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Oktober 1909

Einundfünfzigster Jahrgang

Nr. 10


Christliches

Kunstblatt
tzerausgegeben von
O.ibeol.DavldKoch

Erscheint mvnatl. in einem Heft zu
32 S. u. enthält viele Textillustr.
1—2Kunstbeil. u. bisweilen Noten

Preis für das Vierteljahr 2 M.
In beziehen durch alle Post-
um teru.Buch Handlungen

Hans Thoma
Zum festlichen Gruß
Von David Koch
^u den Jubiläen von E. v. Gebhardt und F. v. Uhde kommt am
<)2. Oktober 1909 noch ein drittes Künstlergedächtnis: da wird unser
Hans Thoma 70 Jahre alt. Hans Thoma ist nicht in dem Sinne deutsch-
protestantischer Meister, wie die beiden Genannten. Er ist universeller.
Seine kunstgeschichtliche Stellung beruht sowohl in seinen religiösen
Bildern, als in seiner Malerei als solcher und in der naiv-poetischen
Eigenart, Deutscher zu sein, als Deutscher zu sehen und vor allem als
deutscher Landschaftspoet sein Lied zu singen, wie kein andrer Maler am
gestirnten Himmel der nun zur Ruhe gehenden letzten großen Maler-
generation. Damit soll nicht gesagt sein, daß wir nicht auch auf Hans Thoma
als einen der Unsrigen stolzen Anspruch erheben wollen.
Im Gegenteil — wenn wir im Programm unsrer Bestrebungen das
Wort Volkskunst voranstellen, so ist Hans Thoma überhaupt einer unsrer
ersten Führer gewesen.
Und darum sei, noch ehe ich diese These beweise, unsrem altehrwürdigen,
junggebliebenen Meister zuvörderst ein schlichter und frommer Glückwunsch
dargebracht. Mögen dem rastlos bildenden Meister noch lange die klaren
tiefen Augen offen stehen, daß seine Wimper die Schönheit der deutschen
Gotteswelt trinkt, wie einer mit bedächtigem Zuge vom Becher alten Rhein-
weins schlürft. Möge „der Hüter des Tales" noch lange auf der Wacht
stehen und dem Meister Tod wehren, möge er auch noch manch einmal die
Feder mit dem Pinsel vertauschen und kluge Menschen- und Künstlerworte
niederschreiben.
Hans Thoma hat einmal selbst gesagt: „Kunstreformer zu sein, fiel
mir nie ein. Dazu fehlte mir eine Theorie, und ohne die geht es nicht!
Ich wollte ja nur malen, weil ich die Meinung habe, daß noch gar viele
schöne Bilder in der Menschenseele schlummern, die noch nie gemalt wor-
den sind."
 
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