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August 1909

Einundfünfzigster Jahrgang

Nr. 8

Christliches Kunstblatt

für Kirche, sss
Schule und Haus
Erscheint monatl. in einem Heft zu
32 S. u. enthält viele Textillnstr.
l —2 Kunstbeil. u. bisweilen Noten


Herausgegeben
von David Koch
Preis für das Vierteljahr 2 M.
Zu beziehen durch alle Post-
amt e r u. B u ch h a n d l u n g e n

Mozarts Religion in der Musik
^^ätte Mozart nur sein Requiem komponiert,'so hätte er der Kirchen-
^/musik schon den größten Dienst getan. Aber jeder, der Mozart näher
kennt, weiß, daß die Macht seiner Musik eilte Form religiöser Harmonie hat,
etwas in ihrer Reinheit Beglückendes und den Menschen selbst Reinigendes,
Versöhnendes, Erlösendes. Mozarts Musik hat religiöse Kraft. Mozart
ist das Genie, bei dem man Religion und Kunst nicht trennen kann, Gött-
liches und Menschliches.
Ein menschliches Buch über Mozart zu erhalten, war wohl der
Wunsch vieler — ein Buch, das bei allen wissenschaftlichen Voraus-
setzungen sich zum Ziele setzte: Die Erkennt uisder Persönlichkeit
Mozarts als die Quelle seiner Kunst.
Warum schaffen heute so wenig Künstler religiöse Werke? Weil es
ihnen an Religion gebricht in ihrem Menschentum. Religiöse Kunst muß
aus dem Menschsein herausgeboren werden. Mail mag uns tausendmal
versichern, daß die Ethik der größten religiösen Künstler nicht ganz in
Ordnung war, und daß also auch andere Künstler befähigt seien zu reli-
giösem Schaffen. Es ist und bleibt ein fundamentaler Unterschied: ob
ein Künstler aus den ethischen Konflikten zu einer Erlösung sich empor-
ringt, oder ob ein Künstler die Konflikte nicht als tragische Hemmnisse zur
Personwerdung empfindet.
Unter diesem Gesichtswinkel das Leben Mozarts — in dem neuen
Werke von vr. Karl Storck - (M ozart' Sein Leben und Schaffen.
Verlag Greiner K Pfeiffer, Stuttgart) — zu lesen, ist Genuß und Gewinn.
Das Buch ist durchaus modern empfunden. Die geschichtlichen Grund-
lagen von Mozarts Leben und Schaffen sind aufgedeckt, wobei aber alles
Geschichtliche nur als Mittel zur Entdeckung von Gegenwartswerten be-
nutzt ist.
Von religiösem Interesse ist schon die in der Einleitung behandelte
Frage vom musikalischen Genie und dem Universalstil der Musik. Storck
geht aus von dem Schopenhauerschen Begriff der Musik als jener schöpfe-
 
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