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denkmal (für Marbach und Chicago), endlich ist zu nennen das große Krieger-
denkmal für Mannheim nach Professor Volz in Karlsruhe, während von dem-
selben Künstler das Modell zu der eigenartigen Jubiläumsgabe der Stadt Karls-
ruhe zu dem 70. Geburtstage des Großherzogs stammt, das bei Pelargus eben
in der Volladung begriffen ist. Solche Werke lassen sich freilich aus einer Aus-
stellung nicht vorführen. Sie bilden aber für den Kundigen den wahren Hinter-
grund der wirklichen Vorführung (König-Karlshalle, Galerie rechts vom Eingang)
und geben die Gewißheit, daß die Firma auch jedes Auftrags für kirchliche
Erzbilduerei gewachsen wäre. Als Gegenstände ließen sich hiebei denken Tauf-
brunnen, Kandelaber, Reliefs und sonstiges Zierwerk für Altäre und Kanzeln,
besonders aber Gedächtnistaseln, in denen uns ein so lebendiges Bild des
evangelischen Glaubens und Lebens im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert
erhalten ist und welche auch unsere Kirchen von heute wieder zu einer Gedächtnis-
stätte frommer Lehrer und Glieder der Gemeinden machen könnten. Wie kräftig
würde solche Sprache zu unserem papierenen, raschlebenden Zeitalter reden! Statt
dessen ist es der Firma bis jetzt nur mit einem Gegenstand, freilich dem höchsten
und heiligsten, vergönnt gewesen, den Gemeinden zu dienen, mit Kruzifixen in
echter Bronze, von denen zwei herrliche Exemplare im Vestibül des Gewerbe-
museums ausgestellt siud. Von dem einen größeren geben wir umstehend eine
Abbildung, welche freilich durch den Glanz des Metalls beeinträchtigt, und nur
auf provisorischem Holzkreuz befestigt, doch eine Ahnung von dem edlen Charakter
der Bildung des Körpers sowie des Ausdrucks im Haupte giebt. Am Original
tritt noch hinzu der voruehme Ton des mild glänzenden Metalls und die wunder-
volle Modellierung, mit der der meisterhaft gelungene Guß alle Feinheiten des
Modells von Professor Zwerger in Frankfurt a. M. wiedergiebt. Etwas dunkler
im Ton ist der zweite, etwas kleinere Kruzisixus. Man kann nicht sagen, daß
die moderne Kunst die in der Darstellung des Gekreuzigten liegende hohe Auf-
gabe häufig glücklich gelöst hätte. ClassiciSmus und Naturalismus sind bei dieser
Aufgabe gleich verderblich. Der erste verführt dazu, den Körper zn schwer zu
bilden, so daß das Hängen desselben von dem Auge schon fürs Auschauen als
Qual empfunden wird, der letztere, die Züge des Schmerzes zu graß zu bilden,
so daß das Bild des Überwinders, der „dennoch ein König" ist, zu kurz kommt.
Die spätgotische Zeit wird für die Darstellung des Kruzisixus wohl immer die
klassische bleiben, aber eine edle und eindrucksvolle Lösung bietet auch das nach
Schwenzers Modell von Pelargus gelieferte Kreuzbild. Etwas „moderner" im
eben besprochenen Sinn, wenn auch dabei die Absicht, Ernst und maßvolle Hoheit
zn erreichen, spürbar bleibt, mutet der kolossale Kruzisixus an, den die Geis-
linger Metallwarenfabrik in ihrer Abteilung für Galvauobronzen in
der Gewerbehalle nach dem Modell von Mayer-Geislingen ausgestellt hat. Daß
er jedoch seines Eindrucks nicht verfehlt, wird dadurch bewiesen, daß der Groß-
herzog von Baden bei seinem Besuch der Ausstellung ein Exemplar desselben an-
gekauft hat. Im übrigen interessiert bei dieser Ausstellung, weil völlig neu, be-
sonders die technische Herstellung der Objekte. Hierüber hat das Christl. Kunst-
blatt 1894 S. 37 bereits ausführlich berichtet. Was dort über die Zukunft,
 
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