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stelllmgeri, Thatsachen Gottes und seiner Auserwählten, wie sie die Schriften des
Alten Testamentes erzählen, und Thaten Christi und seiner Apostel, wie sie in
den Schriften des Neuen Testaments ausgeschrieben sind; ferner die Ereignisse in
der Kirche Christi durch alle Jahrhunderte, in allen Ländern und bei allen Völ-
kern; ferner das Leben und die Wunder und die Verherrlichung der seligsten
Jungfrau und aller Heiligen; endlich die Liturgie und die Feste der Kirche.
Gegenstand dieser Beschreibung sind auch die symbolischen Darstellungen, d. i. Zei-
chen oder Sinnbilder heiliger Personen, Geheimnisse u. s. w., seien sie entnommen
aus der Natur, aus der Welt der Menschen und der Engel, oder gehören sie
der Geschichte, der Sage, selbst der Mythologie an." Hiermit ist das zu be-
handelnde Gebiet allerdings ziemlich vollständig umschrieben, höchstens wird man
die kirchlichen Bildnisdarstellungen, sei es als Stifterbildnisse oder als Bildnisse
Verstorbener mit den dabei üblichen Zuthaten, vermissen. Indessen wird im
weiteren Verlause des Buches diese Disposition weder in Bezug aus die Voll-
ständigkeit noch in Bezug auf die Anordnung der Reihenfolge innegehalten.
Vielmehr beginnt die Einleitung sofort, ohne das weiter sachlich zu moti-
vieren, mit der Besprechung der „ikonographischen Zeichen und Symbole" und
behandelt 1) Ursprung und Begriff der Symbolik, 2) die symbolischen Zeichen
und Bilder, 3) die Tierfabel und das Tierepos in der christlichen Kunst, 4) die
symbolischen Zahlen und 5) den Nimbus — eine nicht gerade sehr glückliche Ein-
teilung, wobei aber insonderheit die unter 2) und 3) getroffene Auswahl eine
größere Vollständigkeit wünschen läßt, denn derjenigen Symbole, „die in der
heutigen Kunstthätigkeit zwar nur selten oder gar nicht angewendet werden, die
man aber immerhin kennen sollte, da sie so zahlreich auf mittelalterlichen Archi-
tekturen (noch viel mehr in Bildern) vorkommen," ist bedeutend viel mehr, als
der Verfasser bespricht. Von all den in der mittelalterlichen kirchlichen Kunst
einen so großen Raum einnehmenden symbolischen Darstellungen physischer und
ethischer Personifikationen und mythologischer Entlehnungen, des Weltbildes, des
Tierkreises, der Elemente, der Monatsbilder, der Tugenden und Laster, des Todes
u. s. w. u. s. w. findet man aber weder hier noch im weiteren Verlaufe des
Buches etwas.
Nach dem ersten Kapitel, welches die Ikonographie Gottes und der gött-

*) In Bezug auf die in den kirchlichen Bildwerken des Mittelalters so häufig vorkommenden
Spässe, Karikaturen und Satiren behauptet der Verfasser S. 43 mit großer Sicherheit: „Deshalb
enthalten auch die freimütigsten Äußerungen keinen Tropfen von der ätzenden Schärfe, welche ein
Sohn unserer heutigen Zeit an ihnen voraussetzen könnte; die kecksten Ausfälle leugnen die höhere
Anordnung, gegen die sie anzukämpfen scheinen, nicht, setzen sie vielmehr als feststehend voraus
u. s. w." Hierzu werden doch einige starke Fragezeichen zu machen sein. Ich erinnere mich sehr
lebendig des konsidentiellen Grinsens, nut dem mir gerade vor 25 Jahren der Gehilfe des
8aori8taill an einem Strebepfeiler unmittelbar neben dem Hauptportale der Kathedrale zu 1^6 Llav8
die buulo aux rat8 zeigte; das ist in unmittelbarer Nachbarschaft einer Gruppe, deren Obseönität
jede Beschreibung unmöglich macht, einer Darstellung der Weltkugel mit dem Kreuz darauf. Die-
selbe ist aber von überall aus den Löchern mit den Köpfen oder den Schwänzen herausschauenden
Ratten so durchwühlt, daß das Kreuz in bedenkliches Schwanken gekommen ist und umzufallen
droht. Da hört die Harmlosigkeit gewiß auf.
 
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