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329

Badische evangelische Kirchenkunst
Von Pfarrer Lic. Kühner, Waldkirch i. B.
Mit 18 Abbildungen
(Schluß)
Gemeindehäuser
1. Zur Ergänzung des den Eingang der Karlsruher Weststadt beherr-
schenden Kirchenbaues und ihm ebenbürtig an Schönheit und zweckmäßiger
Gestaltung ist vom Evangelischen Männerverein der Weststadt ein sehr
stattliches evangelisches Gemeindehaus in der Blücherstraße, V-t Stunde ent-
fernt von der Kirche, erbaut worden, das einerseits dem Gottesdienstbedürfnis
der sich mehrenden Neuweststadtgemeinde, anderseits den sozialen Bestre-
bungen der gesamten Weststadtgemeinde dienen soll. Es ist nebenbei auch
einer Reihe von Zwecken dienstbar, wie Kegelbahn, Weinkeller und Eiskeller
für Vereinsfeste, Gartenrestaurant, die nicht notwendig zu einem evangelischen
Gemeindehaus gehören, aber offenbar zur Rentabilität viel beitragen. (Siehe
Abb. 9 und 10) Aber dem wohnlich gestalteten Souterrain, welches Küche,
Wohnraum, Keller und Kegelbahn enthält, erhebt sich das Erdgeschoß mit
seinem großen Hauptsaal und seinen darumliegenden sechs Nebenräumen,
1. einem Saal für Kinderschule, 2. einem Saal für Konfirmandenunter-
richt und Versammlungen des Iugendbunds, 3. einer Bibliothek mit Lese-
raum, 4. einem Büffet, 5. einer Garderobe, 6. einer Bühne, die untertags
einer zweiten Kinderschule (für jüngere) eingeräumt ist. Der große Saal
(siehe Abb. 11) selber dient einerseits zur Abhaltung des Sonntagsgottes-
dienstes der Neuweststadtgemeinde, wobei die Bühne durch eine hölzerne
Schiebwand verschlossen und nur so viel Raum auf der Rampe gelassen ist,
um die Rednertribüne bezw. Kanzel aufzunehmen, anderseits ist er Fest- und
Konzertsaal. Diese Lösung ist doch wohl nur als Notbehelf gelten zu lassen,
sie leidet unter dem Doppelzweck und Doppelcharakter eines und desselben
Raumes, der von den Gottesdienstbesuchern unangenehm, von manchen
als unwürdig empfunden wird. Der Saal ist zwar sehr licht und hoch, in
moderner Architektur gehalten und sein ausgestattet, aber die Ausstattung
für weltliche Feste paßt nicht ohne weiteres für den Kultus und umgekehrt;
ich gedenke noch von einer Lösung in der Freiburger Paulskirche zu be-
richten, die sehr viel glücklicher ist.
Der Saal, der seine Beleuchtung durch Oberlicht empfängt, geht
durch 2VZ Stockwerke hindurch und hat sein eigenes Dach; er hat aus zwei
Seiten eine Empore, die eine für die Orgel, die andere für das Publikum.
(Siehe Abb. 12.) Nur die umliegenden Räume und zwei Flure sind
überbaut. In diesem Oberbau befinden sich außer der schönen Pfarrers-
wohnung die Räume für Hausmeister- und Schwesterwohnungen. Außerdem
ist im ersten Obergeschoß noch untergebracht ein kleiner Saal für die
Nähschule der schulentlassenen Mädchen; ein Sitzungszimmer und eine
 
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