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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Editor]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 2.1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.6484#0003
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— 51 —

Dem Betriebsplane pro 1863 entſprechend, dürfte in Be-
rückſichtigung der im Vorjahre bereits getroffenen Vorbereitun-
gen zur ſofortigen Einwölbung der acht Kreuzgewölbe der Quer-
ſchiffe, ſowie des großen Tranſept-Gewölbes, bei eintretender
günſtiger Witterung, die Vollendung der Querſchiffe am 1. Sep-
tember d. J. zum Abſchluß gelangen, und verbliebe demnach
nur die Trennungsmauer zwiſchen Chor und Langſchiff, nach
vorheriger Translocirung der Orgel, zu beſeitigen, um das
Kirchenſchiff in ſeiner ganzen Ausdehnung dem Gottesdienſte
übergeben zu können.
Auf dieſen dem Vorſtande des Central-Dombauvereins er-
ſtatteten Bericht brachte der Präſident das nach einem frühern
Beſchluſſe am 15. Oetober d. J. bei Vollendung der in-
nern Domkirche zu feiernde Feſt zur Sprache, und erſuchte
den Vorſtand, zu dieſem Behufe ſechs Mitglieder zu wählen,
welche nebſt den Mitgliedern des Verwaltungs-Ausſchuſſes das
Feſtcomité bilden ſollen, was alsbald geſchah. Die mit der Wahl
des diesjährigen Gedenkblattes betraute Commiſſion ſtellte
darauf die Anfrage, ob der Vorſtand ſie ermächtige, eventuell
die innere Anſicht des Domes aus der Boiſſerée'ſchen Samm-
lung, mit Einwilligung der Verlags-Buchhandlung, einem Stiche
in verkleinertem Maßſtabe zu Grnnde zu legen? Dazu er-
theilte der Vorſtand bereitwillig die Ermächtigung.

ſchiffe, ſtetig von Weſten nach Oſten vorſchreitend, die Aufgabe
des Banbetriebes in der zweiten Hälfte des verfloſſenen Jahres
war, verblieb für die Steinmetzhütten die Anfertigung der feh-
lenden Strebebögen und Galerieen und Crochets, deren 40 im
Ganzen zu vollenden und zwiſchen die Strebepfeiler einzuſpan-
nen waren, bevor zur Einwölbung der Mittelſchiffs-Gewölbe
übergegangen werden konnte.
Dem Betriebsplane pro 1862 entſprechend, erreichten außer-
dem die Strebepfeiler der Querſchiffe ſämmtlich eine Höhe von
65 Fuß über dem Hauptgeſimſe der Seitenſchiffe, um bei Wie-
derbeginn der Bauarbeiten im Frühjahre 1863 ohne Aufenthalt
die für die Querſchiffe nöthigen 32 Strebebögen verſetzen zu können.
Nachdem ſomit nach z wanzigjähriger Thätigkeit der Maſſiv-
bau des Langſchiffes der Domkirche zur Vollendung emporwuchs
und die ſchlank aufſteigenden Fenſterpfeiler der Umfaſſungswände,
unwandelbar zwiſchen Gewölben und Strebeſyſtemen eingeſpannt,
mit Sicherheit die gewaltige Laſt der Steindecke tragen, konnten
Mitte September die zur Vermehrung der Stabilität der Um-
faſſungswände in der Höhe der Säulencapitäle eingefügten Holz-
anker durchſchnitten werden, und ſomit der ganze Seitenſchub,
den die fertigen Gewölbe auf die verhältnißmäßig ſchwachen
Seitenwände ausüben, unmittelbar auf die Strebeſyſteme über-
tragen werden.
Die zwölf großen Glasfenſter des Langſchiffes, deren Aus-
führung bereits vor vier Jahren auf Befehl Seiner Majeſtät
des hochſeligen Königs Friedrich Wilhelm JV. in Auftrag ge-
geben war, um gleichzeitig mit der Einſpannung der Gewöſbe
auch die Fenſteröffnungen durch eine definitive, im Sthyle der
vorhandenen mittelalterlichen Chorfenſter gehaltenen bunten Mo-
ſaikverglaſung ſchließen zu können, bedecken, mit Ausſchluß der
noch fehlenden Figurenfelder, eine Fläche von circa 5280 Q.-Fuß.
Nach allſeitiger Abſchließung des Langſchiffes gegen atmo-
ſphäriſche Einflüſſe erfolgte demnächſt die Beſeitigung des in
einer Höhe von 110 Fuß über dem Fußboden der Kirche bele-
genen hölzernen Jnterims-Daches, das, ſeit dem Jahre 1847
beſtehend und auf den ſtärkſten. Hängewerks-Conſtructionen ru-
hend, ſowohl den ſämmtlichen Baugerüſten im Langſchiffe als
Baſis gedient hat, als auch das Jnnere des Kirchenſchiffes den
Witterungs-⸗Einflüſſen entzog.
Durch Einfügung dieſer ſinnreichen und kühn geſpannten
Holzconſtruction iſt es möglich geweſen, ohne Unterbrechung des
Gottesdienſtes im Dome während 16 Jahren das Kirchenſchiff
zu vollenden, und in einer Höhe von 160 Fuß über den Kir-
chenbeſuchern Eiſenbahngeleiſe zu legen, welche, die Communi-
cation zwiſchen allen Theilen des ausgedehnten Kirchengebäudes
vermittelnd, zum Transport des geſammten Baumaterials ge-
dient haben.

JJJ. Ein neuer chriſtlicher Kunſtverein in Berlin.

Auf Anregung unſerer Kunſtblätter, als Beilage des Frei-
burger katholiſchen Kirchenblattes, hat ſich zu Anfang dieſes
Jahres auch in Berlin ein dem unſern verwandter chriſtlicher
Kunſtverein gebildet, an deren Spitze der geniale, hochgeſchätzte
Künſtler Peter v. Cornelius und hohe fürſtliche Perſonen
ſtehen.

Wir erhielten von demſelben nachſtehende Zſchrift:
An den Vorſtand des chriſtlichen Kunſtvereins zu Freiburg
im Breisgau.
Dem Vorſtande des chriſtlichen Kunſtvereins zu Freiburg
beehren wir uns ergebenſt anzuzeigen, daß ſich mit fürſtbiſchöf-
licher Beſtätigung hier ein chriſtlicher Kunſtverein für die De-
legatur Brandenburg-Pommern, im Anſchluſſe an den
Verein der Diöceſe Breslau, jedoch mit geſonderter Verwal-
tung, wie ſie die Umſtände verlangten, gebildet hat.
Jndem wir zwei Exemplare unſeres Statuts beifügen, be-
merken wir ganz ergebenſt, daß der Vorſtand, welcher in der
Generalverſammlung vom 30. Dezember v. J. definitiv ge-
wählt wurde, aus den nachbenannten Mitgliedern beſteht: Pe-
ter v. Cornelius, Director, Vorſitzender; v. Olfers, wirkl.
Geh. Rath. Stellvertreter; v. Kehler, Legationsrath, Schrift-
führer; Rabuske, Kaufmann, Säckelmeiſter; Fürſt Bogus-
law Radziwill, Graf Athanaſius v. Radzyuski;
Karker, Probſt und fürſtbiſchöfl. Delegat; Commer, Muſik-
director; E. Müller, Miſſionär; Hamm, Kaufmann; Stein-
brück, Hiſtorienmaler, Profeſſor.
Es wird uns freuen, unſere Verbindung mit dem Vereine
zu Freiburg, ſowie mit den übrigen chriſtlichen Kunſtvereinen
Deutſchlands, friſches, dauerndes Leben gewinnen zu ſehen.
Berlin, den 6. Januar 1863.
Der Vorſtand des chriſtlichen Kunſtvereins für die Delega-
tur Brandenburg-Pommern. v. Cornelius, Vorſitzender:
v. Olfers, Stellvertreter; v. Kehler, Schriftführer.''
Aus den uns freundlichſt zugeſandten Statuten theilen wir
unſern Leſern Folgendes mit:
1) Der chriſtliche Kunſtverein der Delegatur, ſich anſchließend
an den chriſtlichen Kunſtverein der Diöceſe Breslau und ſo
an den allgemeinen chriſtlichen Kunſtverein Deutſchlands, ſteht
unter der Obhut des hochw. Fürſtbiſchofs von Breslau.

Unter zahlreicher Betheiligung des Publicums erfolgte am
24. October v. J. die gänzliche Beſeitigung des Jnterims-
Daches mit Herausnahme der 100 Fuß langen geſprengten
Träger aus ihren Auflagern in den Umfaſſungsmauern durch
die Dom-Zimmerleute unter Leitung des Zimmerpoliers von
Amelen, deſſen Leiſtungen bei Aufſtellung und Abnahme der
ausgedehnten Gerüſt-Anlagen zum Domdache und Mittelthurme
durch Verleihung des allgemeinen Ehrenzeichens höhern Ortes
bereits Anerkennung gefunden haben.
Die günſtigen Witterungs-Verhältniſſe in den letzten Mo-
naten des verfloſſenen Jahres geſtatteten nach Vollendung des
Langſchiffes, über die im Betriebsplane pro 1862 vorgeſehenen
Ausführungen hinausgehend, die kräftige Jnangriffnahme der
Steinmetz⸗ und Maurer-Arbeiten an den Strebeſhyſtemen der
beiden Querſchiffe, und ſtehen zur Zeit bereits fünf untere
Strebebögen am nördlichen und ſüdlichen Querſchiffe verſetzt
als Stützen der gleichfalls vollendeten Gratbögen in vier Ge-
wölbe⸗Compartimenten daſelbſt.
 
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