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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Editor]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 2.1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.6484#0039
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— 87 —

Daß er ſeinerſeits die ihm geſtellte Aufgabe auf die ausge-
zeichnetſte Weiſe erfüllt habe, darüber ſind alle ſachverſtändigen
Beurtheiler einig. Auch die äußere Ausſtattung des Wevkes
in Druck und in den lithographirten Platten, darunter viele
Farbendrucke, iſt ſehr gelungen und dem innern Werthe des-
ſelben entſprechend.

JJ. Eine weitere Runſtnotiz aus aden.
Das dritte Vierteljahrsheft von 1863 des ,, Kirchenſchmuckes
von Pfr. Laib und Decan Dr. Schwarz'' enthält S. 93
nachſtehende Correſpondenz. Gnrtweil, 4. Juli 1863.
Sie erhalten hier zur Einſicht kirchliches Weißzeug mit Stickerei
ſtatt der Spitzen. Die Preiſe ſind den einzelnen Stücken an-
geheftet. Der graue und rothe Faden iſt waſſerächt, und voll-
kommen dauerhaft. Jch ließ früher die Stickereien auf Lein-
wand mit türkiſchrothem, blauem und grünem Faden ausführen.
Der Faden war baumwollen. Allein auch der türkiſchrothe
bleichte nach und nach ab, mehr noch der grüne und blaue.
Jch ließ darauf viele Stickereien mit Leinenfaden ausführen
und zwar von gebleichtem bis naturfarbenem. Die Kontouren
wurden mit naturfarbenem, alſo ganz grauem Faden ausgeführt.
Allein auch dieſe Stickereien verloren durch das Waſchen; denn
der naturfarbene Faden wurde nach und nach halbgebleicht und
der halbgebleichte weiß. Die Stickereien mit grauem und rothem
Seidenfaden und weißem Spinalfaden haben die Probe weitaus
am beſten beſtanden und ſind auch, wie mir ſcheint, am ge-
ſchmackvollſten. Die Anſtalt liefert ſeit etwa Tagen nur in
dieſer Manier ausgeführte Stickereien. Jch weiß, daß es er-
laubt iſt, die Korporalien mit Stickereien von Seidenfaden zu
zieren und lege Jhnen davon einige Muſter bei, obwohl ich
Korporalien, an denen die Stickerei nur mit Leinenfaden aus-
geführt iſt, den Vorzug gebe. Wenn die Anſtalt für kirchliche
innenſtickerei einen bedeutenderen Abſatz erhalten würde, als
bisher, ſo könnte ſie ihre Arbeit gut um ein Fünftel wohlfeiler
liefern; denn ſie würde ſich dann für die Zeichnungen Modelle
ſtechen laſſen und ließe die Arbeit durch in der Anſtalt unter-
richtete Mädchen in der Umgegend ausführen, wobei die An-
ſtalt immer noch einen Taglohn von 20—24 kr. zuſichern könnte,
während die Stickerinnen des Schwarzwaldes, die für Fabrikan-
ten von St. Gallen arbeiten, es täglich höchſtens auf 9 kr. bringen.
Haben ſie nun die Güte, die Jhnen vorgelegten Arbeiten
einer eingehenden Prüfung zu unterziehen und unumwunden zu
ſagen, was recht und was nicht recht iſt, weil es der Anſtalt weniger
darum zu thun iſt, Lob zu erhalten, als der Förderung der Sache
wegen, auf etwaige Mängel aufmerkſam gemacht zu werden.
Die Redaetion macht dazu die Bemerkung: , Wir übergeben dieſes Schreiben
unter Vorausſetzung der guͤtigen Erlaubniß des Schreibers, Hrn. Pfarrver-
weſers Keßler, der Oeffentlichkeit, da es praetiſche Winke enthält, die manchen
bittern Verſuch erſparen. Wir fügen bei, daß wir nach der von den über-
endeten Weißzeug⸗ Stickereien genommenen Einſicht die Anſtalt in Gurtweil bei
a idehut, Großherzogthum Baden, beſtens empfehlen können.'' —

ſein eignes Beiſpiel, an den nach dieſem Bauſtyl von ihm ge-
bauten Kirchen deſſen Zweckmäßigkeit und äſthetiſchen Vorzug
beweiſt. Nach Hübſch's wohldurchdachtem und erprobtem Syſtem
hat unſer jetziger Kirchenbauſtyl an dieſen altchriſtlichen, aus
der claſſiſchen Zeit des chriſtlichen Geiſtes herrührenden Banſtyl
ſich anzuſchließen, denſelben mit freier, ſelbſtſtändiger Auffaͤſſung
nach unſern individuellen Bedürfniſſen und Verhältniſſen zu
reproduciren, mit Beibehaltung der Elemente desſelben, des
Rundbogens, der Säulenſtütze und des Gewölbebaues. Es wer-
den ſo in dieſem Werke die Jdeen des Verfaſſers, welche er
ſchon vor Jahren in den beiden Schriften: ,,Jn welchem Style
ſollen wir bauen? nnd: ,,Die Architectur und ihr Verhältniß
zur heutigen Malerei und Sculptur'', niederlegt hat, aufs Neue
begründet, erläutert und mit hiſtoriſchen Beweiſen und Bei-
ſpielen verſehen.
Das kirchliche Jntereſſe des Werkes über die alt-
chriſtlichen Kirchen ſpringt in die Augen. Die Kirche iſt das
Haus Gottes, der geweihte Raum, in welchem die höchſten
Geheimniſſe gefeiert, das Wort des Heils verkündet, die Gläu-
bigen der Gemeinde verſammelt ſich durch eine höhere Einheit
verbunden und als Bürger einer höhern Welt fühlen. Es
kommt alſo auch im Jntereſſe der Kirche Alles darauf an, daß
dieſe heilige Stätte zweckmäßig und würdig, die Andacht fördernd
nnd ſteigernd bereitet werde. Jeder Prieſter iſt der Hüter
und Wächter des heiligen Hauſes; er bringt hier die Zeit des
heiligen Dienſtes zu, der ſeinen Lebensberuf ausmacht. Er hat
alſo ſeines Theils gleichfalls mitzuwirken, daß die heilige Stätte,
daß ſeine Kirche in der möglichſt beſten Weiſe hergeſtellt und
erhalten werde. Dazu gehört einige Kenntniß des Kirchenbaues;
dazu gehört, daß der Prieſter einige Kenntniß und ein Urtheil
über die Banſthyle habe; ohnehin wird er ſchon aus natürlicher
Wißbegierde kennen zu lernen wünſchen, wie von Alters her
die Kirchen gebaut und eingerichtet waren. Darüber findet er
in dem vorliegenden Werke die beſte, reichſte Belehrung. Wa-
ren ja in alten Zeiten, namentlich in der vorgothiſchen Periode
Geiſtliche in der Regel die Architecten. Warum ſollten ſie
nicht auch jetzt wenigſtens durch Kenntnißnahme und vorkom-
menden Falles durch ihren Rath und Einfluß bei dem Kirchen-
bau ſich betheiligen? Das vorliegende Werk enthält aber anßer
ſeinem architectoniſchen Jnhalt, auch Vieles aus dem Gebiet
der kirchlichen Alterthümer, wie z. B. Platte LV eine Zu-
ſammenſtellung der Hauptformen der Altäre von den älteſten
Zeiten an. Durch dieſes kirchliche Jntereſſe bei ſeinem übrigen
hohen Werth ſollte das Werk in allen Bibliotheken geiſtlicher
Anſtalten und Körperſchaften Eingang finden. Namentlich glau-
ben wir es mit gutem Gewiſſen und auf das angelegentlichſte
den Capitels-Bibliotheken des hochwürdigen Klerus unſerer Erz-
diöceſe, ſowie einzelnen Mitgliedern desſelben, deren Verhältniſſe
die Anſchaffung eines ſolchen Werkes erlauben, zur Anſchaffung
empfehlen zu dürfen und empfehlen zu müſſen.
Außer dem bisher angedeuteten allgemeinen hohen Werthe
dieſes Werkes ſprechen für dasſelbe bei uns noch beſondere Gründe.
Der Verfaſſer, ein badiſcher Landsmann, auf welchen wir ſtolz
ſein können, war nicht minder ein braver, edler Mann und
aufrichtiger, guter Chriſt als er ein ausgezeichneter Künſtler
war. Um das Werk in vollkommenſter Weiſe unter ſeinen
Augen herſtellen zu laſſen, hat er aus Liebe zur Kunſt und
Kirche das große Wagniß unternommen, unternehmen müſſen,
das Werk im Selbſtverlage erſcheinen zu laſſen und die Vor-
auslage der großen Koſten der Herſtellung des Werkes zu ma-
chen. Alle Freunde der chriſtlichen Kunſt und der Kirche,
namentlich aber ſeine Landsleute unter denſelben, haben daher
die natürliche Verpflichtung, ſo viel ſie vermögen dafür zu
ſorgen, daß das Vertrauen des ſeligen Verfaſſers auf die Theil-
nahme, welche dieſes für die Kunſt und Kirche ſo wichtige und
erſpriesliche Unternehmen finden werde, nicht unerfüllt bleibe.

JV. Bur Einweihung des Kölner Domes
worüber wir in Nro. 21. dieſer Blätter berichtet haben, theilen
wir noch das nachſtehende ſinnige Gedicht mit.
Im öIner Dom.
15. Oetober 1863.
Gefallen ist die böse and, gefallen,
Die Chor und Schiff zu lange hielt geschieden,
Und vie er taucht in diesen tiefen Frieden,
Durchmisst Ein Blick die weiten Säulenhallen.
Diess ist ein ald, und willst du ihn durchwallen,
So fesselt Staunen dir den Fuss, hienieden
Schon ähnst du dir die Seligkeit beschieden,
örst vom Altar das Dreimalheilig! schallen.
 
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