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Geistlichen, das auf Verbesserung dringt, den Weg bahnen, oder, wo Sinn und
Wille vorhanden ist, etwas für das Kirchengebäude zu thun, zeigen wo die Hilfe
am nötigsten ist.
Nach einem Hinweis darauf, wie wichtig es für die Jugend ist, frühe schon
unter dem Eindruck eines schönen und würdigen Gotteshauses zu stehen, und
nach Anführung der in Württemberg geltenden gesetzlichen Bestimmungen über
die bauliche Unterhaltung der Kirchen lädt der Verfasser den Leser zu einer
„Frühjahrsbesichtigung" einer Kirche freundlich ein, und es ist ein Genuß, sich
von ihm führen zu lassen zuerst hinauf zu dem Turm mit Blitzableiter, Turm-
hahn, Dach, Glocken, Treppen und Uhr; er fragt z. B. . . . „und nun die Glocken
selbst, diese Prediger von den Dächern, wie sehen sie aus? Könnten sie nicht
auch einmal eine Waschung vertragen, damit die Inschriften, die doch zum Lesen
da sind, auch wirklich gelesen werden können? Oder wäre es nicht an der Zeit,
nach dem Schwengel zu sehen? hält der Riemen noch; sollte nicht die Glocke,
die vielleicht schon ein paar hundert Jahre an der gleichen Stelle angeschlagen
wird, auch einmal um gehängt werden? Der Maßstab zu ängstlicher Spar-
samkeit braucht ja bei Turm, Uhr und Glocken, von anderen Gründen abgesehen,
schon deshalb nicht angelegt zu werden, weil für diese Teile der Kirche nach den
Bestimmungen des (württembergischen) staatlichen Gesetzes die bürgerliche Ge-
meinde einen Anteil an den Kosten zu übernehmen hat." — Sodann geht's
herab über die Kirchenbühne zur Orgel: .... „da thut es unseren Augen
weh, wenn sie im Chor steht und alle Schönheit desselben breitspurig zudeckt,
so daß kein Chorfenster, kein Netzgewölbe mehr zur Geltung kommt. In den
Chor gehört die Orgel nun einmal nicht, sondern an die Westseite der Kirche,
so daß der Geistliche am Altar und der Organist sich sehen können . . .", woran
sich eine genaue Anweisung schließt über das, was zur Erhaltung der (so kost-
baren) Orgel geschehen kann und soll. Weiter geht's in das Schiff der Kirche:
wie sieht der Fußboden aus, wie die Thüre, „die wir im Lied so oft als die
schöne Pforte begrüßen", die Wände, das Gestühl, die Fenster? „Die Fenster
einer Kirche sollten womöglich undurchsichtig sein, Licht herein aber keinen Blick
hinanslassen; jedenfalls aber sollen sie sauber sein und ganz." Endlich lernen
wir das Äußere der Kirche und ihre Umgebung ins Auge fassen. Besonders
dankbar sind wir dem Herrn Verfasser für das, was er im zweiten Abschnitt
über die Ausstattung der Kirche: über Altar, Taufstein und Kanzel und ihre
dreifache Bekleidung, über das Kreuzbild auf dem Altar und die heil. Gefässe,
über Bilder an Wänden und in Fenstern sagt; das alles kann das Kunstblatt
nur unterschreiben und hoffen, daß es immer mehr allgemeine Überzeugung
werde. Schließlich wird auch noch mit praktischen Fingerzeigen der Kirchen-
heizung, „die wir unfern fleißigen Kirchengängern schuldig sind" und der
Kirchenbeleuchtuug gedacht. Gewiß wird kein Leser den Vortrag aus der
Hand legen, ohne mannigfache Anregung und fruchtbare Eindrücke empfangen
zu haben; möge der Herr Verfasser es erfahren dürfen, daß er an vielen Orten
mitgeholfen, das Gotteshaus seines hohen Zweckes würdiger und für die Ge-
meinde erbaulicher und derselben werter zu gestalten. I. M.
 
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