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zum Abdruck überwiesen hat, kurz charakterisiere, einiges zum intimeren
Verständnis Burnands beizutragen. In den ?urubole8 tritt er uns ent-
gegen in zwei liebenswürdigen Eigenschaften: als Familienvater und Tier-
freund. Man muß ihn im Kreis seiner kinderreichen Familie gesehen haben,
und man muß Zeuge gewesen sein, wie er mit Tieren umgeht, ob er nun
am Rhein über Stock und Stein einer Schafherde nachrannte, um die Tiere
zu liebkosen, oder ob er im Kurdin cl'^Lclimutution in Paris mit allem,
was kriecht, fliegt, geht und klettert, seinen köstlichen Spaß trieb, um diese
beiden Seiten seines Wesens, disparat auf den ersten Blick, nah verwandt
im Grunde, zu verstehen. Den innigsten Frauenbildern: der glücklichen
Finderin, der Krankenbesucherin, der Bibelleserin und andern mehr hat er
die Züge seiner treuen Gefährtin seines Lebens und Schaffens ausgeprägt,
und unter den Kindern und jungen Gesellen taucht da und dort eines seiner
Kinder auf. Wie sollte es anders sein? Ein Vaterherz, voll Stolz auf
seine Kinder, in herzlicher Liebe schlagend für sie, sorgend, wachend, betend,
du findest überall in den Gleichnissen seine Spur. Und mit welcher Liebe
sind die Schafe, Hunde, selbst die Säue gezeichnet, am rührendsten wohl das
Eselsfüllen, das seiner Mutter nachtrottet, welche den Verwundeten trägt.
Fürwahr, es hat auch seine Richtigkeit:
Willst den Maler du verstehen,
Mußt in Malers Lande gehen.
Wohl dem dies Glück zn teil wird!
Unsere Bilder. „Den wiedergefundenen Groschen hätte ich
wohl fünfzigmal verkaufen können", hat mir Burnand gesagt. Ich glaub es
gern; es ist eine Perle der Sammlung. So ohne jede Pose, ohne Reflexion
und Stimmungsmache. est, sagt der Franzose. Wir fragen uns
unwillkürlich,' ob wir uns je die Finderfreude der Hausfrau anders als gerade
so vorgestellt haben. Das ist das Weib, dessen Glück zu groß ist, als daß
sie es allein tragen, allein verarbeiten kann, darum sie ihre Nachbarinnen
zu Genossen der Freude herbeiruft. Welch wundervolle Linie vom Angesicht
dem Arm entlang bis zum eingeholten Flüchtling, der, ein Sorgenbringer,
ein Freudestifter geworden ist. Der Blick der Frau verliert sich dabei nicht
in die Weite, sondern steigt sanft nach oben, ihre eigene Freude emportragend
zu der Freude, die über jeden bußfertigen Sünder bei Gottes Engeln ist.
Das zweite von uns gewählte Bild „vom unfruchtbaren Feigen-
baum" ist vielleicht nicht von derselben Unmittelbarkeit der Empfindung wie
das erste, wo wir den Funken vom Wort zum Bilde glauben überspringen
zu sehen. Da ist Reflexion, aber gesunde Reflexion. Als Meister Gebhardt
hörte, daß Burnand die Gleichnisse Jesu illustriert, meinte er: „Wie kann
man Bilder von Bildern malen?" Der „unfruchtbare Feigenbaum" bietet
wohl nach dieser Richtung hin besondere Schwierigkeiten. Sie sind aber
glänzend überwunden. Da steht er, der unnütze Baum, der nur dar Land
hindert. Wie lebenswahr ist das Gesicht des Herrn gezeichnet, der auf
den Stock gestützt, sein Recht zu fordern kommt. Nicht Unwillen ist in
 
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