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zugleich ein schöner Beweis der Diasporagemeinde-Opferwilligkeit, die es sich
37 000 Mark kosten ließ, um ein eigenes Heim zu besitzen. Es zeigt schließ-
lich, daß auch mit bescheidenen Mitteln künstlerische Wirkung hervor-
gebracht werden kann, wenn man auf bestimmte, leuchtende Farben, ruhige
Linien, schönes Licht, solides Material und sinnigen Bilderschmuck Be-
dacht nimmt.
Gruppenbau
Die evangelische Gesamtgemeinde in Freiburg bedurfte eines groß
angelegten Gemeindehauses mit Festsaal und Vereinsräumen, die neu-
gegründete dritte Parochialgemeinde an der Dreisam, die Paulusgemeinde,
bedurfte einer Kirche. So hat man von dem vor Jahren von D. Sülze
ausgestellten Prinzip, wonach alle für die Gemeinde nötigen Räume unter
einem Dach vereinigt werden, Gebrauch gemacht und lokalen Bedürfnissen,
aber auch neuzeitlichen sozialen Verhältnissen entsprechend eine Vereini-
gung von Kirche und Gemeindehaus erstrebt und für die
Bausumme von 480 000 Mark auch erhalten, worin auch die Erstellung
eines an der Straße liegenden Gebäudes mit Pfarrwohnung nnd den
Bureaus für Verwaltungszwecke mit einbegriffen ist.
Die Gemeindehauskirche selbst steht, mit einem großen Vorplatz ver-
sehen, im Hofe und ist von der Straße her durch ein schönes, skulpturen-
geschmücktes Tor bequem zugänglich. Wiewohl möglichst einfach gehalten
— nur das Mittelteil mit dem Portal ist reicher ausgestattet — wirkt sie
auch von außen in ihren kräftigen romanischen Formen, wenn man die
Einfahrt passiert hat, imposant. Ihr schönes Portal, die Rosette und das
schwere Kreuz in der Höhe bestärken den kirchlichen Charakter.
Im Hause selber interessiert uns zunächst die Kirche, die man auf
zwei bequemen Treppen vom breiten Flur des Erdgeschosses her erreicht.
(Abb. 16) Sie hat Raum für 700 Personen (650 Sitzplätze) und zeigt
das Schema einer Basilika. Das Hauptschiff ist wesentlich höher als die
beiden Seitenschiffe, und von diesen durch möglichst wenige Säulen ab-
gehoben. Die Decke ist in allen drei Schissen eine gerade Balkendecke. In
der chorartigen Erweiterung der Kirche steht in der Mitte der Altar, der
mit der Kanzel verbunden ist, also ein „Kanzelaltar", aus Stein. Rechts
vom Beschauer ist der Taufstein angebracht, links ist Raum gelassen für
eine große Paulusstatue, deren Ausarbeitung dem Karlsruher Elsässer
übertragen ist. Die achsiale Kanzel- und Altarstellung ermöglicht den
Blick von allen Seiten aus nach dem funktionierenden Geistlichen. Auf einen
Mittelgang nach dem Altar hin hat man verzichtet und dadurch wesentlich
Sitzraum gewonnen. „Der Not gehorchend" hat man Orgel und Sänger-
bühne in den Rücken der Gemeinde gelegt, was ich nicht für nachteilig halten
kann, da ich Gegner der Schaustellung der singenden Kirchenchor-Damen und
-Herrn bin. An der Seite der Apsis befindet sich ein Rednerpult, von dem
aus die kirchlichen Vorträge, für die der Kirchenraum ebenfalls bestimmt
und sehr geeignet ist, gehalten werden.
 
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