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Wohnung sei aus die Abb. 1 hingewiesen. Das stattliche Haus bereichert
das Straßenbild und kann in seinem imposanten Aufbau, wie in seiner
ebenso schönen als vielseitigen und praktischen Inneneinrichtung als Muster
bezeichnet werden für das Gemeindehaus einer modernen Großstadtgemeinde,
die auch den sozialen Bedürfnissen der Jetztzeit gerecht werden will.
2. Ebenso den vielseitigen kirchlichen und sozialen Zwecken dienstbar,
aber nicht so modern und großzügig gedacht, freilich auch nicht so teuer ist das
bescheidenere Südstadtgemeindehaus in Karlsruhe. Ein Hauptvorteil ist, daß
hier keine Gottesdienste abgehalten zu werden brauchen. Für Bibelstunden,
für doppelten Konfirmandenunterricht sowie auch zur Veranstaltung von
musikalischen Aufführungen und Familienabenden ohne Bier — diese letz-
teren sind schon beliebter als dis mit Bier! — erweist sich das Haus sehr
zweckmäßig. Die Säle sind mit großen farbigen Künstlersteinzeichnungen
geschmückt. Hier fand jüngst auch die Ausstellung für religiöse Volks-
kunst statt, die so viel Anklang bei Sachverständigen und Bürgerkreisen
gefunden hat.
3. Im Jahre 1907 hat auch die evangelische Gemeinde Konstanz nach den
Plänen des Regierungsbauinspektors Engelhorn sich ein zweistöckiges Ge-
meindehaus mit Meßners- und Diakonissenwohnung, Arbeitervereinsraum,
Bibliothek, Fest- und Konfirmandensaal erstanden. Der Festsaal befindet
sich im ersten Stock und zieht durch seine schöne Architektur und feinsinnige
Bemalung im Stile der mittelalterlichen, romanischen Klosterbauten der alten
Bischofsstadt den Kenner und Kunstfreund besonders an. Freilich erweist
er sich mehr noch als die übrigen Räume für die 4000 Seelen zählende und
wohl noch stark anwachsende Seestadtgemeinde als viel zu klein, viel zu
abgelegen und zu schwer erreichbar. Er ist ein Saal für architektonische Fein-
schmecker und ganz intime Kreise der Gemeinde, nicht aber zur Sammlung
und Belebung der aus „allerlei Volk" und sogar Gemeinschaftsleuten
zusammengesetzten, fluktuierenden Gesamtgemeinde.
4. Ein ganz origineller Bau, bis jetzt einzig in seiner Art, ist das in
das Kinzigtal glücklich eingegliederte, im Schwarzwaldhausstil erbaute Ge-
meindehaus in Gutach bei Wolfach (Abb. 13). Es hat um seines ländlichen
Gewandes willen viel Kritik herausgesordert, aber auch — und wohl bei
den Verständigeren — als ein schönes Zeugnis echter Heimatkunst viel berech-
tigte Anerkennung gefunden. Es ist kein Kasten mit städtischem Anstrich, kein
Ban nach dem Schema l?. „An dem Gemeindehaus in seiner jetzigen Gestalt" —
sagt der xastor looi, der den Bau angeregt hat, Dekan Anzinger mit Recht
— „geht keiner vorüber, ohne daß es ihm anffällt, ohne daß er sich seine
Gedanken darüber macht und irgendeinen Eindruck davon mitnimmt. Eins
ist sicher: hätten wir einen städtischen Bau hergestellt, so würde sich kaum
ein Mensch, der durch unser Tal kommt, danach umdrehen." Die untere
Galerie ist mit dem lehrhaften Spruch geschmückt:
„Gemeindehaus bin ich genannt,
Erbaut zur Wohlfahrt auf dem Land."
 
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