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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 13.1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.7191#0008
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— 270 —

ſilbernen und vergoldeten Beſchlägen. Beſondere Beachtung
verdient ein Epiſtolare in Folio in weißem Kalbledereinband
mit reicher Deckenvergoldung, Handarbeit mit meſſingartigen
Einlagen, zwei Medaillons auf Pergament gemalt, in der Mitte
zwei Deckenſchließen, acht Roſetten mit acht böhmiſchen Granaten
und ein fein ciſelirter Goldtitel. Auf dem Schnitt ſind die
vierzehn Stationen des Kreuzweges gemalt, das Meiſterſtück
eines Geſellen aus Herrn Puſtet's Buchbinderwerkſtätte. Ein
neues Groß-Folio Missale befindet ſich im Druck und wird
nächſtes Jahr fertig. Das römiſche Brevier iſt in verſchiedenen,
theils einfachen, theils Prachtausgaben vorhanden. Außerdem
finden wir in dem liturgiſchen Verlag das Antiphonarium
Romanum, das Ceremoni-
ale Pontificum, die Musica Divina, ein berühmtes Verlags-
werk Puſtet's von Proske, das Pontificale und das Rituale
Romanum nebſt vielen andern Ritualbüchern, ſowie ſchön und
würdig ausgeſtattete Canontafeln in Farbendruck mit Gold-
leiſtenrahmen. Die liturgiſchen Verlagswerke Puſtet's zeichnen
ſich ebenſowohl durch ihre Billigkeit, als durch ihren deutlichen,
reinen und großen Roth-Schwarzdruck aus. Der Kunſtverlag
enthält beſonders ſchöne Chromoxhlographien, darunter die An-
betung des Allerheiligſten im Himmel und auf Erden, ein
prachtvolles Tableau im reichſten xylographiſchen Farbendruck,
Beicht⸗, Communion- und Firmungsandenken, Heiligenbilder,
Miniaturen, die vierzehn heil. Nothhelfer, eine herrliche Origi-
nalcompoſition von Profeſſor Klein in Wien, prachtvoll in
Holzſchnitt nach altdeutſcher Manier ausgeführt. (Wiener Pilger.)
Linz. Am 11. Febr. fand in Pettau ein öffentlicher,
höchſt anſtößiger Maskenzug ſtatt. Der Scandal wurde durch
den Umſtand bedeutend erhöht, daß Profeſſor G. vom dortigen
Real⸗Gymnaſium als Arrangeur und Direktor des Maskenzuges
fungirte. Jm Zuge befand ſich ein Wagen mit Kloſte rfrauen,
in ihrer Mitte ein Biſchof in violetem Talar, mit rothem
Tonſurkäppchen und goldener Halskette, der ſogar auffällig mit
ihnen koſend dargeſtellt wurde. Dann folgte ein anderer Wagen
mit Ordensmännern (wahrſcheinlich Jeſuiten vorſtellend), hinter
dieſem, auf einem dritten Wagen Bismark mit einer Peitſche
in der Hand. Auf dem letzten Wagen ſaß endlich ein fuchs-
rothes Männlein, der genannte Direktor und Arrangeur des
ganzen Unſinns; dieſer Letztere war notabene gar nicht maskirt,
aus ſeinen Zügen lächelte das höchſte Wohlbehagen. (Salzb.
Kbl.) Eine ſaubere elaſſiſche Bildung das!
* Rom. (Archäologiſches.) Der ,,Oſſervatore Romano''
berichtet: Dieſer Tag iſt in Tor Marancia, der Beſitzung
des Monſignore Merode, ein höchſt wichtiger Fund gemacht
worden. Die Commiſſion für chriſtliche Archäologie hat da-
ſelbſt mit Hilfe des Eigenthümers eine alte, chriſtliche Baſilika
im zweiten Stockwerke des berühmten unterirdiſchen Kirchhofes
auszugraben unternommen, dem die heutige Wiſſenſchaft ſeinen
wahren Namen ,,Kirchhof der Domitilla'' (der Verwandten des
Kaiſers Domitian) wiedergegeben hat. Vergangenen Samſtag
iſt dort endlich eine der ſchon längſt geſuchten und erwarteten
Jnſchriften zum Vorſchein gekommen, welche die Genauigkeit
der topographiſchen Angaben beſtätigt und deutlich beweiſt, daß
wir es hier mit der Entdeckung von Märtyrergräbern aus dem
erſten chriſtlichen Jahrhundert zu thun haben. Unter der Apſis
der Baſilika lag ein enormes Marmorfragment mit metriſcher
Aufſchrift in großen und ſehr ſchönen damaſiſchen Lettern. Diefe
bilden die rechte Seite des hiſtoriſchen Lobſpruches, den der Papſt
Damaſus auf das Grabmal der Märtyrer Nereus und Achilleus
hatte ſetzen laſſen. Sie waren auf dem Kirchhofe der Domitilla
neben der heiligen Petronilla beigeſetzt worden.

* Münſter. Solchen Geiſtlichen, welche weder Zeit noch
Mittel zu einläßlichem Studium kirchlicher Kunſt beſitzen, und
doch auf dieſem Gebiete ſich orientiren möchten, können wir
ein Büchlein empfehlen, das dieſem Zweck vollkommen ent-
ſprechen wird. Sein Titel lautet: ,,Archäologiſcher Ka-
techismus. — Kurzer Unterricht in der kirchlichen Kunſt-
Archäologie des deutſchen Mittelalters. Von H. Otte. 2. verb.
Aufl. mit 90 eingedruckten Holzſchnitten. Leipzig bei T. O.
Weigel. 1873.'' (Pr. 24 Sgr.) — Das vortreffliche Werkchen
zerfällt in folgende Haupttheile: A. Kirchengebäude; B.
Ausſchmückung der Kirche; C. Kirchengeräthe, Gewänder rc.;
D. Umgebung der Kirche. Der erſte Abſchnitt umfaßt Seite
1-71; die drei übrigen nur Seite 72102. Die Darſtel-
lung iſt bündig klar, und für jeden Gebildeten verſtändlich.
Um ſicher zu gehen, habe ich nicht allein ſelbſt das intereſſante
Büchlein mehrmals durchgeſehen, ſondern auch mehrere Studie-
rende der Theologie veranlaßt, dasſelbe zu leſen. Dieſe lobten
den ,,reichen Jnhalt'', die ,,Klarheit und Ueberſichtlichkeit'' ſowie
den Umſtand, daß ,,Alles Wichtige durch Abbildung möglichſt
klar gemacht'' ſei u.ſ. w. Daher trage ich kein Bedenken,
allen denen, welche Sinn für chriſtlichen Kunſthaben, namentlich
aber den geiſtliche Herren, das bezeichnete Werkchen auf's drin-
gendſt zu empfehlen. (Weſtphäl. Kbl.)
* Mainz. Die Wiederherſtellungsarbeiten am Oſtchore
des hieſigen Domes ſchreiten raſch voran. Der Eingang zur
Krypta, deſſen Herſtellung eben im Werke iſt, gab Veranlaſſung
eine Gruft zu öffnen, welche aber wahrſcheinlich ſchon früher
erbrochen worden iſt. Eine darin aufgefundene Juſchrift be-
ſtätigt die Vermuthung, daß daſelbſt der Erzbiſchof Metternich
zur Gruft beigeſetzt war. — Das Gerüſte für den Kuppelbau
am Oſtchor wird jetzt aufgeſchlagen. Man hofft denſelben bis
Sommer 1875 ſo weit zu vollenden, daß am Tage des 25jäh-
rigen Episcopates des Freiherrn von Ketteler der Oſtchor ge-
weiht und das Kreuz auf der Spitze der Kuppel aufgerichtet
werden kann. (B. B.)
Regensburg. Der allgemeine deutſche Cäcilien-
Verein hält vom 3. bis 5. Auguſt d. J. zu Regensburg
ſeine 5. General-Verſammlung, wie das an kirchlichen Muſik-
ſtücken ungemein reiche Programm vom 1. März beſagt.
Schul⸗ oder Seminarlehrern ſind von der Generaldirektion der
Eiſenbahnen unterm 9. Februar d. J. Retourbillete mit acht-
tägiger Gültigkeit bewilligt, ebenſo von der Oſtbahn.
Wien. (Friedrich Puſtet's Verlag auf der Weltaus-
ſtellung.) Unter den katholiſchen Buchhändlern Deutſchlands
feſſelte uns insbeſondere die Ausſtellung von Friedrich Puſtet
in Regensburg, Typograph des heil. apoſt. Stuhles und der
Congregation der Riten. Herr Puſtet hat die ſchönſten Proben
ſeines liturgiſchen und ſeines Kunſtverlages, zum Theil in
prachtvollen, aus ſeinen Buchbinderwerkſtätten hervorgegangenen
Einbänden ausgeſtellt. Wir finden im liturgiſchen Verlage
verſchiedene Ausgaben des Missale Romanum und des römi-
ſchen Breviers, mit den dazu gehörigen Proprien in prachtvollen
Typen mit kräftigem, breitem, dem Auge wohlthuenden Schnitt.
Ein Unikum, ganz von Regensburger Meiſtern geſchaffen, iſt
das Missale Romanum mit Proprium Hungarioum, mit
gemalten Vignetten und Jnitialen bei den Hauptfeſten: fünf
Stahlſtichen und zwei reichen Chromotypen in rothem Sammt-
band mit aufgelegter Miniaturmalerei auf Pergament und
reichſter Metallgarnitur in echter Feuervergoldung. Ferner ſind
da andere Ausgaben des Missale Romanum in Groß- und
Klein⸗Folio mit einfachen und Prachteinbänden in ſchwarzem
und rothem Leder, in rothem Chagrin und echtem Schweins-
leder mit Bleipreſſung in altdeutſcher Manier, mit neuſilbernen,

Verantwortliche Redaction: Dr. Stephan Braun. — Druck und Verlag der J. Dilger'ſchen Buchdruckerei
 
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