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Februar 1909

Einundfünfzigster Jahrgang

.Nr. 2

Christliches Kunstblatt

für Kirche, sss
Schule und Haus
Erscheint monatl. in einem Heft zu
32 S. u. enthält viele Textillustr.
1—2Kunstbeil. u. bisweilen Noten


Herausgegeben
von David Koch
Preis für das Vierteljahr 2 M.
Zu beziehen durch alle Post-
amt e r u. B rr ch h a n d l u n g e n

Die Markuskirche in Stuttgart
Mit 10 Abbildungen
^^ie vom t Oberbaurat Dolmetsch mit einem Gesamtaufwand von gegen
-^470000 M. (ohne Bauplatz) erstellte Markuskirche in Stuttgart ist nun bald
ein Jahr im Gebrauch; so mag aus den seither gemachten Erfahrungen heraus
ein Wort über die praktische und ästhetische Bedeutung dessen, was an ihr
neuartig ist, angezeigt sein.
Von außen verleiht ihr schon der angrenzende Fangelsbachfriedhof mit
seinen hohen Baumgruppen einen Hintergrund, wie er nicht schöner gedacht
werden kann; nach der Straßenseite hin wirkt ihre Schrägstellung mit vor-
gelagerter Gartenanlage sehr günstig, dahierdurch die erdrückende Höhe gegenüber-
liegender Miethäuser paralisiert wird, während das niedrige erste Pfarrhaus mit
ihr durch Torbogen, Mauer und Vorgarten zu einer Gruppe verbunden ist; das
auf der andern Seite der Kirche vorgesehene zweite Pfarrhaus wird den
Gruppenbau noch eindrucksvoller machen. Das massive Untergeschoß des 48,5 m
hohen Turms ist durch Kirche und Pfarrhaus verdeckt, so daß der abwechs-
lungsreiche obere Teil um so besser zur Geltung kommt. Von der Ver-
wendung des Eisenbetons für Turm, Gewölbe und Pfeiler hat sich bis jetzt
noch keinerlei nachteilige Wirkung gezeigt.
Wichtiger als das Aeußere ist das Innere der 1570 Sitzplätze fassenden
Kirche. Und um gleich mit der Hauptsache zu beginnen: die Akustik ist
von einer solchen Vorzüglichkeit, daß mau sie sich gar nicht besser wünschen
könnte. In dieser Beziehung hat sich Dolmetsch mit all den angewandten
Mitteln, vom Korkbewurf der Wände und Decken und von der Musterung
der Betonsäulen an bis zum Material der Kanzel und de/Form des Schall-
deckels als Meister bewiesen und zwar ebenso für das gesprochene Wort,
wie für Orgelton, Chor- und Sologesang. So ist die große Entfernung der
einzigen, 13 Sitzreihen liefen Empore mit 263 Plätzen von der Kanzel durch-
aus nicht störend. Dabei sind beim Gottesdienst die (auf dem Bild ge-
schlossenen) Wände des Betsaals unter der Empore versenkt; nicht bloß, weil
auch dieser Raum sich Sonntags mit Hörern füllt, sondern weil die Akustik
dadurch gewinnt. Ebenso hat die Kirche bei Tag reichliche Helle, während
 
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