Bildnerei und Malerei.
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Grunde in einem mystischen Glanze. Gregorovius nennt das Mosaik
eine goldprangende Blume der Barbarei; so entspricht es dem
äußern Charakter der Zeit, in welchem die natnrfrische Roheit der
Germanen, Kelten, Slawen im Kampf lag mit den alten Völkern
einer verfallenden Cnltnr; aber in diese äußerliche Welt brachte das
Christenthnm den Halt der religiösen Wahrheit, und „die ganze
ungeheuere Kraft der Kirche in der ersten Zeit ihrer Anerkennung
spricht sich", so ergänzen wir mit Schnaase, „in diesen Mosaiken aus
in einer Weise wie es mildere Kunstwerke nicht vermocht hätten".
Die Verhältnisse der Figuren sind schlank und edel, die Hoheit der
antiken Göttergestalten klingt in ihnen nach, auch in den Falten-
massen der Gewandung, während das Auge, ein schwarzer Stern
aus glänzendem Weiß, mit geheimnißvoller Macht dem Beschauer
entgegenblickt. Der Heiland und die ihm nachfolgenden Vorkämpfer
strahlen in der ersten Glorie geistigen Lichts.
Der Triumphbogen der Paulskirche ward im 5. Jahrhundert
mit dem riesigen Brustbild Christi geschmückt, das bereits den
persönlichen Typus trug; um dasselbe sah man die 24 Aeltesten
der Apokalypse wie sie ihre Kronen niederlegen: es ist also das
große Halleluja des Weltalls über den Sieg Jesu dargestellt, und
da die zwölf Männer zur Linken das Haupt verhüllt, die zur
Rechten es entblößt und das Haar gescheitelt haben, so sind durch
jene die Juden bezeichnet, die mit bedecktem Haupte beteten, durch
diese die Heidenchristen; es ist geschichtlich treu daß der judaisirende
Petrus unter jenen, der Heidenapostel Paulus unter diesen kenntlich
erscheint. Die Basilika Santa Maria Maggiore ward durch Papst
Siptus (432—450) mit den ältesten uns erhaltenen Mosaiken ans-
gestattet; ihr Stil bewahrt die Ueberliefernngen der classischen alt-
römischen Kunst, während in der Panlskirche bereits byzantinischer
Einfluß wirksam war. An den Wänden des Mittelschiffs führen
uns alttestamentliche Darstellungen wie die Verheißung und Vor-
bereitung zum Triumphbogen und der Apsis mit der Geschichte der
Jungfrau und Christi als der Erfüllung, lieber den Säulen hin
vom Eingang aus sind auf jeder Seite zwei Reihen von Bildern
übereinander, leider um ihrer Kleinheit willen minder wirksam, ein-
fach und klar entworfene Compositionen, die mit der Begrüßung
Abraham's durch Melchisedek beginnen und das Leben der Erzväter,
des Moses und Josua bis zur Eroberung des gelobten Landes dar-
stellen. Kampf und Krieg gelingt schon weniger, ganz vorzüglich
aber das idyllisch Patriarchalische; das Costüm zeigt den edlen
8*
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Grunde in einem mystischen Glanze. Gregorovius nennt das Mosaik
eine goldprangende Blume der Barbarei; so entspricht es dem
äußern Charakter der Zeit, in welchem die natnrfrische Roheit der
Germanen, Kelten, Slawen im Kampf lag mit den alten Völkern
einer verfallenden Cnltnr; aber in diese äußerliche Welt brachte das
Christenthnm den Halt der religiösen Wahrheit, und „die ganze
ungeheuere Kraft der Kirche in der ersten Zeit ihrer Anerkennung
spricht sich", so ergänzen wir mit Schnaase, „in diesen Mosaiken aus
in einer Weise wie es mildere Kunstwerke nicht vermocht hätten".
Die Verhältnisse der Figuren sind schlank und edel, die Hoheit der
antiken Göttergestalten klingt in ihnen nach, auch in den Falten-
massen der Gewandung, während das Auge, ein schwarzer Stern
aus glänzendem Weiß, mit geheimnißvoller Macht dem Beschauer
entgegenblickt. Der Heiland und die ihm nachfolgenden Vorkämpfer
strahlen in der ersten Glorie geistigen Lichts.
Der Triumphbogen der Paulskirche ward im 5. Jahrhundert
mit dem riesigen Brustbild Christi geschmückt, das bereits den
persönlichen Typus trug; um dasselbe sah man die 24 Aeltesten
der Apokalypse wie sie ihre Kronen niederlegen: es ist also das
große Halleluja des Weltalls über den Sieg Jesu dargestellt, und
da die zwölf Männer zur Linken das Haupt verhüllt, die zur
Rechten es entblößt und das Haar gescheitelt haben, so sind durch
jene die Juden bezeichnet, die mit bedecktem Haupte beteten, durch
diese die Heidenchristen; es ist geschichtlich treu daß der judaisirende
Petrus unter jenen, der Heidenapostel Paulus unter diesen kenntlich
erscheint. Die Basilika Santa Maria Maggiore ward durch Papst
Siptus (432—450) mit den ältesten uns erhaltenen Mosaiken ans-
gestattet; ihr Stil bewahrt die Ueberliefernngen der classischen alt-
römischen Kunst, während in der Panlskirche bereits byzantinischer
Einfluß wirksam war. An den Wänden des Mittelschiffs führen
uns alttestamentliche Darstellungen wie die Verheißung und Vor-
bereitung zum Triumphbogen und der Apsis mit der Geschichte der
Jungfrau und Christi als der Erfüllung, lieber den Säulen hin
vom Eingang aus sind auf jeder Seite zwei Reihen von Bildern
übereinander, leider um ihrer Kleinheit willen minder wirksam, ein-
fach und klar entworfene Compositionen, die mit der Begrüßung
Abraham's durch Melchisedek beginnen und das Leben der Erzväter,
des Moses und Josua bis zur Eroberung des gelobten Landes dar-
stellen. Kampf und Krieg gelingt schon weniger, ganz vorzüglich
aber das idyllisch Patriarchalische; das Costüm zeigt den edlen
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