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Humanist; als solcher schon mußte er sich wehren gegen jede Trübung der
reinen Gottesidee und an die Seite derer treten, die wie Erasmus die Ver-
gröberung und Verweltlichung der Gottesverehrung bekämpften. Endlich
aber entzog sich Calvins wuchtige Gottesvorstellung durch ihre überwältigende
Größe einer bildlichen Darstellung von selbst. Ihm hätte auch kaum jene
wunderbare erhabene Gottvatergestalt genügt, die Michelangelo, sein großer
Zeitgenosse, in der Sixtina zu Rom geschaffen hatte zum Erweis dafür,
wieweit das übersinnliche göttliche Wesen sich in die Welt der Sinne
bannen läßt. Calvin bleibt bei der Ablehnung jedes Gottesbildes und
erklärt zusammenfassend: „Ich halte es nicht für gestattet, Gott in sicht-
barer Gestalt darzustellen, weil er es verboten hat und weil seine Herrlich-
keit dadurch entstellt und seine Wahrheit gefälscht wird. Wenn es jedoch


litonoci et baveriere und lailleui' et Dubois Calvin-Denkmal in Genf
Klischee des Verlagshauses Atar iu Genf. Nachdruck verboten

nicht gestattet ist, Gott im körperlichen Bilde darzustellen, so darf es
noch weniger erlaubt sein, ein Bild statt Gott oder Gott unter diesem
anzubeten/'
Was Calvin hier als Grundsatz ausgesprochen hatte, wurde in die
Praxis umgesetzt, sobald er von der Genfer Bürgerschaft zum Prediger
gewählt war. Bereits am 16. Januar 1537 erläßt der Rat eine Verordnung,
wonach alle noch vorhandenen Bilder ausgesucht und verbrannt werden
sollen. Am 30. März 1540 wurde der Befehl aufs neue eingeschärft. Sämt-
liche Bilder, die etwa noch in Privathäusern übriggeblieben waren, sollten
ausfindig gemacht und in das Spital gebracht werden, damit der Götzen-
dienst in Genf völlig vertilgt werde.
Doch redet Calvin selbst keineswegs dem aufrührerischen Bilder-
sturm das Wort. Im Gegenteil; bilderstürmerische Ausschreitungen ein-
zelner seiner Anhänger straft er mit rücksichtsloser Strenge. Als er im
Jahre 1561 hörte, die protestantische Bevölkerung von Sauve hätte, auf-
 
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