo? allrfka., sagt Pausanias, 1. VIII,
cap. 10, §2; der älteste Tempel zu Delphi war,
nach dem von Pausanias erwähnten Berichte
(1. X, cap. 5, § 5), eine aus Ästen des heili-
gen Lorbeerbaumes im Tempethal geflochtene
Laube. Auf dem Markte zu Elis befand sich
das tempeiförmige Grabmal des Oxylos mit Säu-
len von Eichenstämmen (Pausan. 1. VI, 2/1, §7).
Die eine der beiden Säulen im Opisthodom des
dorischen Tempels der Here (in der Altis) war
auch von Eichenholz (Pausan., 1. V, c. r6,§ 1).
Hierher gehört noch die sehr alte, bruchfällige
hölzerne Säule in Olympia, welche, als (angebli-
cher; Überrest von Onomaos, durch den Blitz
zerstörtem Pallaste, mit grosser Vorsicht bewahrt
wurde (man hatte sie mit vier Säulen, die eine De-
cke trugen, umbauet: Paus. 1. V, c. 20, § 3). Die
schwierige Stelle in Pindar (Pyth. IV, v. 267,

ed. Boeckh) ■---------% ouv' dpOat? xiovescriv Bsaizorn-

vawiv dpei&oy.sva (äpG;) iao^6ov aXkoii; ätiipemi £ü-
5-rave.v ev iretyEoriv x. t. 1., enthält für die Archäo-

logie des Holzbaues nichts erhebliches. Die Worte
scheinen mir nicht anzudeuten, wie IFilkins
meinte (Atheniensia, etc., London, i8i6,in-8°,
p. 22-23), dass man noch zu Pindar's Zeit Pal-
läste mit hölzernen Säulen aufführte (was übri-
gens nicht geradezu widersprochen wird), son-
dern bloss dass Eichenholz für das Gebälk und
die Decke benutzt wurde — was ja aber fort-
während, selbst bei Tempelbauten, in Griechen-
land geschah; weswegen schon Pausanias so
vieleTempel ohne Decke sah (z. B. 1. III, cap. 22,
§ 8; 1. VI, cap. 25, § 1; 1. VIII, cap. 4k,
§ 6), und bisweilen, z. B. vom Tempel des Apol-
lon-Epikurios zu Bassse, gleichsam als eine Aus-
nahme bemerkte, dass selbst die Decke von Stein
war (1. VIII, cap. l\ 1 , § 5) — xai 6 vaö? tou
Airo^>.fc)vo; to3 Ereixciupioir Xtöou xai aÜTo; 6 opo-
<po? (sc. eWt), vaüv Se oaoi x. t. X. Denn so muss
ganz gewiss interpungirt und gelesen werden,
nicht, wie Facius meinte, Xiöou xai aü-ro? xai ö
opoipo?, woraus der, auf lklinos Zeit nicht pas-
sende Sinn hervorgehen würde, dass sowohl der
Tempel selbst als seine Decke von Stein wa-
ren. — Die Stelle von den Gelonen in Herodot
(lib. IV, cap. 108) hat auch nichts über älteres
Bauen der Griechen mit Holz, denn Herodot sagt
gar nicht, wie Wilkins glaubte (Atheniensia,
pag. 22) « that they built their temples after the
manner of the Greeks, that is to say, with timber »
sondern Herodot bemerkt bloss dass die Gelonen
(ein griechisches Völkchen), obschon mitten un-
ter den skythischen Budinen wohnend, noch zu
seinerZeit ihre griechischen Sitten und Gebräuche
beibehielten, und ihre, nach griechischer Weise
und Beligion eingerichteten Tempel und Altäre,
so wie überhaupt ihre ganze Stadt von Holz ge-
baut hatten (nämlich weil die skythischen Felder
und Wiesen kein anderes Baumaterial darboten).
 
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