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bänden. Von hier aus wird sich von selbst die Anteilnahme der Er-
wachsenen an solchen Waldgottesdiensten geben. Christliche Vereine aller
Art werden sich wohl bald mit solchen Waldgottesdiensten befreunden. Die-
selben wären dann nach ihrer gottesdienstlichen Ausgestaltung mehr litur-
gisch auszubauen. Kinderchöre, Kirchengesangvereinschöre, Gemeindege-
sang, Posaunenchöre könnten in reichem Wechsel sich um eine nicht allzu
lange Predigt reihen. Die gottesdienstliche Idee könnte neben der geistigen
Anbetung Gottes unter freiem Himmel noch gesteigert werden durch irgend-
welche festliche Gedanken — z. B. bei Calvinfesten am Genfer See oder
bei dem Gedächtnis an Gustav Werner, der einst in den schwäbischen Dorf-


Horvai Ianos Calvin-Denkmal in Genf
Unausgeführter Entwurf. Klischee des Verlagshauses Atar in Gens. Nachdruck verboten

scheu ne n predigte — oder bei großen Stöckerfeiern der Berliner Stadt-
mission. Ich will nicht sagen, daß man Tendenz in diese Waldgottesdienste
hineinlegen und Gegenbeispiele schaffen soll gegen die wüsten Orgien
mancher weltlichen Waldfeste. Ich möchte eher den Gedanken noch andeuten,
daß ungezwungen zu so einem freien Gottesdienst im Wald mancher —
zufällig oder absichtlich — sich naheu würde, dem das „Kirchenlaufen" ab-
handen gekommen ist.
Wie wenig ich solche Waldgottesdienste und ihre Predigten mir als
sentimentale Schönheitsredereien denke, möchte ich mit dem Hinweis darauf
erhärten, daß diese Waldfestpredigten einen unpolemisch apologetischen Ton
haben sollten, geboren aus dem universalistischen Geiste des Christentums,
der so oft in der Enge der Kirchenwände verloren geht.
Daß solche Waldgottesdienste großen Stils nur von berufenen Organi-
 
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