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der sich um den protestantischen Kirchbau im Elsaß bereits hochverdient
gemacht, den ausführenden Künstlern mit seinem bewährten fachmännischen
Rat zur Seite gestanden ist.
Von Camissar stammen die Entwürfe zu den trefflich gelungenen
Ornamenten. Rebenranken mit Vollreifen Trauben ziehen sich ober- und
unterhalb der Rundkehle entlang, die Seitenwand und Decke verbindet,
und zwar nicht in schüchterner Andeutung bloß, wie es oft geschieht,
sondern in anheimelnder Breite. Dasselbe Motiv wird ausgenommen bei
der Einsäumung des Quadersockels, der die uutere Partie der Wände
einnimmt. Von der Decke leuchtet ein in lichten, keuschen Farben ge-


Architekt Friedrich Veil-Stuttgart Entwurf zu einem Lutherhaus und Luthersaal in Stuttgart

haltenes Kreuz mit einem Strahlenkränze, das bei günstiger Beleuchtung
die Weihe des Kirchenraumes in überraschender Weise erhöht.
Besonders zu beglückwünschen ist Pfarrer Iakoby, daß er auch das
heimatliche Handwerk heranzuziehen wußte. Der Dorfschreiner versah in
guter Arbeit Kanzel und Pfarrstühle mit den im Hanauer Land wohl-
bekannten Motiven Tulpe, Rose uud Blumenkörbchen.
So ist es denn ein warmer, einheitlicher Gesamteindruck, den diese
mit viel Aberlegung, Sachkenntnis und Kunstsinn ausgemalte Kirche hinter-
läßt. Möge nicht bloß im Elsaß, wo diese Ausmalung eine kühne Neue-
rung bedeutete, sondern überall, wo man bereit ist, die bildende Kunst
in den Dienst der Religion zu stellen, die Aufgabe, eine protestantische
Kirche künstlerisch auszuschmücken, so glücklich gelöst werden, wie in Ober-
sulzbach. vr. Ito. Gustav Lasch-Straßburg
 
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