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Bröndsted, Peter Oluf
Reisen und Untersuchungen in Griechenland: nebst der Darstellung und Erklärung vieler neu entdeckter Denkmäler griechischen Styls, und einer kritischen Übersicht aller Unternehmingen dieser Art, von Pausanias bis auf unsere Zeit (Band 2) — Paris, 1826

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https://doi.org/10.11588/diglit.681#0070
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ZWEI BRUCHSTÜCKE VOM PARTHENON IM KONIGL. MUSEUM ZU KOPENHAGEN. I 'ß

Ohne genauere historische Kunde würde aber eine, bloss durch die Ähnlich-
keit entstandene Vermuthung keinenweiteren Werth gehabt haben; denn ein Ge-
fühl des Wahren ist noch lange kein Beweis desselben. Ich bat daher den Vor-
steher des genannten Museums % aus den handschriftlichen Verzeichnissen der
darin aufbewahrten Kunstsachen, mir irgend eine bestimmte Überlieferung,
welche sich etwa auf jene Fragmente beziehen möchte, gefälligst mitzutheilen.
Wie sehr erfreute es mich, durch seine Güte bald erfahren zu haben, dass sich in
den alten Registern der ehedem so genannten königlichen Kunstkammer, gerade
folgende schriftliche Nachricht über die beiden Marmorfragmente befindet:

« Zwei Köpfe von Marmor, die ehedem im Tempel der Diance zu Epheso ge-
standen haben ; aus Athen gesandt von Capitain Hartmand im Jahre 1688.» 3

Es ist bei unkritischen Nachrichten vor allen Dingen von Wichtigkeit, das
Wahre, das sie enthalten mögen, von dem Unverbürgten oder ganz Falschen
gehörig zu scheiden. Erst aus dieser Scheidung, indem wir das Falsche gänzlich
beseitigen, entsteht uns das Recht und der Vortheil das Wahre völlig benutzen
zu können.

Die « zwei Köpfe von Marmor» sind da; sie sind von einem feinen, griechi-
schen und zwar, wie mich dünkt, pentelischen Marmor, von dem schönsten
altgriechischen Styl und von sehr vorzüglicher Arbeit. Eine mit der Ankunft
dieser Fragmente in Norden fast gleichzeitige Nachricht sagt von ihnen, dass
ein « Capitain Hartmand sie im Jahre 1688 aus Athen nach Kopenhagen
schickte. » — Retrachten wir zuerst und mit gehöriger Umsicht diesen Theil der
uns überlieferten Nachricht.

Von dem, ohne Zweifel dänischen Capitain Hartmand, der diese Fragmente
nach Norden sandte, haben weder ich noch ein, in der dänischen Geschichte
vielfach bewanderter Mann4, dem ich deswegen schrieb, etwas zuverlässiges

' Den, durch zweckmässige Anordnung und
Aufstellung der schönen und reichen Gemälde-
sammlung im königl. Schlosse Christiansburg zu
Kopenhagen, und durch die Herausgabe eines sehr
guten Katalogs derselben, verdienten Justitsrath
Spengler.

3 Die original-dänische Angabe lautet in ihrer,

jetzt veralteten Schreibart also : « Toe Hofveder
af Marmor , som hafver staaet i Diajle Tem-
pel til Epheso, fremskjchet af Capitain
Hartmand fra Athenen Anno 1688.

4 Hr. Professor Njerup, erster Bibliothekar der
Universitätsbibliothek zu Kopenhagen.
 
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