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Sarkophag in Ravenna (S. Maria in Porto).


hundert entstammt, erweitern die von der cömeterialen Malerei dargebotenen
Gegenstände nach der historischen Richtung. Aber in dieser Erweiterung offen-
bart sich ein Ermatten der religiösen Stimmung. Der Zug der aufs Jenseits
gerichteten Hoffnung machte sich an den Gräbern nicht mehr mit der alles be-
herrschenden Energie geltend wie früher. Der ästhetische Maßstab darf diesen
Werken gegenüber kein zu hoher sein: sie tragen in wachsendem Maß die Sig-
natur des Kunstverfalls. Doch fehlt es auch auf diesem Gebiet nicht an treff-
lichen Leistungen. Der Sarkophag aus S. Paolo (viertes Jahrhundert), den
Schultze beispielsweise hervorhebt, ist in der That ein echtes Nömerwerk. — Als
eine besondere Gruppe griechischen Gepräges stellen sich die Sarkophage von
Ravenna dar. Hier wirkte noch im fünften Jahrhundert „eine leistungsfähige
Bildhauerschule, die den tiefen Abstand zwischen Abendland und Osten scharf
kenntlich macht." Die große Verwandtschaft der Anordnung und der Gegen-
stände, die sich im ganzen übrigen Abendland zeigt, weist auf einen maßgeben-
den Einfluß Roms hin. Doch machen neben der Gemeinsamkeit sich auch pro-
vinziale Charakterzüge geltend, wodurch besonders die gallischen Sarkophage sich
als besondere Gruppe kennzeichnen.
Nachdem im vierten Teil die Werke der Kleinkunst (Lampen, Ölampnllen,
Ringe, Glasprodukte) behandelt sind, giebt der Verfasser noch die Grundzüge
einer christlichen Ikonographie, d. h. der Feststellung der durch die Bildwerke
gebotenen Typen, die auch in ihrer Entstehung und Entwicklung begreiflich ge-
macht werden sollen. Auf engem Raum ist hier ein überaus reichhaltiger Stoff
zusammengedrängt, gegliedert durch die Überschriften: Die göttlichen Personen;
Engel; Apostel und Heilige; das menschliche Leben; Personifikationen. Es ist
erfreulich zu sehen, daß dieses Gebiet immer mehr der Untersuchung nach streng
wissenschaftlicher Methode unterzogen wird. Die Geschichte des Christustypus,
der Passionsdarstellung, der Marienbilder zeigt besonders deutlich den Einschlag
der theologischen Fäden in der kunstgeschichtlichen Entwicklung. Wenn die Er-
gebnisse auch nicht überall feststehen, so gewinnt man doch auch hier wie durch
das ganze Werk eine zuverlässige, nach allen Seiten schauende Orientierung und
 
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