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Bücherschau.

Westfälische Kunsthefte. Herausgegeben im Aufträge des Pro-
vinzialverbaudes von Wilhelm Rave, Provinzialkonservator.
Heft 3. Heinrich Glasmeier: „Westfälische Wasserburgen."
Verlag von Fr. Will). Ruhfus, Dortmund. Preis des Heftes
2,70 RM.
Die Fülle vaterländischer Baudenkmale, die gerade in den ab-
gelegenen westfälischen Herrensitzen sich erhalten haben, kommt
vielen nur wieder zum Bewußtsein, wenn sie gelegentlich eine
Bilder-Sammlung dieser Art vor sich sehen.
In diesem Falle kommt noch als ganz besonders wertvoll hinzu,
was der als gründlicher Kenner des ganzen Gebietes und der ge-
schichtlichen Zusammenhänge rühmlichst bekannte Verfasser Präsi-
dialrat Oe. Glasmeier in den knappen und doch völlig ausreichenden
Unterschriften über die geschichtlichen Zusammenhänge gesagt hat.
Die Fülle der Schönheit und Romantik im guten Sinne, die
diese Arbeit vermittelt, wird in den weitesten Kreisen dankbare
Anerkennung finden und für den Besuch des schönen westfälischen
Landes eine starke Werbekrast ausüben. Der Verfasser bietet aber
auch dem Fachmann wertvolle Unterlagen für Arbeiten über nord-
deutsche Baukunst. Man fühlt die Liebe zur Sache und die tiefe
Kenntnis der Zusammenhänge. B. E.
E. K. Lukomski: I. Maestri «le I.'.Vrelutettnrn elassiea. Ver-
lag: Ulrich Hoepli, Mailand 1933. Preis: 150 Lire.
Ein schwer zu beurteilendes Buch von großem Umfang und
wertvollem, aber in krauser Form gebotenen Inhalt.
Der Verfasser, der Architekt und ehemalige Konservator der
kaiserlich russischen Paläste von Zarskoje Seelo bringt auf 454 Sei-
ten, Großquart, und unter Beifügung von 350 Abbildungen eine
Fülle von Stoff zur Beurteilung der Meister der klassi-
schen Baukunst von Bitruv bis Scamozzi. Er beginnt in
der Vorrede mit einer Auseinandersetzung über moderne und klas-
sische Architektur und druckt die Meinungen zwei bedeutender ita-
lienischer Architekten: Ugo Ojetti und Marcello Piacentini sür und
gegen moderne Baukunst ab. Nach Anhörung auch mehrerer rus-
sischer, bolschewistischer Architekten, Jean Fomin u. a., kommt er
zu dem Schlüsse, daß sein Buch nicht günstiger erscheinen konnte
als jetzt im Augenblick, da die klassische Kunst der arcbi
e coloous zurückkehre.
Der Behandlung Vitruvs und seiner Lehren sind fast 300 Seiten
gewidmet. Gekennzeichnet ist das Vorgehen des Verfassers durch
die Anordnung der Abbildungen, die ohne erkennbaren Plan, weder
nach der Zeit noch nach den Verfassern, ohne Abbildungsnummern
über das ganze Werk zerstreut sind. Auch im Wortlaut ist auf be-
stimmte Abbildungen nicht Bezug genommen.
Lukomski schätzt Bitruv sehr hoch ein und bringt aus allen Aus-
gaben, die ihm bekannt geworden sind, bildliche Beispiele. Er
wiederholt in seinem Werke lange Ausführungen der verschiedenen
Herausgeber über die Bedeutung Vitruvs und den Sinn seiner
Lehren wörtlich. Er gibt auch von Seite 65 bis 78 eine freilich un-
vollständige Liste der ihm bekannten Vitruv-Ausgaben, die wohl
dem Verzeichnis des Poleni vom Jahre 1741 entnommen ist.
Es ist schwer, den Faden in der umfangreichen Arbeit nicht zu
verlieren, denn die Belesenheit des Verfassers verleitet ihn zu vielen
Seitensprüngen. Außer den eigentlichen Virtuv-Herausgebern der
letzten vier Jahrhunderte wird auch Albrecht Dürer erwähnt, der
„als erster in seinen einsamen Studien schon lange die Gedanken-
pfade Vitruvs durchlaufen" habe; von Kopernikus wird behauptet,
daß er seine Angaben über die Umlaufszeit der Planeten aus den
10 Büchern Vitruvs nachgeschrieben habe. Die Priorität des ego-
zentrischen Systems gebühre danach dem alten Römer.
Lukomski verfehlt auch nicht, neue bolschewistische Schriftsteller
zu erwähnen, so den Morosow, der 1925—1930 ein Werk von fünf
Bänden und 5000 Seiten über Christus in Leningrad heraus-
gab. Morosow schrieb u. a.: „Wenn man dieses Buch — die
10 Bücher Vitruvs — liest, so kann man sich fragen, ob
es nicht Jesus Christus selbst gewesen ist, der die Werke
Vitruvs geschrieben hat!"
Lukomski lehnt diese Ausführung des Russen ab. Nach ihm ist
Fritz Burger der einzige, der wirklich ernste philosophische Erklärun-

gen Virtuos bietet. Trotzdem druckt er Perraults lange Inhalts-
angabe aus dessen Compendio von 1711 wörtlich ab.
An die Vitruvwürdigung schließt Lukomski eine Reihe von Ab-
handlungen über die bekannten Wiedererwecker der klassischen Kunst
im 15. und 16. Jahrhundert, Perruzzi, Serlio, Vignola, Alberti,
Palladio, Cattaneo, Scamozzi, aber auch geringere Größen wie
Labacco, Bertano, Barbaro und Rusconi werden erwähnt.
Auf Seite 427—437 gibt der Verfasser ein Verzeichnis der un-
zähligen Werke, die seinen Ausführungen zugrunde liegen, und ein
Verzeichnis der Abbildungen nach Zeichnungen alter klassischer
Meister, die in den 350 Bildern des Buches wiedergegeben sind.
In der Wiedergabe dieser kostbaren Zeichnungen, die zum Teil
bisher noch nicht veröffentlicht wurden — von denen freilich nur die
Verfasser, nicht die oft dargestellten antiken Bauten angegeben sind
—, liegt meines Erachtens der Hauptwert des russischen Buches,
das uns durch eine italienische Übersetzung von Lino Cappucio ver-
mittelt wurde.
Dem großen Wissen des Verfassers über die Meister der klassi-
schen Baukunst in Italien durch seine umfangreichen Ausführungen
zu folgen und die zweifellos vorhandenen wertvollen Ergebnisse
seiner Forschungen und seiner unendlich fleißigen Arbeit gerecht zu
werden, ist auch hier schwer. Er hat einen ungeheureren Stoff
zusammengetragen, aber eine klare Gliederung ist nicht gelungen.
Bodo Ebhardt.
In der Geschichte der Herrschaft und Stadt Schwarzenberg
i. Erzgeb. von vr. Walter Fröbe (Verlag: Geschichtsverein für
Schwarzenberg, 1931s.), Heft 5, befindet sich eine ausführliche
Darstellung der bedeutsamen Burg Schwarzenberg, die erstmalig
1212 urkundlich erwähnt wird. Grundrisse, Aufrisse und genaue
Untersuchungen der Baugeschichte geben ein gutes Bild vom Wandel
der Gestaltung und der Geschichte der Burg. vr. D. v. Sch.
Deutscher Burgcnkalender sür Hessen-Nassau und Waldeü 1934.
Herausgegeben von Bibliotheskdirektor Or. W. Hopf und Regie-
rungs- und Baurat vr. Georg Textor. I. Jahrgang. Verlag
N. C. Elwert, Marburg a. d. Lahn.
Der Kalender erscheint unter dem Kennwort Adolf Hitlers:
„Wir bekunden, daß unsere Bewegung nichts anderes ist als die
Fortsetzung nicht nur deutscher Größe, sondern auch deutscher Kunst
und Kultur." Der Inhalt besteht aus 52 Abreißblättern mit Burgen-
bildern nach Naturaufnahmen oder alten Stichen u. dgl. und gibt
auf der Rückseite jedes Blattes einen Bericht über die Geschichte
der dargestellten Burgen und eine kritische Wertung ihrer baulichen
Reste.
Ungleich den landläufigen Bilderkalendern handelt es sich hier
um eine ernste wissenschaftliche Veröffentlichung, der wir allen
Erfolg wünschen. B. E.
Vorzeitburgen des Hochwaldes. Mit zahlreichen Bildern und
Plänen. Von vr. Paul Steiner. Veröffentlichung des Vereins
für Mosel, Hochwald und Hunsrück E. V. Kommissionsverlag
Jakob Linz in Trier.
Die wertvolle Schrift befaßt sich mit den bekannten Steinringeu
im Hochwald, also Befestigungen ältester Art aus der Zeit vor den
eigentlichen Mittelalter-Burgen. In guten Grundrissen und An-
sichten sind dargestellt die Bürgen: Das Ketzenloch bei Oberstein,
die Schanze in Langweiler, das Alte Schloß und das Franzosen-
lager daselbst, Die Schanz, die Wildenbnrg, die Altburg, die Festung
auf Silberich auf dem Ringkopf bei Allenbach, das Borkastel, der
Ring bei Otzenhausen, der Hunnenring bei Hilscheid und eine Be-
festigung bei Grafenwald.
Ter Ehrenbreitstein. Von vr. Fritz Michel. Mit einer Einleitung
von Paul Clemen. Verlag und Druck der Krappenschen Buch-
druckerei G. m. b. H., Koblenz.
Die umfangreiche Arbeit, erschöpfend wie selten die ganze
Geschichte und Baugeschichte des stolzen Ehrenbreitstein umfassend,
ist das Ergebnis jahrzehntelanger Forschungen des besten Kenners
der Koblenzer Geschichte. Wir behalten uns vor, eingehend auf
diese Arbeit zurückzukommen. Ihr Umfang, 116 Seiten Großquart
und etwa 50 zum größten Teil noch nie veröffentlichter Pläne und
Abbildungen, zeugt von den erschöpfenden Forschungen und der
 
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