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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Editor]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 13.1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.7191#0007
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— 269 —

ferner auf das wenig bekannte Büchlein: ,,Von St. Elsbeten
der Landesfrauen von Thüringen Leben'' in dem von Franz
Pocci und Redding v. Biberegg herausgegeben ,,Altes
und Neues.'' Stuttg. 1856. JJ. 78 ff. und B. Dudik: Ueber die
Auffindung der Reliquien der heiligen Eliſabeth. Wien. 1858.
Ausführlich wird der im Jahre 1236 verfertigte, mit Reliefs
und Figuren und koſtbaren Kleinoden geſchmückte Sarkophag
der Heiligen, in welcher ihre Gebeine bis zum Jahre 1539
geruht hatten, beſchrieben (S. 50). Jn unſerem Jahrhundert
wurde derſelbe arg beraubt. ,,Urſprünglich befanden ſich daran
868 Steine, darunter ſehr viele der koſtbarſten Edelſteine, 40
bis 50 Gemmen und Kameen griechiſchen, römiſchen und orien-
taliſchen Urſprungs, ſowie 250 Perlen und 63 Perlemutter-
ſchmücke. Als am 6. Februar 1810 der Sarkophag auf Be-
fehl der damaligen weſtfäliſchen Regierung (l) nach Kaſſel ab-
geführt wurde, fehlten bereits 65 Edelſteine. Dort ſtand er
zuerſt in dem Reſidenzſchloß, bis dasſelbe in der Nacht vom
24. November 1811 abbrannte. Nachdem er hierauf eine Zeit-
lang im Muſeum und darnach in der ſogenannten Möbelkam-
mer aufbewahrt worden, ward er am 29. Juli 1813 in der
dortigen katholiſchen Kirche aufgeſtellt. Erſt im Auguſt 1814
kam er durch die kurfürſtlich heſſiſche Regierung wieder nach
Marburg in die St. Eliſabethkirche. Leider iſt der Sarkophag
während ſeines Aufenthaltes zu Kaſſel von diebiſchen Händen
arg geplündert worden, indem nicht nur 117 der edelſten Steine
und faſt ſämmtliche Gemmen entwandt ſind, ſondern auch
ganze Beſtandtheile deſſelben, das Crucifix ſammt dem Engel
mit der Krone und einzelne Theile von Figuren, gewaltſam
abgebrochen worden, ſo daß ſich jetzt nur noch 672 Steine,
darunter einige Gemmen, 59 Perlemutterſtücke und 47 Perlen
vorfinden. Bekanntlich hat Fr. Creuzer (Leipzig und Darm-
ſtadt. 1834) in einem eigenen Werke: ,,Zur Gemmenkunde''
die antiken, geſchnittenen Steine vom Sarkophag der heiligen
Eliſabeth eigens beſchrieben.
Herr Kolbe beſchreibt auch die Glasmalereien (S. 42),
Wappenſchilde und übrigen Grabdenkmale (S. 52 ff.) Dabei
vermiſſen wir leider jede Angabe über die neue Reſtauration
und den Küuſtler, der ſelbe ſo gelungen durchgeführt hat.

Predigt, ohne daß ihnen immer das lebendige Wort verkündigt
ward. Jn das Verſtändniß dieſer Sprache einzuführen, auf
die Schönheiten des Baues aufmerkſam zu machen und zur
ſinnigen Betrachtung ſeiner Kunſt- und Geſchichtsdenkmäler
bei denen die Bilder längſt vergangener Tage aus der chriſt-
lichen Vorzeit und Heſſens Vergangenheit vor unſeren Augen
auftauchen, einzuladen, iſt der Zweck dieſer Blätter.''
Herr Kolbe erzählt die Veranlaſfung und die Erbauung
dieſer Kirche, beſchreibt das Aeußere, die Thürme (mit den
Glocken), das durch ſeinen geiſtreichen Bilderſchmuck ausgezeich-
nete Portal, das Jnnere, die einzelnen Altäre und das Man-
ſoleum der heil. Eliſabeth. ,,Als im Jahre 1854 die ſchwarze
Deckplatte der (im nördlichen Kreuzarm befindlichen) Tumba
aufgehoben wurde, faud ſich in der Tiefe des Grabes eine
ziemlich ſchwere Bleiverpackung, die bei ihrer Oeffnung eine
ganze Anzahl kleiner, bleiener Reliquienkäſtchen, ſowie Erde
enthielt. Die Käſtchen waren theils mit kleinen Knochenſplit-
tern, theils mit Erde gefüllt. Letztere hat das Anſehen der
Modererde, wie man ſie in Gräber findet. Da nach dem Be-
richt des Cäſarius von Heiſterbach in ſeiner vor 1241 abgefaßten
,,Vita St. Elisabethae landgravias'', den er nach dem Re-
ferat eines Augenzengen der am 1. Mai 1236 ſtattgehabten
Erhebung der Gebeine der heiligen Eliſabeth, des Heiſterbacher
Mönches Chriſtian, gibt, der Kopf zuvor von der Leiche ge-
trennt und die Fleiſchtheile abgelöſt, überhaupt nur die Knochen
in dem Sarkophag aufbewahrt wurden, iſt ſicher anzunehmen,
daß die Weichtheile wieder in das Grab gelegt und nach ihrer
völligen Verweſung in erwähnter Bleiverpackung verwahrt worden.
Der Sarkophag mit den Gebeinen ſtand ſpäter nicht mehr
unter dem Baldachin über dem Grab, ſondern in der Sakriſtei,
während doch letzteres Jahrhunderte lang, nach wie vor, Gebets-
und Opferſtätte war, wie dies auch die Opferbüchſe und die
durch Knieen ausgehöhlten Stufen bezeugen. Sicher wäre dies
nicht der Fall geweſen, wenn in dem Grab keine Reliquien
der Eliſabeth mehr vorhanden waren. Die kleineren Reliquien-
käſtchen ſind entweder in jener Zeit, als der Sarkophag von
dieſer Stelle entfernt wurde, mit Knochenſplittern der heiligen
Eliſabeth in das Grab gelegt worden, damit auch etwas von
ihrem Gebein daſelbſt vorhanden ſei, oder erſt ſpäter, im Jahre
1539, als Landgraf Philipp, um die Reliquienverehrung zu
beſeitigen (in bekannter brutaler Weiſe), die Gebeine aus dem
Sarkophag hinwegnahm. Jn dem Jnventar des ,, eiltum
amptes' der Eliſabeth kommen nämlich ,,27 Kiſtchen mit heil-
tum'' vor, die unter den im gedachten Jahr weggenommenen
Reliquien nicht erwähnt werden. Wahrſcheinlich hat man an
ſie nicht gedacht, zumal ſie meiſt in den Altären verborgen
waren und man zuerſt auch das im Wandſchrank der Sakriſtei
aufbewahrte Haupt der heiligen Eliſabeth vergeſſen hatte. Um
die ſpätere Wegnahme derſelben zu verhindern, ſind ſie alsdann
vermuthlich von dem Landcomthur heimlich in das Grab der
Eliſabeth, als den ſicherſten Verſteck, gelegt und hier im Lauf
der Zeit ganz vergeſſen worden. Der geſammte Jnhalt der
Käſtchen und der Bleiverpackung, die Knochenſplitter, wie die
Erde, wurde alsbald wieder in das Grab verſenkt, ſo daß
man mit Sicherheit annehmen kann, daß hier noch Reliquien
der heiligen Eliſabeth vorhanden ſind. Unbegreif-
licher Weiſe ward das Blei der Käſtchen rc. eingeſchmolzen!
Nur ein einziges ſt der Vernichtung entgangen.' (S. 20.)
— Aber auch im ſüdlichen Kreuzarm unter dem Grabdentmal
des Landgrafen und nachmaligen Hochmeiſter des Deutſchen
Ordens wurde am 20. Juli 1854 ein Fund in einem kleineren
Kaſten gemacht, worin man die Ueberreſte der Gebeine der
heiligen Eliſabeth erkannte (S. 53). Wir verweiſen deßhalb
auf die kleine Schrift von A. Scharfenberg: Die Wiederauf-
findung der Gebeine der heiligen Eliſabeth. Mainz. 1855;

Mittheilungen.
München. (Plaſtik.) König Ludwig JJ. von Baiern
hat den Münchener Bildhauer Halbig beauftragt, mitten in
die majeſtätiſche Gebirgsnatur von Oberammergan eine koloſſale
Kreuzigungsgruppe hinzuſtellen. Die Höhe der Geſammtgruppe
wird 40 Fuß betragen, die Breite des Unterbaues mit Sockel-
platte 2B Fuß, die Sockelhöhe der beiden Nebenfiguren 12
Fuß, die Höhe der Figuren ſelbſt mit Plinthe 13 Fuß. Jede
Figur hat eine Schwere von 400 Centnern, die Figur des
Heilandes, mit Kreuz und Aufſatz aus Einem Stück, hat im
Bruchmaß ein Gewicht von 1400 Centnern; überhaupt wird
für das ganze Werk eine Marmormaſſe von 4000 Cubikfuß er-
fordert. Jm Sommer 1874 hofft man die Aufſtellung zu erleben.
* Freiſing, 10. Mai. Geſtern Nachmittags wurde im
(gedeckten) Hofe des hieſigen erzbiſchöflichen Knabenſeminars
des Sophokles Tragödie ,,Oedipus auf Kolonos'' nach der
Ueberſetzung von Donner mit Muſik von Mendelsſohn-Bar-
tholdy von den Schülern des Gymnaſiums in wahrhaft glanzvoller
Weiſe zur Aufführung gebracht. Der k. Staatsminiſter von
Lutz war in Begleitnng des k. Miniſterialraths Gierhl, der
Profeſſoren Chriſt und Haug und des k. Miniſterialaſſeſſors
Erhart zu dieſer Vorſtellung erſchienen; ebenſo waren in Ver-
tretung des Hrn. Erzbiſchofs die Domcapitularen Dr. Rampf
und Dr. Kaiſer zugegen. Den in ſchönen antiken Coſtümen
auftretenden jungen Darſtellern wurde von der zahlreichen Zu-
hörerſchaft reichſter Beifall geſpendet.
 
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