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Schon diese Tatsache zeigt, wie wenig Anschluß trotz des Dresdener
Tages noch unter uns Evangelischen ist. Aber es ist gut so. Wir werden
wohl ans der ganzen Linie von rechts und links und in der Mitte Liese
neuen Vorschläge begrüßen, über dem scheinbar Trennenden das Gemein-
same und die .Notwendigkeit einer Einigkeit auf dem Grunde dieser allgemeinst
gehaltenen „Ratschläge" erkennend.
k. Brathe schreibt in den „Mitteilungen des Vereins für religiöse
Kunst", daß unser Kunstblatt eine Schwenkung in das Fahrwasser der
Monatsschrift für Gottesdienst und kirchliche Kunst gemacht, und daß gerade
die Richtung, welche die meisten Anhänger unter den Geistlichen habe,
zumal in Nord- und Mitteldeutschland, jetzt des Organs zur Vertretung ihrer
Anschauung entbehre.
Als es sich um die Zeit des Dresdener Kirchenbautages um den Kampf
für die künstlerische, fortschrittliche Anschauung handelte, konnte es so scheinen.
Ich habe aber nach dem Dresdener Kirchenbautag nicht verfehlt, zu sagen,
daß mir dort erst völlig klar wurde, daß wir in Deutschland keinen ein-
heitlichen protestantischen Kirchenbaugrundriß erwarten dürfen.
Um noch deutlicher zu sein, will ich nach diesen Ausführungen Vrathes
sagen, daß ich meine Neigung zum axialen Grundriß und zu englischen
Vorbildern der Orgelstellung (Orgelkammer) als eine individuelle Anschau-
ung betrachte, und daß ich seither auf die mancherlei Fragen um Rat
immer geantwortet habe, daß ich keinem Geistlichen die axiale Kanzel in
seiner Gemeinde empfehle, wenn diese nicht geschichtlich oder in den
Wünschen einer starken Majorität begründet ist. Außerdem habe ich wieder-
holt den Gedanken vertreten, daß mir als die dogmatisch richtigste Anordnung
immer mehr die erscheine, welche -dem Altar seine zentrale Stellung und seinen
Raunr läßt, dagegen Taufstein oder besser Taufkapelle — samt der organisch
gleichwertig zur Taufkapelle ausgebauten Kanzel — rechts und links vom
Altar mehr in den Vordergrund stellt.
Wer neben dem Sakrament des Altars das Sakrament der Taufe
auch architektonisch in seiner Kirche betont wissen will, der tue das in der
„Taufkapelle" oder Taufnische. Wir haben erst neulich eine solche Lösung
in der Stuttgarter Markuskirche veröffentlicht.
Von anderer Seite wurde mir gesagt, daß ich immer nur axiale
Kanzeln bevorzuge. Ich erwiderte und wiederhole es: sobald mir eine kün st-
le risch gelöste Grundrißform obiger oder der älteren Anschauung zu Ge-
sicht kommt, bringe ich diese Kirche mit Freuden.
Ich habe auch unseren alten Mitarbeiter Brathe gebeten, uns einen
Äberblick über künstlerisch neue Kirchen der Richtung zu geben, welche Brathe
im Auge hat. Ich habe auch einen größeren Betrag für Klischees zu
diesem uns alle aller Richtungen interessierenden Aufsatz sofort zur Ver-
fügung gestellt, damit in Wort und Bild die starke stattliche Neuentwick-
lung zutage tritt.
Ich lege den bestimmtesten Wert darauf, daß unser Blatt nicht als
 
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