DOI Heft:
Nr. 4 (April 1909)
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.44121#0114
April 1909
Einundfünfzigster Jahrgang
Nr. 4
Christliches Kunstblatt
Herausgegeben
von David Koch
für Kirche, sss
Schule und Haus
Preis für das Vierteljahr 2 M.
Zu beziehen durch alle Post-
ämter u. B u ch h a n d l u n g e n
Erscheint monatl. in einem Heft zu
32 S. u. enthält viele Textillustr.
1—2 Kunstbeil. u. bisweilen Noten
Osterbilder in religiös-psychologischer Beleuchtung
Mit 4 Bildern
religiöse Gefühl in der Kunst, das muß das Thema einer Kunst-
urgeschichte sein, die den Namen eines religiösen wirklich verdienen will.
Ihre Aufgabe ist, innerlich nachzuerleben, was die Kunstwerke aussprechen,
sie zu befragen, ob in ihnen wirklich echtes religiöses Fühlen zum Aus-
druck kommt, die Kunst durch die Jahrhunderte daraufhin zu durch-
forschen, wie in ihr das religiöse Gefühl in seiner unendlichen Mannig-
faltigkeit sich spiegelt, und zu diesem Zwecke überall dahin zu schauen, wo
tiefstes Empfinden künstlerisch gestaltet worden ist. Dinge, die in einer
Geschichte der kirchlichen Kunst ihren Platz haben, wie die Geschichte des
Kirchenbaus, Archäologisches, Monographisches, kommen hierbei nur in soweit
in Frage, als das psychologische Interesse berührt wird, und die Behandlung
hätte nicht von der Entwickelung der Kunstformen, sondern von der des
religiösen Lebens auszugehen. Und während sonst die neuere Zeit zu-
gunsten der Anfänge sehr stiefmütterlich behandelt zu werden pflegt, würde
bei der Voranstellung des religiös-psychologischen Moments gerade das
reicher differenzierte geistige und religiöse Leben in seiner Veranschaulichung
durch die Kunst das Hauptinteresse beanspruchen. Wenn, wie in der
Thöologie, so auch in der Kunstbetrachtung die Wichtigkeit der psycholo-
gischen Wertung der Erscheinungen immer mehr gewürdigt würde, so müßte
sich ergeben, welch reiches Anschauungsmaterial die Kunst für das Verständnis
des religiösen Lebens in dem Reichtum seiner Formen zu bieten hat. Das
Künstlerische käme dabei durchaus zu seinem Rechte, denn nur Kunstwerke
werden uns wirklich etwas zn sagen haben. Aber die künstlerischen Aus-
drucksmittel sind uns nur insofern wichtig, als sie eben Mittel sind, Seelisches
auszudrücken.
Soviel zur Erklärung der Ueberschrift. Wir wollen uns nun im folgenden
einige bedeutsame Darstellungen der Ostergeschichte daraufhin ansehen, wie
mannigfachen Widerhall die Osterbotschaft in den Seelen der Künstler ge-
funden hat.
Einundfünfzigster Jahrgang
Nr. 4
Christliches Kunstblatt
Herausgegeben
von David Koch
für Kirche, sss
Schule und Haus
Preis für das Vierteljahr 2 M.
Zu beziehen durch alle Post-
ämter u. B u ch h a n d l u n g e n
Erscheint monatl. in einem Heft zu
32 S. u. enthält viele Textillustr.
1—2 Kunstbeil. u. bisweilen Noten
Osterbilder in religiös-psychologischer Beleuchtung
Mit 4 Bildern
religiöse Gefühl in der Kunst, das muß das Thema einer Kunst-
urgeschichte sein, die den Namen eines religiösen wirklich verdienen will.
Ihre Aufgabe ist, innerlich nachzuerleben, was die Kunstwerke aussprechen,
sie zu befragen, ob in ihnen wirklich echtes religiöses Fühlen zum Aus-
druck kommt, die Kunst durch die Jahrhunderte daraufhin zu durch-
forschen, wie in ihr das religiöse Gefühl in seiner unendlichen Mannig-
faltigkeit sich spiegelt, und zu diesem Zwecke überall dahin zu schauen, wo
tiefstes Empfinden künstlerisch gestaltet worden ist. Dinge, die in einer
Geschichte der kirchlichen Kunst ihren Platz haben, wie die Geschichte des
Kirchenbaus, Archäologisches, Monographisches, kommen hierbei nur in soweit
in Frage, als das psychologische Interesse berührt wird, und die Behandlung
hätte nicht von der Entwickelung der Kunstformen, sondern von der des
religiösen Lebens auszugehen. Und während sonst die neuere Zeit zu-
gunsten der Anfänge sehr stiefmütterlich behandelt zu werden pflegt, würde
bei der Voranstellung des religiös-psychologischen Moments gerade das
reicher differenzierte geistige und religiöse Leben in seiner Veranschaulichung
durch die Kunst das Hauptinteresse beanspruchen. Wenn, wie in der
Thöologie, so auch in der Kunstbetrachtung die Wichtigkeit der psycholo-
gischen Wertung der Erscheinungen immer mehr gewürdigt würde, so müßte
sich ergeben, welch reiches Anschauungsmaterial die Kunst für das Verständnis
des religiösen Lebens in dem Reichtum seiner Formen zu bieten hat. Das
Künstlerische käme dabei durchaus zu seinem Rechte, denn nur Kunstwerke
werden uns wirklich etwas zn sagen haben. Aber die künstlerischen Aus-
drucksmittel sind uns nur insofern wichtig, als sie eben Mittel sind, Seelisches
auszudrücken.
Soviel zur Erklärung der Ueberschrift. Wir wollen uns nun im folgenden
einige bedeutsame Darstellungen der Ostergeschichte daraufhin ansehen, wie
mannigfachen Widerhall die Osterbotschaft in den Seelen der Künstler ge-
funden hat.