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wie praktisch zur Aufbewahrung von Gesangbuch, Hüten und Schirmen ein-
gerichtet.
Die beigegebenen Illustrationen bedürfen wohl keiner weiteren Er-
klärung; schade ist, daß das Bild von Altar und Orgel den völligen Ein-
druck nicht ganz gibt, weil darauf die Farben- und Lichtwirkungen nicht
wiedergegeben werden konnten. Um so deutlicher sind die Reliefintarsien
an der Kanzel geraten, von Kunstmaler Pelin entworfen und ohne jede An-
wendung von Farbe lediglich durch verschiedene Holzarten in feinster Farben-
zusammenstimmung hergestellt. Von den 8 großen Gipsreliefs unter den
Rundfenstern des Hauptschiffs nach Zeichnungen von Professor Friedrich
Keller gibt das Bild «Schiff und Empore" wenigstens einen Begriff; ihr
Elfenbeinton stimmt trefflich zum Ton der Wand- und Deckenbemalung.
Nimmt man dazu die vortreffliche, von Walcker in Ludwigsburg gebaute
Orgel und den prächtig zusammengestimmten Klang der vier von Kurtz ge-
gossenen Glocken, so darf gesagt werden, daß in diesem Kirchenbau das er-
probte Alte mit dem zeitgemäßen Neuen glücklich verbunden und die Frage
des evangelischen Kirchenbaus ihrer Lösung um einen guten Schritt näher-
gebracht ist. G. Gerok
S
Das Bild Christi in der bildenden Kunst
Von Wilhelm Steinhaufen
^-ch weiß nicht, wann und wie sich zuerst in der Christenheit der Zweifel
regte, ob es recht sei, der bildenden Kunst einen Raum in den Kirchen
und Häusern zu geben.* Aber es gab ja immer Christen, die in völliger
Weltflucht das Ziel der Nachfolge Christi sahen und in der Schönheit der
Welt, wie sie die Kunst widerspiegelt, eine Verführerin, lind wie nun wirk-
lich mit der Kunst aller Prunk, alle Pracht der Welt und des Reichtums in
die Kirche einzog, wie dann das Innere verdeckt wurde durch das Aeußere
und dieses Aeußere zu einem Aeußerlichen wurde, das die Menschen über
das Entscheidende hinwegzutäuschen schien, da kam es auch zu dem feind-
lichen Ruf „hinweg mit diesem Unrat". Wohl wurde der zu rohe Aus-
bruch des Unwillens unterdrückt, doch blieb der Zwiespalt aufgedeckt für
jedermann und er währt noch heute und beschäftigt die Gemüter des Volkes
wie den einzelnen. Und nicht zum wenigsten ist er jetzt durch die moderne
Wissenschaft, durch Philosophie und Theologie verstärkt und begründet worden.
Wie denn fast jede Lehrmeinung sich in der Kunst — naiv könnte man
sagen — widerspiegelt, und so sehen wir alle Leiden und Schmerzen der
Lehr- und Glaubensstreitigkeiten der alten und neuen Theologie auch hier
* Entnommen der Rede des Künstlers in Freudenstadt. Pfingsten 1908..
Verlag Basler Missionsgesellschaft
 
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